Der himmlische Weihnachtshund
Linda ist keine romantische Person und möglicherweise ebenso wenig gefühlsmäßig involviert wie ich.«
»Das ist ja abscheulich!«, stieß Fiona entsetzt aus. »Redestdu dir das bei allen Frauen ein, die du verführst?« Sie wandte sich ab und wollte aus dem Zimmer laufen, doch er hielt sie am Arm fest und zog sie so heftig zu sich herum, dass sie gegen ihn prallte.
»Fiona, ich rede mir überhaupt nichts ein«, sagte er nun ebenfalls verärgert. »Ich kenne Linda länger als du und kann sie wohl ein bisschen besser einschätzen, meinst du nicht? Was glaubst du, warum meine Eltern so scharf darauf sind, dass ich sie heirate?« Er schob grimmig das Kinn vor. »Ganz sicher nicht aus romantischen Erwägungen, sondern weil wir ein attraktives Paar sind und sie das nötige Kleingeld und die passende Familie mitbringt. Noch dazu arbeitet sie in unserer Firma – was könnte praktischer sein? Mehr steckt nicht dahinter. Natürlich kannst du mir zum Vorwurf machen, dass ich dieses Spiel mitspiele – oder mitgespielt habe. Das Arrangement war bequem für alle Seiten. Außerdem konnte ich doch nicht ahnen, dass ich dir so plötzlich wiederbegegnen würde.« Er hielt inne, und seine Miene entspannte sich ein wenig. »Noch weniger konnte ich wissen, was diese Begegnung mit mir anstellen würde.« Er zog sie trotz ihres Widerstands wieder an sich. »Mit uns«, raunte er und näherte sich wieder ihrem Gesicht.
»Das mag ja sein«, erwiderte Fiona mit klopfendem Herzen. »Aber das gibt dir noch nicht das Recht … «
Er lächelte. »Fiona, glaub mir, wenn ich es gewusst hätte, wäre die Geschichte mit Linda schon längst beendet gewesen. Aber«, er atmete tief durch, »das lässt sich ja nachholen.«
Ehe sie antworten konnte, lagen seine Lippen erneut auf ihrem Mund. Diesmal flammte die Leidenschaft zwischen ihnen sofort wieder auf. Fiona konnte sich des Sogs nicht erwehren, in den er sie hineinzog. Als er den Kuss vertiefteund mit seiner Zunge erst über ihre Unterlippe, dann über ihre Zähne und schließlich sogar neckend über ihren Gaumen strich, hatte sie das Gefühl, in einem Feuerstrahl zu vergehen. Doch da brach er die Verbindung auch schon wieder, wenn auch sichtlich widerstrebend. Sie waren beide außer Atem und brauchten einen Moment, um sich zu fangen.
»Eines muss ich noch klarstellen, damit wir einander richtig verstehen«, sagte er heiser und atemlos. »Hier geht es nicht um ein einfaches Abenteuer und schon gar nicht um eines, das zu nichts führt.«
»Ach nein?« In Fiona kribbelte es, als habe sich eine Armee Ameisen auf den Weg durch ihre Adern gemacht.
»Nein. Aber ich sehe schon, dass du mir nicht glaubst, solange ich dir keine Beweise liefere.« Er gab ihr einen raschen Kuss und ließ sie dann los, ergriff stattdessen ihre Hände. »Wenn du mich lässt.«
Entschuldigt bitte, Leute. Ich unterbreche euch ja nur
ungern, aber ich müsste unbedingt mal raus. Das ganze
Wasser, das ich vorhin getrunken habe … Ihr wisst schon.
Bitte, bitte, ich muss schon arg einhalten.
Fiona und Michael blickten gleichzeitig auf den leise jaulenden Welpen hinab. Als Keks merkte, dass sie die Aufmerksamkeit der beiden auf sich gezogen hatte, sprang sie auf und stupste beide fiepend mit der Nase an und lief ein paar Schritte in Richtung Tür. Auffordernd sah sie Michael an.
»Ich glaube, die Kleine muss raus«, sagte er seufzend. »Das ist dann wohl mein Stichwort.«
»Soll ich euch wirklich nicht nach Hause fahren?«, bot Fiona an, obwohl sie nicht ganz sicher war, ob das eine so gute Idee war. Nicht nach dem, was eben zwischen ihnen vorgegangen war.
»Danke, aber ich glaube, es ist besser, wenn ich zu Fuß gehe«, lehnte Michael ab. »Ich muss ein bisschen nachdenken und einen klaren Kopf kriegen.« Er zwinkerte ihr zu und ging in den Flur, um seinen Mantel anzuziehen und Keks das Geschirr mit der Leine anzulegen. »Ich melde mich bei dir, sobald ich die … Sache mit Linda geklärt habe.«
»Bist du sicher, dass du das Richtige tust?« Fiona fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Noch nie hatte ein Mann seine Freundin wegen ihr verlassen. Schon gar nicht ein Mann wie Michael Sahler. Sie wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte.
»Ganz sicher«, antwortete er ruhig. »Was soll ich wohl sonst tun? Ich möchte gerne Zeit mit dir verbringen. Und wie du neulich schon ganz richtig festgestellt hast: Ich gehe nicht mit zwei Frauen gleichzeitig aus. Von allem Übrigen ganz zu schweigen.«
12.
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