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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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das zu sehen, doch für die Welt musste deine Identität von jetzt an ein Geheimnis bleiben. Für mich wirst du immer Maria sein.
    »Sie kennen dich nicht, Maria. Es spielt keine Rolle, was sie sehen.«
    »Für mich spielt es eine Rolle, Joe. Weil ich Angst habe, dass ich eines Tages vergessen könnte, wer ich bin, und nur das sehen werde, was sie sehen.«
    »Was ist passiert? Was hat das ausgelöst?«
    »Ich war heute in einem Laden, in einem Klamottenladen in der Innenstadt.« Dein Blick huschte im Zimmer umher, während du sprachst, als befürchtetest du, jemand würde uns beobachten. »Ich wollte mich dort bewerben, wollte fragen, ob sie vielleicht noch eine Verkäuferin brauchen. Die Frau, mit der ich gesprochen habe, war schon ein bisschen älter. Sie hat mir ein paar Fragen gestellt, du weißt schon, was den Job betrifft, ob ich Erfahrung habe und so. Dann hat sie mich angesehen. Sie hat mir einen langen, prüfenden Blick zugeworfen. Das hat mich nervös gemacht. Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob sie mich vielleicht kennt. Dann hat sie gelächelt, und ich habe richtig Angst bekommen.« Du sahst zu mir auf, und deine Augen flehten mich an, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Deine Stimme bebte. »Dann hat sie zu mir gesagt: ›Du kommst mir so bekannt vor, Kleines. Warum kommst du mir so bekannt vor?‹ Und mein einziger Gedanke war, diese Frau will mir mein Baby wegnehmen.« Du zittertest inzwischen am ganzen Körper. »Ich kann das nicht, Joe. Ich kann so nicht leben. Der arme Junge in Ohio. Er hat einen so netten Eindruck gemacht. Er war so nett zu mir. Er war so nett zu mir, und trotzdem wollte er mir von Anfang an mein Baby wegnehmen. Und jetzt ist er tot, und ich sehe ihn in jedem Gesicht, das mir begegnet. Und ich habe keine Schuldgefühle, ich habe nur Angst.«
    Ich stand auf. »Das ist Paranoia, Maria«, sagte ich zu dir. »Das ist gesund. Ich habe sie auch. Eines der ersten Dinge, die mir beigebracht wurden, war, dass nur die Paranoiden überleben. Diese Angst beschützt einen. Man lernt, mit ihr zu leben.« Ich ging ins Badezimmer, um mir das Gesicht zu waschen. Ich ging ins Badezimmer, um mir die Sünden von der Haut zu waschen.
    »Alles, was sie dir beigebracht haben, ist krank, Joe!«, schriest du, damit ich dich trotz des laufenden Wassers hören konnte.
    Ich verließ das Badezimmer wieder, ging zu dir und küsste dich auf die Wange. »Alles, bis auf das«, sagte ich leise.
    Am nächsten Tag fand ich Arbeit.
    Ich entdeckte in der Zeitung ein Stellenangebot für einen Zimmermannsgehilfen. Es war an diesem Vormittag die achte Anzeige, auf die ich mich meldete. Der Typ, der meinen Anruf entgegennahm, war barsch und kam gleich zur Sache. Ihm gefiel, dass ich Englisch sprach. Er fragte mich, ob ich mein eigenes Werkzeug besäße. Ich verneinte das, sagte ihm aber, dass ich bereit sei, mir welches zu kaufen. Die Bezahlung betrug zehn Dollar in der Stunde.
    »Wann kann ich anfangen?«, fragte ich.
    »Morgen früh um sechs«, erwiderte er und gab mir die Adresse, zu der ich kommen sollte.
    Das Werkzeug würde den Rest unseres Geldes fast ganz verschlingen, doch es war eine Investition. Ich konnte unmöglich Arbeit ablehnen. Zehn Dollar in der Stunde. Es würde zwei Tage dauern, bis ich genug verdient hatte, um die Kosten des Werkzeugs zu decken, das ich mir kaufen musste. Doch nach allem, was wir bereits durchgemacht hatten, klangen zehn Dollar in der Stunde wie ein Vermögen.
    Wie vereinbart fand ich mich am nächsten Morgen mit einem neuen Werkzeuggürtel, einem neuen Maßband und einem neuen Kuhfuß auf der Baustelle ein. Als ich die Sachen im Baumarkt kaufte, musste ich einen Verkäufer fragen, was ein Kuhfuß sei. Er zeigte mir ein Werkzeug, das wie eine Miniatur-Brechstange aussah. »Damit lassen sich Nägel rausziehen. Man hämmert das eine Ende unter den Nagel, benutzt das andere Ende als Hebel, und der Nagel kommt raus.«
    »Gut«, sagte ich, da ich so schnell wie möglich wieder gehen wollte. »Das nehme ich.« Nachdem ich das Geld ausgegeben hatte, war klar, dass wir die nächsten Tage wieder im Auto übernachten mussten, da ich erst am Ende der Woche meinen ersten Lohn bekam. In einer Woche konnte ich jedoch fast so viel Geld verdienen, wie wir am Anfang besessen hatten, mit dem Unterschied, dass es diesmal unser Geld sein würde, Geld, das wir verdient hatten. Das fühlte sich an wie der Beginn von etwas. Das fühlte sich an wie der Beginn eines normalen Lebens.
    Die Arbeit war ziemlich

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