Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2
funkelnden Augen direkt ins Gesicht. »Nicht wahr? Nun, wo ist sie? Wir haben Ihre ganze Höhle durchkämmt, haben sie auf den Kopf gestellt, haben das Innerste nach außen gekehrt – aber keine Schreibtafel gefunden. Wo haben Sie sie versteckt? Warum haben Sie sie versteckt? Hm? Hm? Hm? « Mit jedem »Hm« schob er seinen riesigen Zinken näher an meine wohlportionierte Nase – was überraschend einschüchternd war.
»Sie liegt dort drüben auf dem Kaminsims«, sagte ich und deutete darauf.
Der Zwergeninspektor drehte sich um. »Ganz genau.« Er räusperte sich laut. »Das weiß ich natürlich. Ich, äh, wollte nur testen, ob Sie auch kooperieren.« Er ging zum Kamin, stellte sich ächzend auf die Zehenspitzen und griff nach der Schreibtafel. »Ja«, sagte er. »Ja. Zweimal ›Ja‹ steht hier. Das erklärt nicht viel.«
»Das hat er geschrieben«, sagte ich.
»Übrigens, warum brennt hier überhaupt ein Feuer in Ihrem Kamin? Es ist doch gar nicht kalt.«
»Das Feuer brennt immer«, erklärte ich. »Es ist ein magisches Feuer. Ein befreundeter Drache, der früher einmal ein Zauberer war, hat es entzündet. Und ich kann es einfach nicht ausmachen.«
»Aha. Ich verstehe. Wir Zwerge wissen bestens Bescheid über die Beziehung zwischen Drachen und Zauberern.«
»Aber es ist sehr nützlich im Winter. Ich spare jede Menge Kohle. Und wenn es warm ist wie heute – nun, dann kann ich immer noch das Fenster öffnen.«
Der Zwergeninspektor dachte darüber nach. »Ich hoffe, Ihr Verhalten trägt nicht dazu bei, dass noch mehr Bergarbeiter arbeitslos werden. Die Kosten für Kohle einzusparen ist das eine. Aber die Nachfrage nach Kohle, die ehrliche Zwerge mühsam aus dem Boden geholt haben, künstlich zu vermindern, ist etwas ganz anderes.«
»Ja, ganz«, stimmte ich zu.
»Ja. Wo waren wir? Ah, ja. Ich habe noch zwei Fragen an Sie, Mr. Beutlgrabscher. Erstens: Kennen Sie den Mörder von Azhgnha Khzazzdz?«
»Nein.«
»Zweitens: Haben Sie ihn ermordet?«
»Nein.«
»Verstehe. Ich hätte Sie auch fragen können: ›Kennen Sie sich selbst?‹ Denn wenn wir erst einmal gefolgert haben, dass Sie den Mörder nicht kennen, dann müssen wir nur noch folgern, dass Sie sich selbst kennen, um Sie von der Liste der Verdächtigen zu streichen. Das ist reine Logik.«
Ich nickte. »Stimmt. Es sei denn, ich hätte gelogen.«
Offenbar hatte der Zwergeninspektor diese Möglichkeit nicht in Betracht gezogen. Sein Mund klappte auf, und sein langer Bart wackelte hin und her. »Bei den zwei heiligen Steinen der Orchidee!«, rief er. »Sie haben recht.Das reißt ein dickes Loch in mein Logik-Gebäude.« Er rieb sich die Augen. »Nun, haben Sie gelogen?«
»Nein.«
»Haben Sie jetzt in diesem Moment gelogen?«
»Nein.«
Er lächelte. »Das beruhigt mich.« Doch sein Gesicht verdüsterte sich gleich wieder. »Aber … warten Sie. Was, wenn Sie zuvor gelogen haben?«
»Habe ich nicht.«
»Gut«, sagte er sichtlich erleichtert. »Nun, ich denke, mehr können wir hier vorerst nicht ausrichten. Ich habe jeden Winkel, jeden Aspekt dieses schrecklichen Verbrechens durchleuchtet, ganz egal wie trivial oder abwegig er auch erscheinen mochte. Ich habe in die kleinste Ritze gesehen und den letzten Tropfen an Information herausgepresst. Jetzt gilt es, sich systematisch durch die Fakten zu arbeiten und die einzelnen Puzzleteile zusammenzulegen, bis …«
In diesem Moment schaltete sich Inspektor Barnabas ein, der eine ganze Weile schweigend in der Tür gestanden hatte. »Letzte Woche hat sich hier ein anderer Mord zugetragen«, sagte er.
Wäre in den Kupferhelm des Zwergeninspektors ein Blitz gefahren, hätte er nicht schockierter dreinblicken können. »Wirklich?«
»Ja«, bestätigte ich. »Draußen im Vorgarten.«
»Auch ein Zwerg?«
»Nein, ein Hobbnix. Mein Gärtner Samuel Grünspan.«
»Das kann doch nicht sein«, gurrte der Zwergeninspektor. »Zwei in einer Woche! Und wie ist dieser Hobbnix gestorben?«
»Er wurde stranguliert.«
»Guter Gott! Welcher Teil seines Körpers wurde stranguliert?«
Barnabas und ich sahen uns an. »Na ja«, sagte ich bedächtig. »Sein Hals?«
»Ich bin mir nicht sicher«, fügte Barnabas hinzu, »ob man jemanden an anderen Körperteilen überhaupt strangulieren kann.«
»Ach ja?«, höhnte der Zwergeninspektor. »Dann lassen Sie mich Ihnen etwas erzählen. Vor einem Monat war ich beim Arzt. Eine Routineuntersuchung. Und wissen Sie, was der miese Kerl getan hat? Er versuchte, meinen Oberarm zu
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