Der himmlische Weihnachtshund
»Nun, das können wir doch später auch noch. Lade sie doch demnächst einfach zu einem gemeinsamen Dinner ein. Wir könnten auch deine Eltern dazubitten … «
»Allein, Linda. Ich hätte gerne noch ein bisschen allein mit ihr gesprochen.«
»Ach ja?« Zwischen ihren Augen entstand eine steile Falte. »Wozu?«
»Wozu? Du bist gut! Wir haben uns eine Ewigkeit nicht gesehen. Du kennst sie doch gar nicht, und meine Eltern werden sich kaum groß für sie interessieren.«
»Mag sein, aber wenn sie dir so wichtig ist, möchte ich sie natürlich auch ganz gerne kennenlernen«, erwiderte Linda diplomatisch. »Vor allem, nachdem sie jetzt so plötzlichInteresse an dir zeigt, obwohl sie doch offenbar schon eine Weile in der Stadt ist, ohne sich bei dir gemeldet zu haben.«
»Was soll das denn heißen? Warum reitest du so darauf herum?«
Linda hob die Schultern. »Nichts. Nur, dass ich mich frage, was für einen Grund sie hat, hier plötzlich aufzutauchen. Wenn es wegen des Hundes ist, hätte sie dich auch anrufen können.«
»Sie hatte meine Nummer nicht.«
»In der Firma hätte sie es den ganzen Tag lang versuchen können.«
»Sie führt eine Tierarztpraxis und hatte wahrscheinlich keine Zeit.«
»Mhm.«
Michael runzelte die Stirn. »Hast du etwas gegen sie?«
»Aber nein, mein Schatz. Überhaupt nicht. Komm, lass uns ins Sternbach gehen und etwas essen. Ich kann rasch einen Tisch reservieren.«
»Das geht nicht.« Michael schüttelte den Kopf. »Ich kann Keks nicht hier allein lassen, und mitnehmen möchte ich sie auch noch nicht. Sie soll sich erst mal hier eingewöhnen. Außerdem muss sie noch mal raus.«
Linda seufzte ergeben. »Also gut, wie du meinst. Dann geh mit ihr nach draußen, und ich bestelle uns was vom Chinesen.«
Michael zögerte einen Moment, er war kurz davor, den Vorschlag abzulehnen. Doch dann überlegte er es sich anders. Was brachte es, Linda zu verärgern? Also holte er die Hundeleine von der Garderobe und rief Keks zu sich.
8. Kapitel
»Siehst du, die Probleme gehen schon los«, sagte Santas Frau, die gerade ein Tablett mit Gebäck für die Handwerker-Elfen hereintrug und dabei einen Blick auf die von durchsichtiger Folie verhüllten Videobildschirme warf. »Das hast du jetzt davon.«
Santa Claus strich sich verwundert durch den Bart. »Was habe ich davon?«
»Na, diese Linda ist eifersüchtig!«, erklärte seine Frau ihm ungeduldig. »So was ist immer ganz schlecht. Nicht, dass du am Ende noch einen Keil zwischen sie und Michael treibst!«
»Ach was, Keil.« Der Weihnachtsmann schüttelte entschieden den Kopf. »Wenn schon ein einfacher Besuch Fionas ausreicht, um Linda auf die Palme zu bringen, dann kann die Beziehung nicht auf festen Füßen stehen.«
»Immerhin scheint Michael ja einen ziemlichen Ruf zu haben, was Frauen angeht«, gab seine Frau zu bedenken. »Da erscheint es mir verständlich, dass Linda auf der Hut ist.«
»Mag sein. Aber andererseits kommt sie mir auch nicht wie ein Engel vor«, antwortete Santa Claus. »Sonst hätte sie Michael doch offen darauf angesprochen, oder etwa nicht?«
»Das hat sie aber doch. Sie hat Fiona sogar zum Essen eingeladen.«
»Schatz, ich glaube, wir warten lieber noch ein bisschen ab, bevor wir ein Urteil fällen«, sagte der Weihnachtsmann. »Und nun muss ich dringend wieder an meine Arbeit. Der Postbote hat heute einen ganzen Sack voll neuer Wunschzettel gebracht. Die muss ich alle noch lesen und katalogisieren.«
»Wie du meinst.« Mit einem letzten skeptischen Blick auf die Videowand ließ Santas Frau ihn und die beiden Handwerkerelfen in seinem Büro wieder allein.
9. Kapitel
Nachdenklich betrachtete Michael die beiden vollen Müllsäcke mitten in seinem Wohnzimmer. Er wusste nicht recht, was ihn überkommen hatte, seine Schränke auszumisten. Es war Freitagnachmittag, nein, fast schon Abend. Das erste Adventswochenende stand vor der Tür, und Linda würde ganz sicher verlangen, dass er mit ihr irgendwohin ausging. Ins Sternbach vermutlich. Daran lag ihm jedoch ausgesprochen wenig. Er war schon seit vielen Jahren nicht mehr auf dem Weihnachtsmarkt gewesen. Als Kind und auch noch als Jugendlicher hatte er sich dort gerne mit Freunden getroffen. Doch diese Freunde hatten inzwischen alle Familien, lebten ein anderes Leben als er. Manche waren auch fortgezogen. So wie Fiona. Doch sie war inzwischen zurückgekehrt, und er konnte sich recht gut vorstellen, dass ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt ihr bestimmt gefallen
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