Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2

Titel: Der Hobbnix - Die große Tolkien-Parodie 2: Hobbnix 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. R. R. R. Roberts
Vom Netzwerk:
hinunter, während der stahlgraue, silberfädelnde Regen den Staub auf der Straße in blubbernden Matsch verwandelte und die Luft zornig blau färbte. Als ich endlich im Wirtshaus zum Fahlen Kaninchen eintraf, war ich bis auf die Haut durchnässt.
    Selbstverständlich warteten die beiden bereits auf mich. »Hallo Tanten«, begrüßte ich sie und stellte mich ans Feuer, um wenigstens ein bisschen trockener zu werden. Es war wirklich merkwürdig: Durch das Fenster sah ich, dass der Regen in genau dem Moment aufgehört hatte, als ich das Wirtshaus betreten hatte. Jetzt fielen helle Sonnenstrahlen durch die aufreißenden Wolken.
    »Guten Tag, Neffe«, sagte Tante Lobehold, die Arme vor ihrem ausladenden Busen verschränkt. Lobehold war, was die Leute eine vom Schicksal begünstigte Frau nannten. (Sie meinten damit insbesondere, dass es für alle günstiger wäre, wenn man sie einen Brunnen hinunter stieße.) Während Marlen nur Haut und Knochen war, hatte der ewige und unveränderliche Algorithmus, der die jeweiligen physischen Eigenschaften von Tanten festlegte, Lobehold dick und untersetzt gemacht. Ihr Körper war wie eine riesige Glocke geformt, die fleischigen Arme und Beine folgten der Logik zweier symmetrisch ausbalancierter x=y 2 -Linien, und die sehr breiten Schultern verjüngten sich zu sehr schmalen Handgelenken. Sie trug mit Vorliebe Bombasin, ein Material, über das ich so gut wie nichts wusste, aber das mir zumindest den richtigen Namen zu haben schien: Ihre Röcke explodierten geradezu hüftabwärts, mit dem Effekt, dass man, wenn sie sich zu schnell umdrehte, Gefahr lief, von den Füßen gerissen zu werden. Wie eine Königin thronte sie in ihrem Sessel, die Röcke fielen zu Boden wie ein schwarzer Wasserfall, den kein Damm aufhalten konnte.
    Dagegen war Tante Marlen geradezu nüchtern gekleidet; tatsächlich sah ihr langärmeliges, rostfarbenes Kostüm aus, als hätte es schon seit zehn Jahren keinen Alkohol mehr angerührt. »Setz dich, Neffe«, sagte sie und deutete auf einen leeren Stuhl.
    Kaum hatte ich mich gesetzt, sagte Tante Lobehold mit eisiger Stimme: »Lass uns gleich zum Punkt kommen, Neffe. Du bist widerlich.«
    »Oh«, war alles, was mir dazu auf die Schnelle einfiel.
    »Ja, liederlich«, stimmte Marlen zu.
    »Nein, widerlich«, korrigierte Lobehold.
    »Das ist nicht besonders fair«, sagte ich zögerlich.
    »Du widerst uns an«, zischte Lobehold. »Und wir sind anständige Leute. Woraus logisch folgt, dass du widerlich bist.«
    »Ich war noch nie so angewiderlicht«, jammerte Marlen, »wie an dem Tag, an dem ich mit Schorsch Ratzinga vor deiner Tür stand.«
    »Angewidert«, korrigierte ich, während das Wasser von meinem Ärmel tropfte.
    »Siehst du, sogar du stimmst mir zu!«, rief Marlen und hüpfte feixend in ihrem Sessel auf und ab.
    »Ich habe dir nicht zugestimmt. Ich habe dich lediglich korrigiert. Du sagtest, du warst angewiderlicht. Aber es heißt: angewidert.«
    »Lenk nicht vom Thema ab, Neffe«, ging Lobehold dazwischen. »Du hast deiner Tante die Tür vor der Nase zugeschlagen. Das war sehr unhöflich.«
    »Dann entschuldige ich mich für meine Unhöflichkeit«, sagte ich. »Zu meiner Verteidigung muss ich allerdings sagen, dass Tante Marlen mit der Absicht zu mir gekommen war, meinen Lebensgefährten zu exorkizieren.«
    »Und das ist genau das Thema«, rief Lobehold, als hätte ich versucht, es zu leugnen.
    »Thematisch genau«, zischte Marlen.
    »Ich werde mich nicht von meinem Geist trennen«, sagte ich mit so viel Würde, wie sie jemand aufbringen konnte, der gleichzeitig auf den Teppich tropfte.
    »Das ist nicht natürlich! Seiner Tante die Tür vor der Nase zu schlagen«, greinte Marlen.
    »Zuzuschlagen«, korrigierte ich. »Noch einmal: Ich entschuldige mich für meinen Mangel an Natürlichkeit. Sind wir fertig?« Ich machte Anstalten, mich von meinem Stuhl zu erheben.
    »Nein«, sagte Lobehold. »Sind wir nicht. Was wir sagen wollen, ist: Es ist nicht natürlich, Intimitäten auszutauschen mit einem …«
    »Ja, Integritäten«, quietschte Marlen und funkelte mich böse an.
    »… Intimitäten auszutauschen mit einem Geist . Verstehst du nicht, Neffe?« Lobeholds Stimme wurde nun etwas sanfter. »Du bist Gegenstand eines breiten gesellschaftlichen Diskurses.«
    »Ja, Diskus«, echote Marlen, als wäre das das ausschlaggebende Argument.
    »Das ist mir egal«, erwiderte ich. »Und wenn das alles ist, was ihr mir zu sagen habt, dann, fürchte ich, muss ich jetzt wirklich

Weitere Kostenlose Bücher