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Der höchste Preis (German Edition)

Der höchste Preis (German Edition)

Titel: Der höchste Preis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schweiger
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gewordenen Tisch. „Setzen wir uns doch.“
    „Was ist?“, fragte sie, nachdem sie Platz genommen und Schott seinen nächsten Tequila in sich hineingeschüttet hatte. „Du warst am Telefon so komisch? Bist du sauer wegen gestern Abend?“
    „Überhaupt nicht. Ich habe heute Mittag nur dummerweise erfahren, dass ich weg muss.“
    „Was?“
    Schott nickte mit gewichtiger Miene. „Ein Angebot von meinem Agenten, das ich unmöglich ausschlagen kann. Ich soll einen Roman adaptieren,für eine große deutsche Kinoproduktion, und das möglichst gestern ... So eine Chance kommt so schnell nicht wieder“, fügte er hinzu.
    Die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Aber, ich dachte ... Ich meine, hast du gestern nicht gesagt, ein Drehbuch kann mal überall schreiben?“
    Schott nickte erneut. „Klar, kann man. Aber in diesem speziellen Fall will der Regisseur, der auch schon feststeht, von Anfang an mit dabei sein. Der kommt auch schon nächste Woche nach Berlin und verlangt dann wahrscheinlich, dass ich mit ihm nach Mallorca komme oder sonst wohin, wo die Typen alle ihren Zweitwohnsitz haben. Tut mir wirklich leid.“
    „Und du kommst nicht wieder, schätze ich mal?“
    „Ich fürchte, nein.“
    „Und deine Wohnung?“
    „Erledigt alles ein Makler ...“
    „Na schön, dann hast auch sicher nichts dagegen, wenn ich dich jetzt allein lasse. Und wenn du es genau wissen willst: Mit einem Säufer hätte ich mich ohnehin nicht eingelassen ...“ Sie stand auf, warf ihm einen leicht verächtlichen Blick zu und marschierte hoch erhobenen Haupts zur Tür hinaus.
    Those were the days, my friend, dachte Schott erleichtert.
    Er nahm den Campari in Empfang, legte den Strohhalm im Aschenbecher ab und trank das Glas mit wenigen Schlucken leer. Nebenbei betrachtete er verstohlen die zwei Männer, die vor wenigen Minuten die Kneipe betreten hatten. Augenscheinlich keine Stammgäste, so wie sie sich um schauten und bewegten. Und mit klarer Rang ordnung, wie er nun registrierte. Chef der beiden war eindeutig der Blonde mit der Stirn narbe, ein schlanker, smart wirkender Enddreißiger. Der andere, ein gedrungener Mittzwanziger mit glattrasiertem Schädel, roch dagegen nach Laufbursche. Sie standen am Tresen, tranken Bier aus der Flasche und wechselten hin und wieder ein Wort.
    Zivilbullen, die sich als Ganoven ausgaben? Nicht sehr wahrscheinlich, hier in der Provinz. Zumal die beiden verdammt authentisch wirkten. Bei Schott klingelten ein paar Alarmglocken. Aber wer sollte es auf ihn abgesehen haben, wenn nicht die Bullen?
    Egal, dachte er und bedeutete der Bedienung, für Nachschub zu sorgen.

27
     
    Erst nachdem er die Kneipe verlassen hatte und als erstes der Länge nach hingefallen war, merkte Schott, wie betrunken er war. Er kam mit einiger Mühe wieder auf die Beine, rieb sich das angeschlagene Knie und humpelte weiter. Hielt sich hier und da fest und sinnierte bei so manchem Gebäude, ob und was sich verändert hatte. Der Getränkevertrieb gegenüber, war da früher nicht der Hondahändler gewesen, bei dem er seinen ersten Wagen gekauft hatte, einen gebrauchten Prinz 1000, den er zwei Wochen später frontal gegen einen Baum gesetzt hatte? Auch das Fotogeschäft ein paar Ecken weiter war weg, hatte einem Geschäft für Gardinen Platz gemacht. Er verschnaufte kurz und schaute zum Vereinshaus hinüber, wo schon lange nichts mehr stattfand. Wie war gleich noch mal der Name der Band gewesen, nach deren Auftritt er mit Gruber stundenlang diskutiert hatte? Genau, „Sir Archibald’s Purple Guard“, die den Jimi Hendrix derart gut nachgespielt hatten, dass viele meinten, das ginge nicht mit rechten Dingen zu.
    Ein Taxi rollte heran, der Fahrer warf Schott einen fragenden Blick zu. Schott zögerte kurz, entschied dann, auch den Rest des Weges zu Fußzurück zulegen. Er winkte ab, lief hinter dem Taxi über die Straße, ließ eine Kneipe namens „Downtown“ links liegen und wandte sich dem Weg entlang des Mühlbachs zu. Er vermied es, die kleine Brücke in den Seehuberweg hinüber zu betreten, in das mittlerweile vergiftete Revier seiner Kind heit. Und wieso auch? Das Haus mit der elterlichen Wohnung hatte längst einem Neubau weichen müssen, und sonderlich heimisch hatte er sich in der Ecke ohnehin nie gefühlt. Also blieb er weiter auf dem Gehsteig in Richtung Wasserwerk, wo ein schmaler Steg ebenfalls zur Innenstadt hinüber führte. Dann noch den Salinenberg rauf und schon wäre er zu hause. Es sei denn, er

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