Der Höllenbote (German Edition)
faulig, wie etwas Verdorbenes. Man konnte die Spur nur als dunklen Schleim beschreiben. Sie wollte schon das Fenster schließen und das Licht anschalten, doch dann hörte sie wieder das Rascheln.
Ihr Blick zuckte hoch und sie riss die Augen auf. Etwas von der Größe einer Ratte bewegte sich aus den Schatten und zurück auf den beleuchteten Teil des Fußbodens. Es krabbelte wie ein Insekt, aber es konnte keine Küchenschabe sein – die wurden nicht so groß. Käfer auch nicht. Es krabbelte auf sie zu und dann wich alle Luft aus ihrer Lunge, als sie sah, womit sie es zu tun hatte: eine Krötenechse.
Das ... ist ... unmöglich ...
Die Kröte ihres Sohnes war tot. Jane wusste das ganz sicher. Sie hatte es selbst gesehen. Sie hatte den Kadaver begraben. Und doch war diese Kreatur auf dem Boden eindeutig eine Krötenechse und sie war eindeutig am Leben. Das Tier kroch in ihre Richtung und ließ diese merkwürdige Spur zurück. Mach dich nicht lächerlich, schimpfte sie mit sich selbst. Natürlich war es eine andere Kröte, eine wilde. Ach nein, ich weiß . Plötzlich fiel es ihr ein. Wie hatte sie das nur vergessen können? Steve hatte Kevin doch die neue Krötenechse mitgebracht, und die musste irgendwie aus ihrem Terrarium entkommen sein. Sie zog ihren Kimono an, ging schnell in Kevins Zimmer und spähte in den kleinen Glasbehälter. Sie musste sich nur vergewissern, dass die neue Kröte tatsächlich ausgebüxt war.
Aber die kleine Krötenechse hockte in ihrem Terrarium.
Okay, okay, das ist albern, sagte sie sich, als sie zurück ins Wohnzimmer tapste. Kevins neue Kröte war nicht ausgerissen. Also? Sie starrte die Kröte auf dem Fußboden an. Sie muss von draußen reingekommen sein. Alles klar. Aber ...
Was war das für eine Linie? Diese Spur, die sie hinter sich herzog, während sie über den Boden krabbelte?
Sie betrachtete die Kröte genauer. Sie stank. Wie etwas Verwestes, genau wie die Schleimspur. Sie erinnerte sich daran, was mit Kevins Kröte passiert war: Etwas hatte sie zerquetscht, bis sie ihre eigenen Innereien ausgespuckt hatte. Sie beugte sich tiefer hinunter und rümpfte die Nase wegen des Gestanks.
Die Krötenechse auf dem Boden schleifte ihre Innereien hinter sich her, die ihr aus dem Maul hingen. Daher rührte der Schleim.
»Steve! Wach auf! Sieh dir das an!«, rief sie mit klopfendem Herzen und rüttelte ihn, bis er aufwachte.
»Liebling, was ist?«
»Siehst du die Kröte da auf dem Boden?«
Er stand benommen auf. »Hm?«
Aufgeregt deutete Jane auf das Tier. Steve schaute hin und sagte: »Jane, das ist nichts, worüber du dich aufregen musst. Es ist doch nur ...«
»Das ist nicht die, die du gekauft hast. Es ist die erste!«
»Du hast doch gesagt, die erste sei gestorben.«
»Ist sie auch! Ich hab sie selbst begraben!«
Jetzt lachte er leise. »Dann muss diese hier irgendwie von draußen reingekommen sein. Es ist eine wilde Krötenechse.«
»Nein, ist sie NICHT! Es ist Kevins erste Kröte, die, die mein Mann ihm geschenkt hat.« Sie zeigte wieder auf das Tier, zitternd. »Steve, ihre Innereien hängen ihr aus dem Maul! Genau wie bei Mel! Das ist dieselbe Kröte!«
Steve ließ die Schultern hängen. »Dann ist es aber eine verdammt zähe Kröte, wenn sie es schafft, sich aus ihrem Loch auszubuddeln, nachdem sie lebendig begraben wurde, und anschließend noch mit heraushängendem Gedärm durch die Gegend zu kriechen.«
»Das ist unmöglich!«
Steve zog seine Hose an, holte eine Plastikschüssel aus der Küche und verfrachtete die Kröte dort hinein. »Mann, das stinkt wie die Pest ...« Er hielt eine Hand über die Schüssel.
»Wo willst du damit hin?«, fragte Jane.
»Ich bringe sie in den Garten. Sie stirbt.«
»Nein, du verstehst nicht. Vor ein paar Tagen war sie schon tot!«
Steve blieb stehen und rieb sich über den Nasenrücken. »Jane, willst du mir damit sagen, dass du glaubst, dass diese Kröte ... wieder zum Leben erwacht ist?«
»Ich ...« Nein, natürlich glaubte sie das nicht. Aber was wollte sie dann damit sagen? Ihr wurde schlagartig bewusst, wie dämlich das in seinen Ohren klingen musste. Er muss doch glauben, dass ich bescheuert bin! »Ich meine nur ... nein, ich weiß nicht, was ich meine. Es ist nur völlig bizarr – die ganze Situation.«
»Es ist spät und du bist müde. Wahrscheinlich hast du schlecht geträumt und bist durcheinander, das ist alles. Ich will sie nicht in den Müll werfen. Sie lebt ja noch. Und ...«
Steve verstummte, als er die Hand
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