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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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die Blicke aller wie gebannt auf Emily gerichtet, die mit geschlossenen Augen auf dem Podium stand und wie ein Engel sang. Lady Fitzwaren rannen Tränen über die runzligen Wangen. Auch Nicholas hätte am liebsten geweint – vor Erleichterung. Keiner der Anwesenden würde an diesem Gesangsvortrag etwas auszusetzen haben. Wie hatte er nur an Emily zweifeln können? Er blickte seine Frau an, als sähe er sie das erste Mal.
    Ihm dämmerte erst jetzt, dass sie Auftritte vor Publikum gewohnt war. Bei dieser Stimme hatte ihr Vater sie in der Kirche sicher öfter allein singen lassen. Und warum überraschte ihn ihr Können eigentlich? Bis jetzt hatte sie jede Herausforderung bravourös gemeistert.
    Nur am Vertrauen ihrem Ehemann gegenüber fehlte es Emily.
    Habe ich ihr denn vertraut? Gewissensbisse überkamen Nicholas. Nein, das hatte er nicht. Er hatte angenommen, dass Emily ihn bei jeder Gelegenheit blamieren würde. Offenbar hatten die Worte seines Vaters, der gemeint hatte, sie sei nicht die passende Frau für ihn, die Saat des Argwohns in ihm aufgehen lassen. Er schämte sich seiner Arroganz.
    Als die letzten melancholischen Klänge des Liedes wie ein Zauber verklangen, blieben die Zuhörer staunend und mit angehaltenem Atem sitzen. In diesem Moment schwor sich Nicholas, dass er nie wieder an Emily zweifeln würde. Sie war mehr als eine hübsche, intelligente junge Dame – sie war zu einer Frau herangereift, von der ein Mann kaum zu träumen wagte.
    Als Applaus aufbrandete, und die Leute sich vor Begeisterung erhoben, klatschte Nicholas am lautesten Beifall. Emily war wundervoll. Und das würde er ihr bei nächster Gelegenheit sagen.
    Als sie nach mehreren Knicksen zum großen Bedauern des Publikums bescheiden eine Zugabe ablehnte, erhob er sich, um sie nach hinten zu ihren Sitzplätzen zu geleiten. Das im Anschluss daran noch gegebene Konzert rauschte wie im Traum an ihm vorüber. Er grübelte immer noch, warum er Emily nicht als die gesehen hatte, die sie war: ein Juwel von einer Frau. Er hatte ihr bitter Unrecht getan. Staunend sah er sie an. Nein, nie wieder würde er an ihr zweifeln. Er war unendlich stolz auf sie.
    Endlich endete das Konzert. Stühle wurden zurückgeschoben, und in kleinen Gruppen unterhielten sich die Leute über die musikalischen Darbietungen, denen allgemein große Anerkennung gezollt wurde. Nicholas wusste aus Erfahrung, dass es noch etwa eine Stunde dauern würde, bis die ersten Gäste aufbrachen. Und obwohl er sich danach sehnte, endlich mit Emily allein zu sein, freute er sich doch über die vielen Komplimente, die Emily gemacht wurden. Lächelnd stand Nicholas neben ihr, während nach und nach alle Anwesenden seiner Frau ihr Lob aussprachen.
    Auch Dierdre kam angerauscht und flüsterte Emily hastig etwas ins Ohr. Emily nickte, warf ihm einen kurzen Blick zu und geleitete Dierdre sofort zu Tür. Sie gingen offenbar in den Erfrischungsraum, ein Ankleidezimmer, das die Hammersleys den Damen bereitstellten, die dort ihre Haare richten konnten.
    Sorgenvoll sah Nicholas den beiden Frauen nach. Dass die beiden allein waren, gefiel ihm ganz und gar nicht. Bei dieser Gelegenheit, das war ihm klar, konnte er beweisen, dass er ihr vertraute. Natürlich ist Emily dieser Situation gewachsen, ermahnte er sich. Und dennoch – im Grunde seines Herzens erwartete er jeden Moment, dass Dierdre schreiend die Treppe hinuntergelaufen käme und einige Haarbüschel eingebüßt hätte.
    Er wartete ungeduldig, schlenderte unter den anderen Gästen umher und nahm im Namen seiner Frau dankend weitere anerkennende Worte entgegen. Worthing kam ihm nur einmal in der ganzen Zeit so nahe, dass sie miteinander hätten sprechen können. Er zog es aber vor, Nicholas zu ignorieren. Obwohl jeder der Umstehenden bemerkte, dass der Baron dies absichtlich tat, verlor niemand ein Wort darüber.
    In der Zwischenzeit behielt Nicholas die Tür im Auge, durch die Emily mit Dierdre verschwunden war, und hoffte das Beste. Was blieb ihm auch anderes übrig!
    Plötzlich tauchte Duquesne neben ihm auf. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er die Vorgänge mit einigem Interesse beobachtet hatte. Er war der Einzige im Raum außer Worthing, der wusste, dass sich Unheil anbahnte. "Lächeln, Nicholas, immer lächeln. So ist's richtig", sagte er. "Was soll schon passieren?"
    Nicholas seufzte. "Du hast meine Frau gestern Abend doch erlebt." Resigniert schüttelte er den Kopf. "Aber natürlich vertraue ich darauf, dass sie die Situation mit

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