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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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hätte. Man kann nicht alles haben für zweiundzwanzig Shilling die Woche, sagte Nicholas sich.
    Ob Emily mit der Zofe, die sie gewählt hatte, wohl ähnliche Schwierigkeiten hatte? Rosie war nur ein Zimmermädchen, in Haushaltsdingen geschult, aber nicht darin, einer Dame bei der Toilette zu helfen, ihr das Haar zu frisieren und ihre Garderobe in Ordnung zu halten. Schlimmer noch, Emily selbst hatte keine Ahnung, was von ihr erwartet wurde. Da werde ich wohl nachhelfen müssen, dachte er.
    Mit dem Anstandsunterricht würde er allerdings erst später beginnen.
    Bevor er sich seinen anderen Aufgaben widmete, würde er dem Außenministerium einen Besuch abstatten und seinen Bericht abliefern, der schon seit drei Wochen überfällig war. Indien war momentan ein Pulverfass, das schon der kleinste Funken zur Explosion bringen konnte. Er musste Lord Chalmers unbedingt warnen.
    Nicholas seufzte. Seine Frau war in der feinen Gesellschaft noch fremd, jemand lauerte ihnen auf, und der Handel mit Indien war gefährdet, was für die ganze britische Wirtschaft schwere Schäden bedeutete, auch für sein Handelsgeschäft. Gab es denn gar keine guten Nachrichten, nichts, worauf er sich freuen konnte?
    Er fühlte sich jetzt schon erschöpft, und dabei hatte er noch nicht einmal gefrühstückt.
     
    "Guten Morgen, Kendale!" Mit einem spröden Lächeln begrüßte Emily Nicholas eine Stunde später im Frühstückszimmer. Sie trug das minzgrüne Seidenkleid aus dem Nachlass seiner Mutter. "Wie geht es dir heute? Hast du immer noch Kopfschmerzen?" erkundigte sie sich.
    "Meinem Kopf geht es wunderbar. Und wie fühlst du dich?"
    "Ausgezeichnet."
    Nachdem Emily an diesem Morgen erwacht war, hatte sie sich fest vorgenommen, dass sie von nun an mehr Haltung zeigen würde. Ihr unsicheres Auftreten am Abend zuvor beschämte sie heute. Das Kutschenunglück hatte sie beunruhigt, das war alles. Doch einige Stunden Schlaf und der Luxus eines warmen Bades am Morgen hatten sie wiederhergestellt. Sie fühlte sich erholt.
    Und war nicht jeder seines Glückes Schmied? Emily hatte nicht vor, ein Leben lang auf die Gnade ihres Personals oder eines vertrauensunwürdigen Gatten angewiesen zu sein. Sie würde die Dinge selbst regeln, auch wenn es am Anfang zu Auseinandersetzungen führen würde. Schließlich hatte sie sich schon bei ihrem Vater um den Haushalt gekümmert, als sie noch ein junges Mädchen war.
    Selbst wenn Bournesea Manor und Kendale House sehr viel größere Haushalte waren mit Dutzenden von Bediensteten – die anfallenden Aufgaben waren ähnlich, und sie würde sie bewältigen.
    Vielleicht würde sie sogar so viel innere Kraft finden, diesen Tunichtgut von einem Earl zu bessern.
    Einen Moment lang sah Emily ihrem Mann dabei zu, wie er sich etwas kalten Fasan und eine Scheibe Brot auf einen Porzellanteller lud. Bevor er sich damit ihr gegenüber niederließ, zögerte er einen Moment. Er wirkte mürrisch und besorgt.
    "Du bist kein Frühaufsteher", stellte Emily fest.
    Nicholas nippte langsam an dem heißen Tee, den er sich gerade eingeschenkt hatte. Nach einem Moment des Zögerns erwiderte er: "Ganz im Gegensatz zu dir, wie ich sehe. Ich muss dich bitten, nicht jeden Morgen so fröhlich dreinzublicken. Sonst werde ich dich in der Themse ertränken."
    "Grummle nur", gab sie belustigt zurück und strich Butter auf das warme Hefebrötchen, das auf ihrem Teller lag. Das Wappen der Kendales zierte den Rand. "Da ich an diesem Tag einiges zu erledigen habe, wozu ich deine Gesellschaft nicht benötige, kannst du auch wieder zu Bett gehen, wenn du möchtest."
    "Und was genau hast du vor, wenn ich fragen darf?"
    Emily nahm einen Bissen, kaute gemächlich und schluckte, bevor sie geruhte, ihm zu antworten. Nicholas' Neugier wuchs. "Ich habe ausrichten lassen, dass sich das gesamte Personal um neun Uhr in der Halle einzufinden hat. Wir sollten die Bediensteten aus Bournesea dorthin zurückschicken. Irgendwelche Einwände?"
    Er überlegte. "Nein, das klingt vernünftig. Lass ihnen den heutigen Tag, um sich fertig zu machen. Upton soll sich um die Kutschen kümmern. Wenn sie morgen früh abfahren, sind sie noch vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause."
    "Das habe ich bereits mit Mr. Upton besprochen. Er versprach, alles in die Wege zu leiten. Dennoch werde ich noch persönlich verkünden, dass die Dienstboten aus Bournesea morgen nach Hause zurückkehren dürfen."
    "Muss ich anwesend sein?"
    "Kehrst du denn auch nach Bournesea zurück?" konterte

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