Der Höllenbote (German Edition)
gegebenen Umständen möglich war.
Sie hatte schon kurz in die Kinderzimmer geschaut. Kevin und Jennifer schliefen beide tief und fest, offenbar erleichtert, dass Janes Ohnmachtsanfall harmlos gewesen war. Sie hatte sich vergewissert, dass die Haustür und alle Hintertüren abgeschlossen waren. Und immer wenn ihre Gedanken zu den Tragödien der letzten Tage wandern wollten, zwang sie diese in eine andere Richtung.
Bis auf einen. Was Steve gesagt hatte, kurz bevor er gegangen war: Wer gehört sonst noch zu dieser Sekte?
Handelte es sich denn wirklich um eine Sekte? Es hatte ganz logisch geklungen, als sie sich mit Steve darüber unterhalten hatte, aber nun, wo der Tag zu Ende ging, die Kinder im Bett lagen und die Türen verschlossen waren? Ich kann das einfach nicht glauben, dachte sie. Doch nicht in dieser Gegend. Nicht in Danelleton. Hier gab es keine Satanskulte, keine Ritualmörder, die in Absprache miteinander agierten wie eine eingeschworene, konspirative Terrorzelle.
Ich sollte ins Bett gehen, sagte sie sich, aber eine gewisse Trägheit hielt sie auf dem Verandastuhl fest. Es war so still, so friedlich und ruhig. Sie liebte das Gefühl der Nachtbrise auf ihrem Gesicht, das Gefühl des wetterfesten Teppichs unter ihren Zehen. Ich könnte glatt hier draußen einschlafen, überlegte sie müde, und dann kam eine etwas steifere Brise auf und raschelte in den Bäumen hinter dem Haus. Sie bauschte ihr Nachthemd und glitt kühl über ihre warme Haut. Erneut dieses Gefühl von Ruhe und Frieden. Jane fühlte sich wie ein Teil der Nacht.
Aber noch wusste sie nicht, dass die Nacht es auf sie abgesehen hatte.
(II)
Die Nacht war sein Blut. Er nahm sie und zehrte von ihr. Fachsprachlich würde man von einfachem submateriellem Channeling reden. Weniger fachsprachlich: ein wandelnder körperloser Geist.
Der Bote huschte gern in der Nacht umher. Er beobachtete die Menschen, um zu sehen, was sie trieben. Und er tauchte gern hinter ihnen auf, um sie zu lenken, um in ihren Geist einzutauchen, bis sie praktisch miteinander verschmolzen waren.
Er glitt auf den Schatten daher. Er stapfte durch Büsche und Gestrüpp, ohne ein Geräusch zu verursachen. Jetzt wehte er um das Haus herum, selbst wie ein Schatten, ein Schatten im Scheinwerferlicht eines vorbeifahrenden Autos.
Was mag hier drin sein?, fragte er sich.
Er verharrte und lugte in ein Fenster, bemerkte ein schlafendes Kind, einen kleinen Jungen. Der Bote wäre gern in den Kopf des Jungen geschlüpft, um seine Träume zu verderben und ihn zu zwingen, schreiend aufzuwachen.
Nicht heute Nacht ...
Ich muss mich zurückhalten.
Im nächsten Fenster entdeckte er ein schlafendes Mädchen, älter als der Junge. Das erregte den Boten. Es wäre so wundervoll, ihr Angst einzujagen, sie zu verderben, sie zu vernichten. Aber ihre Unschuld stellte ein Problem dar – eine der wenigen Barrieren, die der Bote nicht überwinden konnte. Er war nicht in der Lage, sie zu Bösem zu verleiten. Aber er wusste, wenn er sich richtig anstrengte, konnte er ihre Traumvisionen in Aufruhr versetzen, konnte sie von der Klippe in die widerwärtigsten Abgründe der Unterwelt stoßen. Er konnte ihre Träume so sehr vergiften, dass sie sich nie mehr davon erholen würde. Fürs ganze Leben gezeichnet.
Ja, ein ganz wundervoller Gedanke.
Nicht heute Nacht ...
Der Bote witterte etwas noch Besseres, gleich um die Ecke.
Der Duft brachte sein Blut in Wallung. Er roch süße Träume, die nur darauf warteten, verdorben zu werden. Er roch eine Frau, eine starke Frau.
Hinter dem Haus. Bäume erzitterten im Wind. Mondlicht schien flach auf den frisch gemähten Rasen. Die Schritte des Boten hinterließen geschwärzte Abdrücke, aus denen sich giftiger Rauch emporschlängelte.
Er spähte durch ein Fliegengitter.
Auf sie. Auf Jane. Oh, ja. So viel Futter. So viel Fleisch für meinen Schlund.
Nackte, gebräunte Beine ragten vom Gartenstuhl bis zum Boden. Der Bote hätte sie gern in ihrer ganzen Länge abgeschleckt, bis hinauf zu ihrem frischen Geschlecht, um mit seiner schwarzen Zunge einen Schimmer fauligen Schleims zu hinterlassen. Sanft hoben und senkten sich ihre Brüste unter dem fast durchsichtigen Nachthemd. Wie gerne der Bote sie kneten und an ihnen saugen würde! Danach wollte er sie besteigen, tief unten in den heißen Jauchegruben seines Reichs, und sie besitzen, sich in ihr ergießen, um sie anschließend seinen Kreaturen zu überlassen.
Vielleicht wird das auch eines Tages geschehen, überlegte
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