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Der Hinterhalt

Der Hinterhalt

Titel: Der Hinterhalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trevor Shane
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Straßenecke zu gelangen, zu der ich den Krankenwagen bestellt hatte. Wenn wir zu spät kamen, würden sie denken, ich hätte ihnen einen Streich gespielt. Wir mussten uns sputen. Ich wandte mich dem Australier zu. »Tempo. Wir müssen uns beeilen.« Er kämpfte, war aber noch bei Bewusstsein. Mit einiger Mühe schafften wir es die Zufahrt hinunter, durch das Tor und die Straße entlang. Beim Gehen ließen wir eine Blutspur hinter uns. Nach etwa zehn Minuten hatten wir eine halbe Meile zurückgelegt. Als wir um die letzte Ecke bogen, sah ich das Blinklicht des Krankenwagens. Die Sanitäter waren allerdings nicht allein gekommen. Die Polizei war ebenfalls da. Das hatte ich nicht auf der Rechnung gehabt. Für mich war hier Endstation.
    Ich streifte den Arm des Australiers ab und half ihm dabei, das Gleichgewicht zu halten, indem ich mich hinter ihn stellte und ihm eine Hand auf seine unversehrte Schulter legte. »Geh«, forderte ich ihn auf und gab ihm mit der anderen Hand, in der ich die Pistole hielt, einen festen Stoß. Er machte zwei unsichere Schritte und fiel hin. Dann kämpfte er sich auf alle viere und begann, in Richtung der blinkenden Lichter zu kriechen. Er sah aus wie eine durstige Zeichentrickfigur, die durch die Wüste zu einer Oase kriecht. Nach einem guten halben Meter brach er unter seinem eigenen Gewicht zusammen. Er rollte auf dem Bürgersteig auf die Seite und blickte sich mit Tränen in den Augen nach mir um. Wenn ich jetzt ging, würde er auf der Straße sterben, zehn Meter von seinen Rettern entfernt.
    Ich machte einen Schritt nach vorn, hob den Australier hoch und wuchtete ihn mir über die Schulter. Dann zog ich mir die Skimaske wieder über den Mund und ging mit der Pistole in der ausgestreckten Hand auf den Krankenwagen zu.
    Die Sanitäter gingen inzwischen davon aus, dass es sich um einen Fehlalarm handelte, und plauderten mit den Polizisten. Erst als ich nur noch etwa fünf Meter von ihnen entfernt war, bemerkte mich einer der Sanitäter. Sobald er den Blick auf mich richtete, zielte ich mit der Pistole auf ihn. Er erstarrte und sagte kein Wort. Er war vor Schreck wie gelähmt. Selbst aus der Entfernung konnte ich seine Angst spüren. Ganz in Schwarz gekleidet, mit einer Skimaske über dem Gesicht, einem leblosen Körper auf der Schulter und einer Pistole in der Hand muss ich ausgesehen haben wie der Tod höchstpersönlich, der durch die nächtlichen Straßen wandelt. Als ich nur noch etwa drei Meter entfernt war, wurden der andere Sanitäter und der Polizist, die sich miteinander unterhalten hatten, schließlich auch auf mich aufmerksam. Der Polizist griff nach seiner Pistole. Er war außer Übung, und seine Bewegungen waren ungeschickt und langsam. »Denk nicht mal dran!«, rief ich. »Wenn jemand seine Waffe zieht, gibt es Tote. Eine Menge Tote.« Der Polizist nahm die Hand wieder von seinem Gürtel. Ich befahl seinem Kollegen, sich neben ihn zu stellen. Ich wollte, dass alle, die eine Waffe trugen, dort standen, wo ich sie im Auge hatte. Der Kollege, der aussah wie fünfzehn, kam meiner Aufforderung sofort nach.
    Ich bückte mich und legte den Australier auf den Boden, ohne die Polizisten aus dem Auge zu lassen. Der Australier stöhnte hörbar auf, als ich ihn ablegte. Er war inzwischen völlig blutüberströmt, aber noch immer bei Bewusstsein. Ich sah die Sanitäter an. »Schafft ihn ins Krankenhaus und bringt ihn wieder in Ordnung«, befahl ich. Sie rührten sich nicht von der Stelle. Ich trat zwei Schritte zurück. »Und zwar sofort!«, schrie ich. Ihre Benommenheit verflog, und sie setzten sich in Bewegung. Sie zogen die Tragbahre aus dem Krankenwagen, legten den Australier darauf und luden ihn ein. Dabei bewegten sie sich schnell und zielgerichtet, da ihnen plötzlich bewusst wurde, dass sie umso rascher von dem Psychopathen mit der Pistole wegkommen würden, je schneller sie handelten. Die Polizisten sahen ihnen voller Neid zu.
    Mir war klar, dass die Sanitäter über Funk Verstärkung rufen würden, sobald der Krankenwagen losfuhr. Binnen Minuten würde es in der ganzen Umgebung von Polizisten wimmeln. Das hatte nicht im Lehrplan gestanden. Dafür war ich nicht ausgebildet worden. Ich warf einen Blick auf die beiden Polizisten vor mir. Sie waren kreidebleich und machten sich vor Angst fast in die Hose. Wahrscheinlich hatten sie sogar mehr Angst als ich. »Ihr habt gesehen, dass ich diesen Mann gerettet habe, oder?«, schrie ich. Ich stand ganz in ihrer Nähe. Wahrscheinlich

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