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Der höchste Preis (German Edition)

Der höchste Preis (German Edition)

Titel: Der höchste Preis (German Edition)
Autoren: Wolfgang Schweiger
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einem Gewehr umgehen?“, fragte er.
    „Er hat’s mir mal gezeigt. Für alle Fälle. Vor ein paar Jahren wurde hier in der Gegend mehrmals eingebrochen.“
    „Verstehe ...“
    Gruber wandte sich ab und nahm beiläufig eine überraschend schwere, goldfarbene Buddha-Figur, die neben der Tür auf einer Anrichte stand, in die Hand.
    „Vorsicht“, sagte Susanne Hauser. „Die ist mehr wert als alles andere hier drin zusammen.“
    „Tatsächlich?“
    „Ja. Hat ihm einer seiner Kunden geschenkt ...“ Sie warf erneut einen Blick auf die Uhr. „Aber ich müsste jetzt langsam wirklich los.“
    Gruber nickte. Er stellte den Buddha wieder ab und ging hinaus. Die Frau begleitete ihn zum Wagen.
    „War jedenfalls nett, dass Sie vorbeigekommen sind.“ Sie hielt Gruber die Hand hin. „Falls wir uns nicht mehr sehen sollten, alles Gute und viel Erfolg.“

30
     
    „Wenn Sie das hier überstanden haben, sollten wir über ein paar Dinge reden“, sagte die Ärztin zu Schott. „Ich meine, ich möchte Sie zu nichts drängen, und es ist auch nichts dabei, was jetzt eine Katastrophe wäre, aber ...“
    „Mit anderen Worten, Sie wollen mich noch hier behalten?“, unterbrach Schott, der längst geahnt hatte, dass bei all den Untersuchungen, die man inzwischen bei ihm durchgeführt hatte, auch ein paar unerfreuliche Tatsachen zutage getreten waren. Zumal er in den letzten acht, zehn Jahren nur regelmäßig einen Zahnarzt konsultiert, in punkto Vorbeugung sonst aber nichts unternommen hatte.
    „Wenn Sie einverstanden sind?“
    „Nächste Woche, okay, dann gehen wir die Sache an“, sagte er. „Mit allen Konsequenzen.“
    „Das ist ein Wort.“ Noch ein aufmunterndes Lächeln, und sie verschwand zur Tür hinaus.
    Schott rückte sich das Kissen zurecht und griff nach einem der Taschenbücher, die Gruber für ihn am Krankenhauskiosk gekauft hatte. Sein Rücken schmerzte und seine gebrochenen Rippen machten jeden Atemzug zu einer leichten Qual, aber es war nichts, worüber er sich groß beklagenwollte. Jedenfalls nichts im Vergleich zu der Buskarambolage damals mitten in der mexikanischen Hochland-Einöde. Wo er stundenlang neben Toten und Schwerstverletzten gelegen hatte, ehe man ihn endlich nach Durango ins Krankenhaus geschafft hatte. Nur weil sich dieser Schwachkopf von Chauffeur ein Wettrennen mit einem ebenso verrückten Kollegen liefern musste.
    Er schlug das Buch auf, erfreut über Grubers guten Geschmack. Ein Thriller mit dem Titel „Blondes Gift“, der äußerst vielversprechend anfing. Was wollte er mehr, in seiner Situation? Versunken in seiner Lektüre, merkte er zunächst gar nicht, dass jemand das Zimmer betreten hatte. Er blickte auf, und sah Hauser, der sich am Bettende aufgebaut hatte. Mit Kopfverband und einem hämischen Grinsen im aufgedunsenen, von zahlreichen winzigen Narben verzierten Gesicht. Schotts Hand zuckte unwillkürlich zum Klingelknopf.
    „Keine Angst, ich werde dir nicht gleich den Hals umdrehen“, sagte Hauser rasch. „Wollte nur mal sehen, wie es dir geht, du falscher Hund ...“
    „Besser als dir, hoffe ich.“
    „So, meinst du?“
    Schott schwieg.
    „Na ja, wenn ich schon mal hier bin, kann ich dir auch gleich eine kleine Geschichte erzählen.“
    „Scheiß auf deine Geschichte“, erwiderte Schott. „Zieh Leine, aber fix ...“
    Hauser rührte sich nicht von der Stelle. Nur sein Grinsen verstärkte sich und er rüttelte leicht am Bettgestell.
    „Du glaubst wohl, deine kleine Schwester war eine Heilige“, sagte er dann. „Aber da muss ich dich leider enttäuschen. Sie war alles andere als eine Heilige, die für ein Taschengeld jeden rangelassen hat. Ich war zufällig nur der Erste in der Reihe.“
    Schott warf ihm das Buch an den Kopf. Ohne großen Erfolg. Hauser trat nur zur Seite und blickte Schott mit einer Mischung aus Wut und Verachtung an. Schott hätte sich am liebsten unter der Bettdecke verkrochen, nahm sich aber zusammen. Er traute Hauser mittlerweile alles zu.
    „Und soll ich dir noch was sagen?“ Hauser kam nun doch bedrohlich näher, die rechte Hand wie zum Schlag erhoben. „Am Ende hat sie mich richtig darum gebettelt, dass ich’s ihr besorge, das kleine Luder.“
    Schott drückte auf die Klingel.
    Hauser wandte sich ab.
    „Ach übrigens, glaube nur nicht, das wäre schon alles gewesen“, sagte er, schon an der Tür. „Das gestern Nacht war sozusagen erst dieVorspeise. Der Hauptgang kommt noch. Irgendwann, wenn du am wenigsten damit rechnest. Und dann wirst
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