Der himmlische Weihnachtshund
Jedenfalls glaube ich das
nicht. Was ist denn überhaupt Geld? Ach, egal, es muss ja
was Wichtiges sein, wenn es dir solchen Verdruss bereitet.
Ruf sie doch bitte an – oder noch besser: Lass uns zu ihr
fahren, ja?
»Tut mir leid, Herr Sahler, aber Fiona ist nicht da«, sagte Inge, die gerade dabei war, die Tür zur Praxis abzuschließen. »Sie haben Glück, dass Sie mich noch angetroffen haben. Ich bin nur noch hier, weil ich noch ein bisschen Papierkram erledigt habe. Morgen und am Wochenende ist die Praxis nämlich geschlossen, weil Fiona ihre Eltern besucht. Die sind über Weihnachten in Urlaub, deshalb feiern sie wohl dieses Jahr schon zum vierten Advent.«
»Verd … « Michael riss sich zusammen. »Entschuldigen Sie, Inge. Ich darf Sie doch so nennen?«
»Aber ja, natürlich!« Sie beugte sich zu Keks hinunter, die eifrig auf und ab hüpfte. »Na, du süßer Schatz! Hier, ich habe noch einen von Fionas leckeren Hundekuchen. Die magst du, nicht wahr?«
Hmm, lecker. Immer her damit! Hast du noch mehr
davon?
»Kennen Sie zufällig die Adresse von Fionas Eltern?«, fragte Michael hoffnungsvoll.
Inge richtete sich wieder auf und schüttelte bedauernd den Kopf. »Leider nicht. Es muss aber ein weiter Weg sein, weil Fiona erwähnte, sie wäre bestimmt fünf Stunden mit dem Wagen unterwegs.« Sie zögerte. »Sie schien über irgendetwas sehr aufgebracht … Es muss mit Ihnen zu tun haben.«
»Mit mir?«
»Ja, denn sonst hätte sie Ihnen doch gesagt, wohin sie fährt – oder dass sie das überhaupt vorhat. Es geht mich ja nichts an, aber … Haben Sie sich gestritten?«
Michael schüttelte den Kopf. »Nein. Aber Sie habenrecht, irgendwas stimmt hier nicht.« Er zögerte. »Darf ich Sie etwas fragen?«
»Immer zu.« Ermunternd nickte Inge.
»Können Sie sich vorstellen, dass Fiona … « Er hielt inne und suchte nach Worten. »Wollte sie dieses Rezept für die Hundekuchen schon lange an meine Firma verkaufen?«
»Ja, sicher.« Inge nickte. »Aber sie hat sich nie getraut.« Sie lachte leise. »Das Mädchen hat einfach zu viele Skrupel, das habe ich ihr oft genug gesagt. Sie hat sich so gefürchtet, dass Sie die Sache in den falschen Hals kriegen könnten … « Fragend runzelte sie die Stirn. »Warum fragen Sie das? Gibt es ein Problem mit dem Vertrag? Seit Frau Kreuzbacher gestern Morgen hier war, schien Fiona so merkwürdig aufgeregt zu sein. Sie hat nicht darüber gesprochen, aber … «
»Fiona hat den Vertrag unterschrieben und meldet sich seither nicht mehr bei mir«, unterbrach Michael sie. »Linda ist der Meinung, Fiona habe nur den hohen Geldbetrag einstreichen wollen, den mein Vater ihr geboten hat.« Er nannte Inge die Summe, woraufhin sie höchst undamenhaft durch die Zähne pfiff. Doch dann schüttelte sie energisch den Kopf.
»Sie nehmen doch nicht wirklich an, dass Fiona sich nur mit Ihnen … ähm, eingelassen hat, um an so viel Geld zu kommen?«
Michael ließ den Kopf hängen. »Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht mehr, was ich noch glauben soll. Warum redet sie nicht mehr mit mir?«
»Sie haben sich wirklich nicht gestritten oder so?«
»Nein, eher … « Er räusperte sich. »Eher im Gegenteil.«
»Oh. Aha.« Inge nickte verständnisvoll. »Also feststeht, dass Fiona nicht geldgierig oder berechnend ist. Das sieht ihr gar nicht ähnlich. Es muss also etwas anderes dahinterstecken«Leider kann ich Ihnen so gar nicht weiterhelfen. Am besten warten Sie bis Montag, dann ist sie ja wieder hier.«
»Sind Sie sicher?«
»Aber ja, wir haben von Montag bis einschließlich Heiligabend Sprechstunde.«
»Also gut, vielen Dank. Komm, Keks. Wir gehen wieder nach Hause.«
Wie jetzt, das war’s? Wir suchen nicht weiter nach Fiona? Das geht doch nicht! O Mann, ich müsste dringend
mal mit den Weihnachtselfen sprechen. Vielleicht können
die uns helfen.
21. Kapitel
Da Michael gezwungen war, das Wochenende abzuwarten, bis Fiona zurück war, versuchte er sich abzulenken, indem er die noch ausstehenden Weihnachtseinkäufe erledigte. In Stimmung dafür war er nicht gerade, vor allem nach der kurzen, aber unerfreulichen telefonischen Auseinandersetzung mit seinem Vater. Georg Sahler war bei Michaels Rückkehr von Fionas Praxis nicht mehr in der Firma gewesen, sondern auf dem Weg zum Flughafen, um mit Anna-Maria das alljährliche Einkaufswochenende in New York zu verbringen. Michael hatte ihn im Auto erwischt und ihm bittere Vorhaltungen gemacht.
Doch Georg Sahler hatte
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