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Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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entwickelt hatte, als Sarah sicher gehofft hatte.
    »Seit Längerem sind wir mal ein Paar, mal nicht mehr«, sagte sie, als könne sie Gabriels Gedanken lesen.
    »Und im Augenblick?«
    »Nicht«, sagte sie. »Eindeutig nicht.«
    »Ich habe dich davor gewarnt, dich mit einem Mann einzulassen, der für sein Land tötet.«
    »Du hattest recht, Gabriel. Du hast immer recht.«
    »Was ist also passiert?«
    »Ich möchte die schmutzigen Details lieber nicht ausbreiten.«
    »Mir hat er gesagt, dass er dich liebt.«
    »Das hat er mir auch erzählt. Komisch, dass ich so wenig davon spüre.«
    »Hat er dich verletzt?«
    »Ich glaube nicht, dass mir noch jemand wehtun kann.« Sarah brauchte einen Augenblick, um zu lächeln. Sie war nicht ehrlich, das merkte Gabriel ihr an.
    »Soll ich mal mit ihm reden?«
    »Um Himmels willen, nein!«, wehrte sie ab. »Ich kann mein Leben sehr gut selbst ruinieren.«
    »Er hat ein paar schwierige Einsätze hinter sich, Sarah. Der letzte war …«
    »Von dem hat er mir alles erzählt«, sagte sie. »Manchmal wünsche ich mir, er wäre nicht lebend aus den Alpen zurückgekommen.«
    »Das ist nicht dein Ernst.«
    »Nein«, gab sie mürrisch zu, »aber es war erleichternd, das zu sagen.«
    »Vielleicht ist’s so besser. Du solltest dir jemanden suchen, der nicht auf der anderen Seite der Welt lebt. Jemanden hier in Washington.«
    »Und was soll ich ihm antworten, wenn er fragt, wo ich arbeite?«
    Gabriel sagte nichts.
    »Ich werde nicht jünger, weißt du. Ich bin neulich …«
    »Siebenunddreißig geworden«, ergänzte Gabriel.
    »Was bedeutet, dass ich mich rasend schnell dem Status einer alten Jungfer nähere«, fuhr Sarah stirnrunzelnd fort. »In meinem Alter kann ich wahrscheinlich nur noch auf eine behagliche, aber leidenschaftslose Ehe mit einem reichen älteren Mann hoffen. Wenn ich Glück habe, darf ich ein oder zwei Kinder bekommen, die ich allein aufziehen muss, weil er kein Interesse an ihnen hat.«
    »So deprimierend sind deine Zukunftsaussichten bestimmt nicht.«
    Sie zuckte mit den Schultern, trank einen kleinen Schluck Kaffee. »Wie steht’s mit Chiara und dir?«
    »Perfekt«, sagte Gabriel.
    »Ich habe gefürchtet, dass du das sagen würdest«, murmelte sie.
    »Sarah …«
    »Keine Sorge, Gabriel, darüber bin ich längst hinweg.«
    Zwei Frauen Mitte vierzig kamen in den Garten und setzten sich ans andere Ende. Sarah beugte sich in gespielter Intimität nach vorn und fragte Gabriel auf Französisch, was ihn nach Washington geführt habe. Seine Antwort bestand daraus, dass er auf die Titelseite ihrer Zeitung tippte.
    »Seit wann ist unsere überbordende Staatsverschuldung ein Problem für den israelischen Geheimdienst?«, fragte sie neckend.
    Gabriel deutete auf die Meldung über die in amerikanischen Geheimdienstkreisen tobende Debatte über die Hintermänner der drei Bombenanschläge in Europa.
    »Wie bist du da hineingeraten?«
    »Chiara und ich haben am Freitag letzter Woche auf dem Weg zum Lunch einen Spaziergang durch den Covent Garden gemacht.«
    Sarahs Miene verfinsterte sich. »Dann sind die Gerüchte über einen Unbekannten, der Sekunden vor dem Anschlag eine Schusswaffe gezogen hat, also …«
    »Die sind wahr«, sagte Gabriel. »Ich hätte achtzehn Menschenleben retten können. Leider wollten die Briten nichts davon hören.«
    »Wer steckt deiner Meinung nach dahinter?«
    »Die Terrorismusexpertin bist du, Sarah. Das möchte ich von dir erfahren.«
    »Denkbar ist, dass die Anschläge von der alten al-Qaida-Führungsriege in Pakistan organisiert worden sind«, sagte sie. »Aber meiner Ansicht nach haben wir’s mit einem völlig neuen Netzwerk zu tun.«
    »Von wem geführt?«
    »Von jemandem mit Bin Ladens Charisma, der in Europa eigene Kämpfer anwerben und auf Zellen anderer Netzwerke zurückgreifen kann.«
    »Irgendwelche Kandidaten?«
    »Nur einen«, sagte sie. »Raschid al-Husseini.«
    »Wieso Paris?«
    »Wegen des Burka-Verbots.«
    »Kopenhagen?«
    »Der Zorn wegen der Karikaturen ist ungebrochen.«
    »Und London?«
    »London ist wegen seiner vielen Muslime gefährdet. London kann jederzeit angegriffen werden.«
    »Nicht schlecht für eine ehemalige Kuratorin der Phillips Collection.«
    »Ich bin Kunsthistorikerin, Gabriel. Ich weiß, wie man Punkte miteinander verbindet. Ich kann weitermachen, wenn du möchtest.«
    »Ich bitte darum.«
    »Deine Anwesenheit in Washington bedeutet, dass weitere Gerüchte wahr sind.«
    »Welche Gerüchte wären das?«
    »Dass

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