Der Höllenbote (German Edition)
angelaufener Bronze und bildete so etwas wie ein unfertiges, mürrisches Gesicht. Nur zwei Augen, kein Mund, keine anderen Gesichtszüge.
Der Ausdruck ›böses Omen‹ war Erik nicht geläufig.
Doch als er klopfte und die Tür sich öffnete, musste Erik sich schwer zusammenreißen, um nicht vor Begeisterung zu jubeln ...
Eine Frau stand vor ihm, mit einem strahlenden Lächeln und großen, leuchtenden Augen. Sie hätte ihn sogar in einem alten, dreckigen Kartoffelsack aus den Socken gehauen, aber in einem fast transparenten, schwarzen Nachthemd ...
Heilige Scheiße. Der Hauptgewinn.
»Hi«, sagte sie. »Kommen Sie rein. Ich bin Ihnen ja so dankbar, dass Sie um diese Zeit noch hier rausgefahren sind. Es ist nicht leicht, so spät noch einen Techniker für Klimaanlagen zu bekommen.«
Klein, zierlich. Glänzende schulterlange Haare wie dunkler Bernstein. Der Saum ihres Nachthemdes war sehr, sehr hoch – höchstens ein paar Zentimeter unter dem Schritt. Und wenn jetzt eine Windbö kam? Erik war nicht sicher, aber er hätte schwören können, dass sie kein Höschen trug. Einen BH hatte sie auch nicht an, da gab es keinen Spielraum für Spekulationen. Kompakte kleine Brüste mit großen dunklen Nippeln zeichneten sich durch den schattigen Hauch von Nachthemd ab.
»Kein, äh, kein Problem, Ma’am. Wir machen rund um die Uhr Hausbesuche.«
Sie kicherte und ließ ihn ein. »Das sagen sie alle, aber versuchen Sie mal, so spät noch einen zu finden. Im Ernst, ich bin Ihnen wirklich dankbar, dass Sie da sind. Wenn die Klimaanlage nicht funktioniert, ist es hier drin wie in einem Hochofen, sogar nachts. Ich heiße übrigens Annabelle.«
»Erik. Freut mich sehr.«
Sie gaben sich die Hand und Erik stellte fest, dass ihre heiß und feucht war. Und direkt über ihrem Dekolleté und an der Vorderseite ihrer Schenkel konnte er einen dünnen Schweißfilm erkennen. Sehr erotisch.
Als hätte sie gerade Sex gehabt.
Immer noch voller Ehrfurcht vor diesem Körper in dem kaum verhüllenden Nachthemd folgte er ihr durch die Diele in die Küche. Nettes Haus, von innen wie von außen, aber das war ja für Danelleton nichts Besonderes. Wieder dachte er über seine Chancen nach. Zunächst einmal wusste er, dass sich in diesem Moment noch zwei weitere Handwerker im Haus aufhielten. Und zweitens war Annabelle mit ziemlicher Sicherheit mit einem reichen alten Knacker verheiratet, der sie als Dekoration benötigte, und jeden Moment würde Erik ihn kennenlernen.
»Ja, Sie sind der erste Handwerker, mit dem ich heute zu tun habe, der tatsächlich gekommen ist wie versprochen.«
Okay, jetzt übertreibt sie wirklich. Ständig benutzte sie ›kommen‹ so doppeldeutig, und dann war da noch dieses ›Fick-mich‹-Nachthemd, wie in einem billigen Tittenfilm. Tat sie das absichtlich oder war sie einfach nur naiv? Egal. Erik konnte die Situation trotzdem genießen, gerade weil er wusste, dass nichts dabei herauskommen würde. »Na ja, wie’s aussieht, brauchen Sie sich über Zulauf an Handwerkern nicht zu beklagen.«
Jetzt führte sie ihn einen Flur entlang. Es wirkte etwas düster hier, aber irgendwie betonte das ihren Körper im Nachthemd noch stärker. Das hauchdünne Material sah jetzt aus wie Rauch, der sie umwaberte.
»Oh, ja. Der Fernsehmann ist auch hier.«
»Kabelprobleme?«
»Ja. Etwas stimmte mit den Kanälen nicht, deshalb musste er ein neues Kabel in meine Box stecken.«
Erik musste die Stirn runzeln, denn andernfalls hätte er lauthals losgelacht. »Ah ja«, war alles, was er herausbrachte.
»Und dann musste ich auch noch den Möbelmann rufen ...«
Annabelle drehte sich mit einem Lächeln um, das nur eine Bezeichnung verdiente: lüstern. Ihre Brüste ragten unter dem schleierdünnen Stoff auf. »Er musste sich um den Knopf an meinem Schatzkästchen kümmern.«
Sie drehte sich schnell um und führte ihn weiter den Flur entlang. Erik schüttelte nur den Kopf.
»Ich habe ein kleines hölzernes Schmuckkästchen in meinem Schlafzimmer. Er hat die Knöpfe und eine Schublade repariert.«
Schweiß sammelte sich auf Eriks Stirn. Dieser Anblick, dazu noch die zweideutigen Bemerkungen und die Art, wie sie darüber sprach – allmählich geriet Erik in Fahrt. Aber er wusste jetzt, wie der Hase lief. Viel zu dick aufgetragen, definitiv ein Scherz. Sie war nur eine gelangweilte Hausfrau, die mit dem dummen Handwerker herumspielte. Ihr Mann wartete sicher schon mit einer Taschenlampe an der Klimaanlage, und dann hörte der Spaß auf.
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