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Der Hobbknick (German Edition)

Der Hobbknick (German Edition)

Titel: Der Hobbknick (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myk Jung
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ja auch davor zurückgeschreckt war, es überhaupt zu versuchen?«
    Und der andere sagte: »Genau!«
    Da war der eine verdutzt, und plötzlich wusste er nicht mehr, was er zu der ganzen Sache sagen sollte, obwohl er selber mit dem Thema angefangen hatte! Und dann tranken sie weiter in ungestümer Intensität. Zwischendurch gluckste der Kerkermeister: »Ich hab´ da vor kurzem in den Gängen diesen Kleinen mit den Stimmbänderproblemen getroffen… Kennst du den? Wer ist das überhaupt?«
    Doch der Kellermeister antwortete nicht darauf, sondern gackerte unverhofft: »Harr ha, die vielen Schlüssel da an deinem Schlüsselbund! Da blickst du doch sicher selber nicht mehr durch, welcher Schlüssel worein passt, eh?!«
    »Was? Jetzt pass mal schön auf! Jeder einzelne der Schlüssel schließt jeweils eine einzelne der Kerkertüren auf. Und da verwechsel´ ich nie irgendwas! Das krappt immer plima!«
    »Unfug!«, schnaubte der andere.
    »Dann gib mal wacker Obacht! Ich zeig´s dir!«
    Und kichernd tapsten die Zwei Trinker alsbald durch die labyrinthischen Gänge, wobei sie mit den Schultern wiederholt gegen die rauen Wände schrammten, und sie testeten hintereinander alle Kerkertürschlösser – und jedes Mal fand der Kerkermeister den richtigen Schlüssel zum richtigen Loch!
    »Sagenhaft«, murmelte der Kellermeister noch, kurz bevor beide einschliefen.
    Erst viel später, als die Lendhenzwerge den Verliesen längst entflohen waren und der Waldalbernenkönig sich die Laubkrone raufte, fiel dem Kerkermeister ein Schleierteil vom Gedächtnis.
    »Ich hab´ sie doch auch wieder zugeschlossen, die Türen?«, murmelte er ganz leise vor sich hin. »Also… ich dachte ja schon!«

Dreizehntes Kapitel:
Vom Brüten und vom Schicksalszufall
    Nun müssen wir aber schneller machen, liebe Kinder, sonst dauert es so lange, bis wir endlich die letzte Seite erreichen und das Buch zuklappen können. »Der Herr der Ohrringe« kommt ja auch – angeblich, nach allem, was man von den Sehern hört – damit aus, wenig detailreich zu sein. Also: ein forscheres Erzähltempo ist vonnöten!
    Jedem der Lendhenzwerge fiel irgendwann auf, dass die Tür seiner Zelle weit offen stand, so unglaublich dies angesichts der legendären Wichtel-Stumpfköpfigkeit klingen mag. Und ihnen allen erstand ein eigentümlicher Gedanke: »Ob ich da nicht…?« So begann ein Schleichen und Trapsen, klammheimlich über Schwellen hinweg. Allein Bombig beteiligte sich zunächst nicht am Trapsen, er war zu dick zum Aufwachen, schlief weiterhin auf seiner Pritsche und träumte von Hähnchenbollen in Erdbeertunke. Bilbord wartete in den Gängen auf seine Kumpanen und schilderte ihnen flüsternd, welch wichtige Rolle er bei ihrer Befreiung gespielt hatte.
    »Ich wollte nicht mit ihrem Schlüsselbund spielen. Das stellte sich als ungeheure Gewitztheit heraus. In ihrer Not spielten sie dann selber damit!«
    »Sensationell!«, flüsterten die Lendhenzwerge.
    »Sollen wir Bombig schlafen lassen?«, fragte Fillhim mit leicht boshaftem Unterton. Das Gebundensein in einer unfrohen Wandergemeinschaft forderte langsam seinen Tribut! Sie taten es aber dann doch nicht: Bombig nicht aufzuwecken.
    »Wie soll´s nun weitergehen?«, fragte Moin´.
    »Gibt es hier irgendwo ein Fass?«, sprach Tordrin entschlossen.
    Denn eine uralte Sitte der Steinköpfe des Drittletzten Zeitalters war es, zum Nachdenken in Fässern zu hocken. Wenn einer von ihnen nicht mehr weiterwusste – was meistens in unmittelbarem Zusammenhang mit den Runen oder den Frauen stand – und tief nachzusinnen gedachte, dann suchte er sich ein Fass, um dort in Ruhe zu brüten. Klingt komisch, war aber so, sagen die Weisen. So entpuppte es sich als ein Glück für die Wichte, dass sie in einer Ecke der tiefsten Kellerräume dreizehn leere Fässer entdeckten.
    »Jeder nimmt sich ein Fass!«, kommandierte Tordrin. »Und dann wird tüchtig nachgedacht!«
    »Worüber?«, fragte Bombig, der meistens zu dick war, um zuzuhören.
    »Wie wir der Festung entfliehen können, oh Herr Idiot!«, schimpfte Tordrin.
    »Der Festung der Waldalbernen?«
    »Ja, der unterirdischen, obendrein mit verzauberten Toren versehenen Festung der Waldalbernen!«
    »Also wo wir sind?«
    Mit dieser Frage schien das vorläufige Ende der Unterhaltung erreicht, zumindest beantwortete sie keiner, und ein jeder Zwerg kletterte in ein Fass, und zwei oder drei begannen angestrengt nachzudenken.
    »Und was ist mit mir?«, jammerte Bilbord. »Darf ich nicht auch in

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