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Der Hochzeitsvertrag

Der Hochzeitsvertrag

Titel: Der Hochzeitsvertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyn Stone
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Würde meistert."
    Duquesne lachte. "Möchtest du ein Sümmchen darauf setzen, wie es ausgehen wird? Eine Wette unter Freunden?"
    "Ich riskiere doch schon alles", erwiderte Nicholas.
     
    Emily begleitete Dierdre Worthing zum Erfrischungsraum, um ein Wortgefecht in der Öffentlichkeit zu vermeiden. Das war zumindest der ausschlaggebende Grund dafür. Außerdem platzte sie fast vor Neugier. Das wütende Funkeln in Dierdres Augen hatte in deutlichem Widerspruch zu der schmeichelhaften Bitte gestanden, die sie geäußert hatte.
    Emily wusste sehr wohl, dass Dierdre versucht hatte, sie vor den Anwesenden lächerlich zu machen, als sie Emily darum bat, für die Gäste zu singen.
    Obwohl die Worthings fast das ganze Jahr über in London lebten, seit Dierdre ihr Debüt gegeben hatte, gehörte ihnen auch ein Gut, keine sechs Meilen vom Haus des Pfarrers entfernt. Schon lange lebte die Familie Worthing dort, im Kirchensprengel, den zurzeit ihr Vater betreute. Die Geburten, Heiraten und Todesfälle ganzer Generationen von Worthings waren in den Kirchenregistern seiner Gemeinde verzeichnet.
    Doch nur ein einziges Mal war Dierdre zu ihnen ins Pfarrhaus gekommen, etwa zwei Monate bevor sie nach London abreiste. Sie hatte Emily angeboten, ihr eine Stellung als Gouvernante bei Lord Vintley in London zu verschaffen. Erst an diesem Abend hatte Emily auf Grund von Dierdres ersten Worten begriffen, warum sie sich solche Umstände gemacht hatte: Dierdre hatte sicherstellen wollen, dass Emilys Freundschaft zu Nicholas, der auf dem Nachhauseweg gewesen war, nicht wieder auflebte. Und Lord Vintley lebte weit entfernt von Bournesea …
    Während ihrer kurzen Aufenthalte auf dem Lande beschäftigte sich Dierdre meist damit, sich wichtig zu machen und zu prahlen. Emily fragte sich, was sie jetzt vorhatte.
    Sobald sie den Erfrischungsraum erreicht hatten, schickte Dierdre das Dienstmädchen fort, das dort bereitgestanden hatte. Dann machte sie einen Schritt beiseite, ließ Emily als Erste eintreten, zog die Tür hinter sich zu und versperrte Emily den Weg nach draußen.
    Sie ist so hübsch wie eh und je, stellte Emily fest. Dierdres hellblonde, kunstvoll geflochtene Zöpfe waren nach hinten aufgesteckt und umrahmten das reizende ovale Gesicht sehr vorteilhaft. Dass sie sich die Wangen rot geschminkt hatte, war völlig überflüssig, denn sie schimmerten vor kaum verhülltem Zorn ohnehin rosig. Die Ballade ist wohl nicht nach ihrem Geschmack gewesen, dachte Emily. "Was Sie suchen, steht wohl hinter diesem Paravent", erklärte sie lächelnd und deutete in die Ecke. "Oder haben Sie mir wirklich etwas Wichtiges zu sagen?"
    "Das habe ich! Nicholas hat Sie satt."
    "Ach wirklich? Das hat er gar nicht erwähnt. Er hat Ihnen das vermutlich unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut?"
    Dierdre biss die Zähne zusammen und holte tief Luft. Emily kannte den Nutzen dieser kleinen Atemübung aus eigener Erfahrung: Sie half, die Wut zu kontrollieren.
    "Nicholas hat sich zwar nicht mit mir, aber mit meinem Vater unterhalten", erklärte sie. "Er bedauert die Auflösung des Verlöbnisses sehr und hat versprochen, die Dinge zu unserer Zufriedenheit zu regeln. Sie werden sicher verstehen, dass dies nicht durch eine Ausgleichszahlung bewirkt werden kann, denn wir sind reich genug. Nun, warten Sie ab, wie er die Dinge in Ordnung bringen wird."
    Unwillkürlich kamen Emily bei diesen Worten all die Bemerkungen in den Sinn, mit denen sich Dierdre in den letzten Jahren über Emilys Kleider, Emilys Provinzialität und ihre Unfähigkeit, Männer anzuziehen, mokiert hatte – der arrogante, leicht gehässige Tonfall war genau der gleiche. Und dennoch verspürte sie Bedauern mit der aufgebrachten jungen Frau. Wie furchtbar musste Dierdre sich fühlen! All die Jahre hatte sie gedacht, mit Nicholas verlobt zu sein, und dann stand sie plötzlich ohne Bräutigam da.
    "Sehen Sie, Miss Worthing. Ich weiß, dass Kendales Hochzeit mit mir …"
    "Er wird die Dinge regeln", wiederholte Dierdre. Und hasserfüllt fügte sie hinzu: "Sie haben ihm eine Falle gestellt, Emily Loveyne, aber er wird sich Ihrer über kurz oder lang zu entledigen wissen." Ein grimmiges Lächeln spielte um ihre Lippen. "Ja, Kendale wird einen Ausweg finden. Und Sie werden noch an meine Worte denken. An Ihrer Stelle wäre ich sehr vorsichtig."
    Wider Willen stieg in Emily die Furcht hoch, dass in Dierdres Worten ein Körnchen Wahrheit stecken könnte. Sie wusste nur zu gut, dass Nicholas mit der

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