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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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Wenn dein Betragen nicht meinen Erwartungen entspricht, bist du entlassen!"
    Daraufhin verließ er Wrecker.
    Emily konnte sich vermutlich gar nicht vorstellen, wie schwierig das Leben in London für sie werden würde. Er und Wrecker konnten sie zwar auf den Straßen vor Unbill bewahren, aber wer würde sie vor der Verachtung schützen, die ihr, einer gewöhnlichen Bürgersfrau, die in den Adel eingeheiratet hatte, entgegenschlagen würde? Sollte er Emily nicht besser warnen? Oder sollte er einfach schweigen und hoffen, dass die spitzen Bemerkungen und Fangfragen ihrer Standesgenossinnen an ihr abprallen würden?
    Der aufgelöste Verlobungsvertrag würde mit ziemlicher Sicherheit für Klatsch und Tratsch sorgen, auch wenn Nicholas hoffte, dass Lord Worthing so kooperativ sein würde, die eigentliche Ursache des Ärgers zu vertuschen. Schließlich würde sein eigener Name bei einem Skandal in Mitleidenschaft gezogen. Und Worthing, der eine Tochter im heiratsfähigen Alter hatte und dessen Frau gesellschaftlich sehr aktiv war, hatte durch eine derartige Bloßstellung wesentlich mehr zu verlieren als er.
    Natürlich war sein Vater dafür bekannt gewesen, dass er sich über allen Gesetzen stehend wähnte. Und daher würde auch jeder dem alten Earl eine Fälschung zutrauen. Das war nicht das Problem. Das Vergehen seines Vaters öffentlich zu machen wäre allerdings in größtem Maße illoyal und würde nicht gerade von diplomatischem Geschick zeugen. In den Augen des Oberhauses wäre das fast ebenso schlimm wie die Tat des alten Earl.
    Und dann war da ja noch Emily. Wer weiß, wie sie reagiert, wenn sie mit dem Klatsch konfrontiert wird, dachte Nicholas. Er würde Lord Worthing irgendwie dazu bringen müssen , die Sache totzuschweigen. Am liebsten hätte er Emily das alles erspart. Aber wie sollte er das, wo er sie doch nicht einmal von London fern halten konnte?
    Das Dokument in seiner Schreibtischschublade stellte ihn wirklich vor große Probleme. Der Vertrag gab Zeugnis ab über die Machenschaften seines Vaters, mit denen er Nicholas' Leben hatte kontrollieren wollen. Wenn er ihn nur endlich zerreißen könnte! Doch er würde ihn einpacken müssen, um ihn seinen Anwälten vorzulegen, nur für den Fall, dass Worthing ihm Scherereien machte.
    Nicholas schloss die Augen. Bildete er sich das nur ein, oder wurden seine Schwierigkeiten von Stunde zu Stunde größer?
    Wie sollte er Emily nur erklären, dass die neue Countess of Kendale unmöglich in einem Kleid in London erscheinen konnte, das bestimmt schon seit über zehn Jahren aus der Mode war und Nicholas' Mutter gehört hatte?
     
    Emily badete rasch und zog sich eilig an. Sie hatte ein lavendelfarbiges Kleid angezogen, das sie sich heute mit ihren anderen Habseligkeiten zusammen aus dem Pfarrhaus hatte bringen lassen, und begann nun, sich zu frisieren. Da ihr Haar noch feucht war, ließen sich die Locken leichter bändigen als sonst. Ihr Vater und Joshua sollten stolz auf sie sein, wenn sie ihren ersten Empfang ausrichtete.
    Man hatte ihr auf ihren Wunsch hin auch schon eine Truhe vom Dachboden gebracht, in der sie ihre Kleidung verstaut hatte, die teils aus ihrem Besitz, teils aus dem von Lady Kendale stammten. Wie gut, dass Nicholas ihr gestattet hatte, von der Wäsche seiner Mutter Gebrauch zu machen. Er wusste nicht, wie viel Mut es ihr einflößte, die Sachen der verstorbenen Countess zu tragen. Und außerdem waren die Schals und Mäntel von Nicholas' Mutter eleganter als alles, was sie besaß. Ein Jammer, dass die Kleider fast alle für sie geändert werden müssten!
    "Nicholas ist bestimmt besorgt, dass ich meiner Rolle nicht gerecht werde", sagte sie. Sie zog die Brauen hoch und zwang sich, in den kleinen Spiegel zu lächeln, der vor ihr auf dem Ankleidetischchen stand. "Aber ich werde ihn überraschen!"
    Eine lockige Strähne löste sich aus einer Haarnadel und fiel ihr über die Schultern. Emily hob die Hand, um sie hochzustecken, und entschied sich dann, es bleiben zu lassen. So sehe ich wenigstens nicht mehr wie eine Pfarrerstochter aus. Sie stand auf, drehte sich vor dem Spiegel und sagte halblaut: "Und, Lady Kendale? Was halten Sie von mir?"
    Natürlich antwortete ihr niemand. Doch immer öfter hatte Emily in den letzten Tagen das Gefühl gehabt, dass die Dame ihr Gesellschaft leistete. Als der große helle Kaschmirschal, den sie für den Abend bereitgelegt hatte, zu Boden fiel, fasste Emily das als Bestätigung ihrer Kleiderwahl auf, hob das leichte, aber

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