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Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Titel: Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. R. R. R. Roberts
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Tanten (die mich in diesem Fall ganz sicher unterbewusst beeinflusst hatte). Aber das käme wohl nicht sehr gut an. Sie würden denken, dass ich mich in ungehöriger Weise über sie lustig machte, und ich wollte ja, dass sie mir gewogen blieben. Also zog ich eine feine Linie über das »u«, aber unglücklicherweise hatte ich die Feder mit zu viel Tinte versehen, sodass das T etwas in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nun stand da: »Liebe Konten«. Es vermittelte den Eindruck, als würde ich meine Tanten als Barreserve betrachten. (Das alles mag Ihnen lächerlich erscheinen, aber nur, weil Sie meine verehrten Tanten nicht kennen.) Ich zerknüllte das Blatt und warf es weg. Dann schrieb ich eine neue Nachricht: »Liebe Tanten, gerne treffe ich euch um ölf«. Als ich sah, was ich geschrieben hatte, stöhnte ich frustriert. Es war gleich elf, und außerdem hatten meine Tanten keine näheren Beziehungen nach Österreich. Ich fügte ein »zw« vor das »ölf« ein, doch nun wirkte es wie das Gekritzel eines Zwölf- oder Ölfjährigen. Und so schrieb ich die Nachricht sorgfältig ein drittes Mal, gab sie vorsichtig in einen Umschlag und klebte ihn behutsam zu.
    Eigentlich hatte ich erwartet, dass der Postbote bereits gegangen wäre, aber er stand immer noch in der Tür. »Hier ist der Brief«, sagte ich.
    »Das Telegramm«, korrigierte er mich.
    »Oh, ja, das Telegramm. Entschuldigung.«
    »Sie brauchen eine Briefmarke.«
    Ich trottete wieder ins Arbeitszimmer, holte eine Briefmarke, leckte sie mit der Zunge ab und klebte sie auf den Umschlag. Dann ging ich zur Tür zurück. »Hier bitte.«
    »Das macht dann einen halben Gulden«, sagte der Postbote.
    Ich hatte die Münze zurück in meine Weste gesteckt und brauchte eine Weile, bis ich sie wiederfand. »Hier.« Ich gab sie ihm.
    »Und noch einen halben Gulden.«
    »Wofür?«
    »Den einen für das Telegramm, das ich Ihnen gebracht habe. Den anderen für das, das ich für Sie überbringen soll.«
    »Aber ich habe doch eine Briefmarke draufgeklebt.«
    »Eine Briefmarke für einen Brief. Ein halber Gulden für ein Telegramm. Ich spaziere ja nicht umsonst durch die Gegend, wissen Sie. Wenn ich das täte, dann wäre es ein Gratisgramm.«
    »Ja, Kreizbirnbaum! Hier ist das Geld.« Ich warf ihm die zweite Münze mehr oder weniger zu.
    »Danke, Sir.« Er tippte mit dem Finger an seine Schirmmütze. Dann sah ich zu, wie er den Gartenweg hinunterging, durch das Tor trat, es sanft hinter sich schloss, den Pfad entlang schlenderte, am öffentlichen Briefkasten stehenblieb und mein »Telegramm« in den Schlitz steckte.
    Eine große Müdigkeit überkam mich.
    Ich ging in die Höhle zurück und setzte den Elf-Uhr-Tee auf. Heinrich schmollte immer noch (»Ich schmolle nicht«, kam es aus dem Schlafzimmer), also trank ich den Tee allein. Was den Vorteil hatte, dass ich keine frisch gepflückten Teeblätter benötigte, deren gepeinigte Seelen Heinrich zu konsumieren pflegte.
    »Ich gehe jetzt, Heinrich«, rief ich. »Meine Tanten wünschen mein Erscheinen.«
    »Willst du mich noch mehr deprimieren?«, drang es durch die geschlossene Schlafzimmertür.
    »Jetzt sei doch nicht so«, sagte ich. »Wir wollen doch nicht, dass sie uns von hier vertreiben, oder?«
    »Nein.«
    »Also muss ich nett zu ihnen sein.«
    »Aber sie hassen mich!«, greinte er.
    »Ich werde ihre Vorurteile nicht verteidigen, aber wir müssen praktisch denken. Im Übrigen hassen sie mich genauso dafür, dass ich mit dir zusammenlebe, wie sie dich dafür hassen, was du bist.«
    »Ich wünschte, derjenige, der den Gärtner und den Zwerg ermordet hat, würde auch sie ermorden.«
    »Aber Heinrich«, rief ich schockiert.
    »Na gut, vielleicht nicht beide. Aber wenigstens Marlen. Sie ist die Schlimmere.«
    »Es ist sinnlos, mit dir zu reden, wenn du in dieser Stimmung bist. Ich muss jetzt los, sonst komme ich zu spät. À bientôt!« (Das ist französisch für »Einen guten Tod«. Sie sagen das anstatt »Auf Wiedersehen«. Seltsame Leute, diese Franzosen.)
    Als ich aus der Höhle trat, wurde ich vom Grollen eines Spätsommergewitters empfangen. Die Wolken hingen dick und bedrohlich am nördlichen Teil des Himmels, nicht wie sonst im Westen. Bald würde es zu regnen beginnen, also nahm ich, in der Hoffnung, trocken in den Ort zu kommen, die Beine in die Hand, aber ich war keine zehn Meter weit gekommen, als ein heftiger, überraschend kalter Schauer auf mich einprasselte. Ich zog mir den Mantel über den Kopf und stolperte den Hügel

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