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Der Hobbknick (German Edition)

Der Hobbknick (German Edition)

Titel: Der Hobbknick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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Wanderungen dauernd geärgert hatten.
    Und Pipifax las weiter vor:
    In einer dunklen Nacht, nur wenige Schritte von der arithmetischen Mitte der West-Ost-Ausdehnung des Finsterforsts entfernt, was aber keiner der Gefährten ahnte, genauso wenig wie dass es Nacht war, da erwähnte Bifi, ohne dass ihn irgendjemand aufgefordert hätte, überhaupt etwas zu erwähnen: »Manchmal fühl´ ich mich ganz hilflos. Man trifft dauernd Wesen, die kommen einem übertrieben selbstgefällig vor. Als würden sie die Dinge niemals hinterfragen oder so. Und genau solche Typen machen meistens finstere Sachen. Aber anscheinend werden sie in diesem Leben nie dafür betraft! Nicht für ihre Selbstherrlichkeit, und auch nicht für das Finstere – und diese beiden Sachen hängen sogar irgendwie zusammen, nur weiß ich nicht, wie genau. Komisch, oder nicht?«
    »Dass Ihr das nicht wisst?«, fragte Tordrin barsch.
    »Nein, das nicht«, antwortete Bifi ergeben. Er meinte das Phänomen an sich, das er erwähnt hatte.
    Und Tofu murmelte: »Die Weisheitsbücher sagen, die Finsteren würden nach ihrem Ableben in jenseitigen Dunkelspiralen für ihre Selbstgefälligkeit bestraft werden.«
    »Reicht Euch das?«, fragte Fillhim.
    »Irgendwie nicht. Doch wer erkennt schon die Tiefe der Schicksalssprüche?«
    »Vielleicht gehen die gar nicht so tief wie man denkt, die Schicksalssprüche?«, meinte Noral und taumelte gegen einen Zweig, der sich niedergebeugt hatte.
    So verbrachten die im Dunkeln Irrenden ihre Zeit mit Philosophieren. Denn wer in steter Finsternis wandert, der sucht nach Erklärungen. Doch sie kamen zu keinem Ende, das Erhellung versprach. Und es murmelte Barlebn, als schon eine längere Zeit unfrohen Taperns vergangen war: »Es wäre gut, wenn wir von unseren müßigen Fragestellungen durch das Äußere Leben fortgerissen würden!«
    »Was soll das heißen?«, fragte Moin´.
    »Wenn wir echte Abenteuer erleben würden!«
    »Meint Ihr: Angenommen, man hätte echte Abenteuer im echten Leben, dann würd´ man sich all das, was wir uns fragen, gar nicht fragen?«, meinte Bifi.
    »Genau!«, rief Barlebn und strauchelte. »Nur die, die zu viel Zeit haben, weil ihnen nichts passiert, stellen sich Fragen, von denen schon im Vorfeld feststeht, dass sie nicht beantwortet werden können.«
    »Was könnten denn das für echte Abenteuer sein, die uns passieren mögen?«, fragte Killhim.
    »Wie wär´s mit: Dass wir das Ende dieses Waldes erreichen?«, antwortete Barlebn.
    Diese Möglichkeit hatten die anderen schon länger nicht mehr erwogen, und sie fanden´s aufregend, dass sie erwogen wurde.
    »Ist es nicht seltsam, dass man sich weder die Endlosigkeit von allem als auch dessen Endhaftigkeit vorstellen kann?«, fragte Bifi, und da waren alle froh, dass sie in die Leere der allgegenwärtigen Schwärze starren durften.
    Doch nun haben wir diese Erzählung über Gebühr in die Länge gezogen, und eine schnelle Zusammenfassung der folgenden Ereignisse sollte ausreichend sein. Die in blauschwarzer Stille Torkelnden gelangten an einen Fluss, den sie nicht sehen konnten und wo nichts geschah, außer dass die Gefährten unverhofft an Übersetzungsfehler denken mussten, die aus der Schwierigkeit entstehen mögen, Singular und Plural nicht korrekt auseinanderhalten zu können. Kurz herauf trampelten sie in ein Nest von Riesenmarienkäfern, welche zu gern alle Lendhenzwerge umgebracht hätten. Doch keins der Monster erreichte auch nur annähernd die entsetzliche Größe von Kranka der Überriesenmarienkäferin, die unterhalb des Geisterpasses von Gierig-Unwohl lauerte, so dass die Gefährten geringschätzig auflachten, und das sogar lediglich kurz, bevor sie weiter zogen. Enttäuscht wandten sich die Riesenmarienkäfer wieder ihren eigenen Geschäften zu.
    Ja. So geht das! So schreibt man knackige Abenteuergeschichten! Nur vergesse ich es zuweilen. Schade. Weiter nun!
    Kaum aber waren die fahrenden Kämpen den Ungeheuern entkommen, da tappten sie auf eine von ominös milchigen Lampions beschimmerte Lichtung, wo ein in den Annalen fast vergessener Stamm der Waldalbernen ein kleines Fest unter ominös milchigen Lampions feierte. Aber just, da die irrenden Wanderer die Lichtung betraten, ging sofort das Licht aus! Und niemand weiß, wie. Und die Ausgelassenheit der Albernen hatte ein Ende gefunden, für fast ein ganzes Zeitalter, sagen manche – zumindest aber für die Weile des damaligen Augenblicks, sagen andere. Offenbar machten ungebetene Gäste die

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