Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hintermann

Der Hintermann

Titel: Der Hintermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
professionelle Geheimdienstagenten, müssen Sie wissen, Nadia. Thomas, Jenny und Emma arbeiten ebenso für den Auslandsnachrichtendienst des Staates Israel wie ich. Sarah arbeitet für die CIA. Sie ist tatsächlich eine große Kunstkennerin und deshalb für das Unternehmen gegen die AAB Holding ausgewählt worden. Genau wie Sie selbst es sind, war auch Ihr Vater ein heimlicher Philanthrop, Nadia. Nur hat seine Wohltätigkeit leider dem genau anderen Ende des islamischen Spektrums gegolten. Er hat für Hassprediger, Anwerber und direkt an Terroristen gespendet. Als Ihr Vater entdeckt hat, wer Sarah wirklich war, wollte er sie foltern und anschließend liquidieren lassen. Aber das wussten Sie bereits, nicht wahr, Nadia? Deshalb waren Sie gerade so überrascht, Ihre Freundin Sarah gesund und munter vor sich stehen zu sehen.«
    »Sie haben mir Ihren Namen noch nicht genannt.«
    »Mein Name tut vorläufig nichts zur Sache. Ich ziehe es vor, mich als Sammler von Funken zu sehen.« Er machte eine Pause, dann fügte er hinzu: »Ähnlich wie Sie, Nadia.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Einige unserer alten Rabbis glaubten, bei der Erschaffung des Universums habe Gott sein Licht auf mehrere spezielle himmlische Behälter verteilt. Aber dann verlief die Schöpfung nicht ganz nach Gottes Plan, und es kam zu einem Unfall. Die Behälter zerbrachen, und das Universum füllte sich mit Funken des göttlichen Lichts und Splittern der zerbrochenen Behälter. Die Rabbis glaubten, die Schöpfung sei erst vervollständigt, wenn alle Funken wieder eingesammelt seien. Das nennen wir Tikkun Olan , die Reparatur der Welt. Die Leute in diesem Raum versuchen, die Welt zu reparieren, Nadia, und wir glauben, dass Sie das ebenfalls tun. Sie versuchen, die Hassscherben einzusammeln, die wahhabitische Prediger ausgestreut haben. Sie versuchen, den Schaden zu reparieren, den Ihr Vater durch seine Unterstützung der Terroristen angerichtet hat. Wir begrüßen Ihre Anstrengungen. Und wir möchten Ihnen helfen.«
    »Woher wissen Sie das alles über mich?«
    »Weil wir Sie sehr lange beobachtet haben.«
    »Weshalb?«
    »Vorsichtshalber«, sagte Gabriel. »Nachdem Ihr Vater in Cannes ermordet worden war, mussten wir befürchten, Sie würden Ihren Schwur, seinen Tod zu rächen, wahr machen. Und was die Welt bestimmt nicht brauchte, war eine Milliardenerbin, die mit ihrem Geld Terroristen fördert. Unsere Befürchtungen haben sich erheblich verstärkt, als Sie heimlich den ehemaligen GID-Offizier Faisal Qahtani engagiert haben, um ihn die näheren Umstände des Todes Ihres Vaters aufklären zu lassen. Herr Qahtani hat Ihnen berichtet, Ihr Vater sei mit Zustimmung der CIA und des amerikanischen Präsidenten vom israelischen Geheimdienst ermordet worden. Und er hat Ihnen mit allen Einzelheiten aufgezählt, auf welche Weise Ihr Vater die globale dschihadistische Bewegung jahrelang unterstützt hatte.« Gabriel machte eine Pause. »Ich habe mich immer gefragt, welcher Aspekt des Lebens Ihres Vaters Sie wohl am meisten beunruhigt hat, Nadia – dass er ein Massenmörder war oder dass er Sie belogen hat. Von einem Elternteil getäuscht worden zu sein, kann eine sehr traumatische Erfahrung darstellen.«
    Nadia äußerte sich nicht dazu. Gabriel sprach unbeirrt weiter.
    »Was Herr Qahtani Ihnen berichtet hat, wissen wir, weil er seinen Bericht auch uns überlassen hat – für das durchaus angemessene Honorar von hunderttausend Dollar, zahlbar auf ein Schweizer Nummernkonto.« Gabriel gestattete sich ein flüchtiges Lächeln. »Herr Qahtani ist ein Mann mit tadellosen Quellen, aber von zweifelhafter Loyalität. Außerdem hat er eine große Schwäche für hübsche Callgirls.«
    »Waren seine Informationen zutreffend?«
    »Welcher Teil?«
    »Der Teil, dass der israelische Geheimdienst meinen Vater mit Zustimmung der CIA und des amerikanischen Präsidenten ermordet hat.«
    Gabriel sah zu Zoe hinüber, die es bewundernswert verstand, ihre Neugier zu verbergen. Nachdem ihre Aufgabe nun beendet war, hätte jemand sie unauffällig hinausbegleiten sollen. Aber Gabriel hatte beschlossen, ihr vorerst noch zu gestatten, auf dem Sofa sitzen zu bleiben. Seine Motive waren völlig selbstsüchtig. Er hatte sofort erfasst, welche Bindung zwischen seiner Zielperson und seiner Helferin, die den Kontakt hergestellt hatte, entstanden war. Ihm war auch bewusst, dass Zoe so entscheidend dazu beitragen konnte, dass die angestrebte Vereinbarung geschlossen wurde. Durch ihre Anwesenheit

Weitere Kostenlose Bücher