Der Hobbknick (German Edition)
nicht umbringen!«
»Gut, dass er uns noch diesen brauchbaren Ratschlag mit auf den Weg gab, was?«, sprach Bilbord in die sich auftuende Stille. »Vielleicht hätten wir uns sonst nicht dran gehalten?«
Sie standen mit herabhängenden Armen und starrten stumm auf den schweigsam zurückstarrenden Wald.
»Jetzt haben wir keinen Zauberer mehr«, seufzte Noral.
»Vielleicht sollten wir wenigstens nach Radar-Gast rufen?«, überlegte Tofu. »Er ist doch einer der Fünf?«
Doch sie taten es nicht, und wie angewurzelt starrten sie weiterhin auf den Waldrand.
»Der Finsterforst«, murmelte Oral, wobei er seinen Mund bewegte. »Ein Name unterschwelliger Bedrohung.«
»Du kannst das ›unterschwellig‹ getrost weglassen«, sagte Doral.
»Man nennt ihn so, weil er keine Fröhlichkeit kennt«, sprach Barlebn.
»Logisch«, meinte Bifi.
»Sind die Geschichten über ihn wahr?«, fragte der kleine Killhim.
»Die schlimmsten Geschichten kennt keiner, weil keiner sie mehr erzählen konnte«, murmelte Goin´(Home).
»Der Satz könnte ja aus einem echten Abenteuerroman stammen!«, rief Bilbord. »Wer ist denn dieser Kainer?«
Sie schulterten achselzuckend ihre verschiedenfarbigen Rucksäcke, schlurften unter die Schatten der überhängenden Zweige und betraten durch den unsympathisch wirkenden Durchlass den schrecklichen Finsterforst. Das war nun ein wirklich wundernswerter Wald! Seine Bäume standen so dicht beieinander, dass die Äste noch dichter beieinander waren als die Stämme, obzwar weniger dicht als die Zweige; und insgesamt ergab sich daraus ein so unglaublich enges Beieinandersein, dass kein einziger Lichtstrahl die filzigen Verflechtungen durchdringen konnte. Und schon nach wenigen Schritten ward es unter dem Walddach so dunkel, dass man die Augen nicht mehr vor den Händen sehen konnte, so nachtgleich schwarz, dass der Wald zuweilen ›Nachtwald‹ genannt wurde, jedoch allein in minderen Übersetzungen.
Die Gefährten wanderten nun auf dem Pfad, den sie, wenn man die eben beschriebene Düsternis bedenkt, eigentlich nicht hätten sehen können. Aber über solcherlei geht man schon mal hinweg, wenn man eine Abenteuergeschichte erzählt, da lässt man gern Viere gerade sein, so wie ja auch nie erwähnt wird, wenn ein Abenteurer mal muss.
»Halt!«, rief da Bilbord nach einer kleinen Ewigkeit in der Tiefe der Schwärze. »Wir sollten kurz anhalten!«
»Wieso das denn?«, fragte Tordrin, sich ungehalten umwendend.
»Ich glaub´, ich muss mal! Hat irgendjemand ein Taschentuch dabei?«
Ein einziges drückten sie dem Döskopp in die Hand! Und das Gebüsch, hinter das er sich hockte, war direkt am Pfadrand, und er hörte die Geräusche der Wichtelzwerge, und sie hörten die, die er machte, und also konnte er nicht richtig, und er nahm sich fest vor, nicht noch einmal während der Abenteuerfahrt müssen zu müssen.
Je länger sie liefen, desto unendlicher schien der Wald, und umso muffiger kam er ihnen vor, und ihre Laune sank hinab. Und wenn draußen in der Äußeren Welt die Nacht hereingebrochen war, so merkten sie es drinnen nicht. Ein einziges Mal wagten sie es, ein Feuer zu machen, doch es zog schimmernde Augenformen an, die aus dem Dunkel kamen und in einem weiten Kreis um das Lagerfeuer blinkerten; und keiner der Wanderer fand das aufregend, jedenfalls nicht im positiven Sinn.
»Schimmernde Augenformen?«, fragte Frohdoof. »Was soll denn das bedeuten? Scheint mir ja ein echter Mumpitz von Formulierung zu sein!«
Doch Pymli sagte: »Sind wir nicht alle immer dort, wo wir gerade nicht sein wollen? Genau so erging´s damals den hoffnungslos Wandernden!«
Und Macho sagte: »Klingt wie eine Plattitüde. Doch die Frage ist: Bekommen wir nicht alle sowieso das, was wir verdienen?«
Und Legospass schloss kryptisch: »Am Ende, da bekommen wir genau das!«
»Was?«, fragte Marathorn.
»Das Ende!«
»Ach so, natürlich. Beim ersten Mal hab ich deinen Satz nicht richtig verstanden, Entschuldigung.«
»Und zwischendurch – bekommen wir da keine Bestrafungen vom Schicksal?«, überlegte Samenweis. »Was macht das für einen Sinn, wenn man erst nach dem Ende bestraft wird, doch verschont, solange man lebt?« Er dachte in diesem Augenblick weniger an sich selbst als an die, die er nicht mochte.
»Das ist ja das Ärgerliche an unserer Daseinsebene!«, klagte Marathorn. »Was glaubst du, wie oft ich mich darüber schon aufgeregt hab´?« Und auch er dachte vor allem an jene, die ihn während seiner langen
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