Der himmlische Weihnachtshund
trat Linda näher. »Schätzchen, ich habe doch gleich gesagt, sie ist mehr an deinem Geld interessiert als an dir. Hätte mich auch sehr gewundert, wenn es anders gewesen wäre, so plötzlich, wie sie auf der Bildfläche erschienen ist. Sei froh, dass du sie los bist.« Sie lachte leise.
Wütend ballte Michael die Hände zu Fäusten. »Was hast du getan, Linda?«
Sie ließ sich von seinem zornigen Tonfall nicht irritieren. »Ich habe deinem Vater von meinen Bedenken bezüglich ihrer Absichten erzählt, und er hat das getan, was man in einer solchen Situation eben tut: Man stellt die betreffende Person auf die Probe.«
»Das ist nicht wahr!«
»Er hat den von dir veranschlagten Geldbetrag verdoppelt, und schwups – sie hat zugegriffen. Mit beiden Händen. Es hat gerade mal vierundzwanzig Stunden gedauert, bis der Vertrag unterschrieben wieder hier war.«
»Ich glaube das nicht.« Kraftlos ließ sich Michael in seinen Stuhl zurücksinken.
»Glaub es ruhig. Das Geld ist bereits angewiesen.« Wieder lächelte Linda, trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es tut mir leid, Schatz. Du hättest gleich auf mich hören sollen, aber lassen wir das. Wichtig ist doch nur, dass du früh genug gemerkt hast, was sie wirklich vorhatte. Wenn du möchtest, kann ich … «
»Lass das!« Ungehalten schüttelte er ihre Hand ab. »Du glaubst doch nicht, dass ich das so einfach schlucke?«
Lindas Miene blieb gleichbleibend freundlich. »Wir haben es schwarz auf weiß, Michael. Da gibt es nichts zu deuteln. Und sie hat darauf bestanden, dass du keinerlei persönlichen Kontakt mehr zu ihr aufnimmst. Das hat sie mir ins Gesicht gesagt. Frau Ruge wird es bezeugen können. Also beruhige dich und nimm es, wie es ist.«
Nimm es, wie es ist? Du blöde Schnepfe lügst ja wie
gedruckt! Nie im Leben hat Fiona irgendwas Gemeines
gemacht. Ich weiß zwar nicht, was ein Vertrag ist, aber ich
rieche doch, dass du was im Schilde führst. Du warst heute
Morgen schon am Telefon. Ich erkenne deine Stimme jetzt
genau wieder. Dieses fiese Lachen kann nur von dir stammen. Wegen dir hat Fiona geweint. Na warte, das wirst du
mir büßen!
Keks sauste hinter dem Weihnachtsmann hervor, rammte dabei fast eine Bodenvase und schoss mit lautem Gebell auf Linda zu.
Hau ab, hau ab, wir wollen dich hier nicht haben! Raus
mit dir, du bringst uns nur Unglück!
Linda schrie leise auf und wich zurück. Dabei stieß sie eine Stehlampe um, die dadurch beinahe auf Keks stürzte.
Die Hündin jaulte erschrocken und rannte zurück hinter die Weihnachtsmannfigur. Dabei riss sie nun doch noch die Vase um, die klirrend zerbrach.
»Halt den Hund fest, Michael! Der ist anscheinend vollkommen durchgedreht und gefährlich. Du solltest ihn einschläfern lassen.«
Was? Wie? Einschläfern? Ich höre wohl nicht richtig!
Bist du verrückt geworden? Ich hab doch gar nichts gemacht
außer bellen.
Keks winselte und drückte sich ganz platt auf den Boden.
»Ich glaube, du bist es, die durchgedreht ist«, befand Michael gereizt. »Keks ist noch ein Welpe! Sie reagiert manchmal ängstlich auf Leute und verbellt sie.« Er ging in die Hocke. »Keks, komm her zu mir. Du brauchst dich nicht zu fürchten«, lockte er. Dann blickte er zu Linda auf. »Wir sprechen uns noch, aber nicht jetzt. Verlass bitte mein Büro.«
»Wie du meinst. Aber du wirst schon sehen, was du davon hast. Dieser Hund ist bissig, ich schwöre es.«
In deinem Fall könnte ich wirklich bissig werden. Ich
wollte dir nur sagen, dass du verschwinden sollst. Deshalb
muss man ja nicht gleich mit Lampen nach mir werfen.
Vorsichtig kroch Keks auf Michael zu, der sie noch immer sanft lockte.
Bitte nicht schimpfen wegen der Vase und weil ich gebellt
habe. Ich kann Linda einfach nicht ausstehen.
»Na, komm schon zu mir.« Michael setzte sich einfach auf den Boden und zog das zitternde Hundekind auf seinen Schoß. »Was machst du auch für Sachen! Du kannst Linda nicht leiden, was?«
Aber so was von gar nicht!
»So langsam kann ich dich verstehen.« Mit bitterer Miene starrte er vor sich hin.
Jetzt bist du genauso traurig wie Fiona heute Morgen.
Was mache ich bloß mit euch? Ich will doch, dass ihr fröhlich
seid!
Mit einem halben Lachen wehrte er die Zunge der Hündin ab, die ihm übers Gesicht fahren wollte. »Nicht doch, Kleine. Halt mal still. Ich muss in Ruhe nachdenken. Irgendwas geht hier vor – und es ist nichts Gutes. Warum hat Fiona das Geld angenommen?
Das hat sie doch gar nicht.
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