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Der hinkende Rhythmus

Der hinkende Rhythmus

Titel: Der hinkende Rhythmus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaye Boralıoğlu
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Strickjacke offen zu lassen. Oft ging sie hinaus, um für mehrere Stunden wegzubleiben. Wenn die drei zusammensaßen, verhielt sie sich ihren Kindern gegenüber vernünftiger und es wurde seltener gestritten. Manchmal wirkte sie sogar liebevoll, verständnisvoll, zärtlich und süß.
    Es dauerte nicht allzu lange, und sie lüftete ihr Geheimnis. So konnte dieses Leben nicht weitergehen. So konnten sie nicht weitermachen. Das Geld reichte nicht aus, alles blieb auf der Strecke. Seit Tagen liefen sie alle halb hungernd herum. Sehr bald würden sie krank werden. Krank aus mangelnder Versorgung. Tuberkulose, Gelbsucht, wer weiß, vielleicht auch Krebs und sogar Aids lauerten direkt vor ihrer Tür. Seit Wochen zerbrach sie sich den Kopf darüber, fand aber keine Lösung. Aber Gott sah die Nöte seiner Untertanen, deren Herzen rein waren, und hier, bitte schön, er hatte auch ihre Not gesehen und hatte Safiye eine Rettung geboten!
    Die Kinder lauschten mit weit aufgerissenen Augen den Worten ihrer Mutter. An dieser Stelle ihres Berichts legte Safiye eine Pause ein. Mit dem Zipfel ihres Kopftuchs, das sie sich über die Schultern geworfen hatte, wischte sie den Schweiß von ihrem Hals ab. Währenddessen überlegte sie, wie sie fortfahren, welche Worte sie für das Hauptthema finden sollte. Sie setzte die Miene einer hilflosen, unschuldigen, opferbereiten Mutter auf, ließ für einen Moment den Blick über ihre Kinder streifen und senkte ihn dann zu Boden. Ja, Gott hatte ihre Not gesehen und Safiye einen sehr guten Mann geschickt. Einen Mann, dessen Herz rein war, der auch selbst rein war und dessen Taschen gefüllt waren. Ein Makler in Beyoğlu. Seine Frau hatte ihn vor Jahren verlassen. Eigentlich war er früher auch ein armer Schlucker gewesen. Doch er hatte viel gearbeitet, sich richtig angestrengt und sich in der Gesellschaft einen guten Platz erstritten. Was für ein Zufall, nicht wahr, er hieß auch Cevdet. Bitte schön, ein Cevdet war gegangen, ein Cevdet war gekommen. So musste man diese Sache betrachten und nicht anders. Das Leben blieb nicht stehen, es war im Fluss. Eine Frau, bei der sie zu Hause putzte, hatte sie einander vorgestellt. Auch diese Frau war eine sehr achtenswerte Dame. Der neue Cevdet schätzte Safiye sehr. Er, und das waren seine eigenen Worte, liebte sie sogar wahnsinnig. Sie hatten eine niveauvolle Beziehung. Der Mann suchte nicht nach einer Frau, die er flachlegen konnte, sondern eine Lebenspartnerin. Eine Lebenspartnerin, um seine Tage nicht allein verbringen zu müssen. Und er hatte Safiye sehr ins Herz geschlossen und auch Güldane und Yunus, ohne sie überhaupt zu kennen, angenommen. Er wollte dieser Familie etwas Gutes tun. Eigentlich rief Safiyes Herz gar nicht nach ihm, aber was sollte sie tun, für ihre Kinder musste sie es ertragen. Der Mann hatte ihr gesagt: »Werde die Frau in meinem Hause, die Krone auf meinem Haupte.«
    An diesem Punkt stellte Yunus die Frage, die schon seit einiger Zeit auf seiner Zunge lag: »Ziehen wir also um?«
    Safiye brach noch einmal der Schweiß aus. Leider würde sie ihre Kinder fürs Erste nicht mitnehmen können. Der Mann war Einsamkeit und Stille gewohnt, wollte keine Kinder zu Hause. Na gut, bis zu einem gewissen Punkt konnte sie ihn auch verstehen. Aber er würde Geld geben. Und Safiye würde dieses Geld jeden Monat ihren Kindern bringen. Nun waren sie ja auch richtig groß, sie konnten für sich selbst sorgen. Das war für alle das Beste. Das würde ihr Leben retten. Mit der Zeit würde Safiye Cevdet den Zweiten überreden. Sie glaubte fest daran. Ja, in kürzester Zeit würden sie wieder alle zusammen sein.
    Safiye begann zu weinen, Tränen rannen in Bächen aus ihren Augen und vermischten sich mit dem Schweiß auf ihrem Hals. Sie fuhr fort. Eigentlich brannte es in ihr, es versengte ihr das Herz. War es denn denkbar, dass sie sich wünschte, von Güldane und Yunus wegzugehen? Egal was passierte, sie war ihre Mutter und ihre Kinder würden immer ihre Babys bleiben. Und eben darum nahm Safiye diese Selbstlosigkeit auf sich. Sie hatte keinen anderen Ausweg gefunden, was hätte sie tun sollen? Sie war überzeugt, Cevdet würde sie auch verstehen und ihr recht geben. Der Betoncevdet würde alles sehen, alles wissen. Er würde seine Kinder mehr denn je schützen und im Auge behalten. Sie brauchten keine Angst zu haben!
    Wenige Stunden, nachdem Safiye ihre Rede beendet hatte, hatte sie schon ihre Sachen gepackt und das Haus verlassen. Die Kinder

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