Der Höllenbote (German Edition)
er. »Entschuldigen Sie, wenn ich ungelegen komme, aber es ist von größter Wichtigkeit, dass ich mit Ihnen rede. Mein Name ist ...«
»Kommen Sie herein, Professor Dhevic«, sagte Jane.
(II)
Claudette Peterson hörte die Türglocke über den zusätzlichen Lautsprecher, den ihr Mann an der hinteren Veranda angebracht hatte – für ihn als Mitarbeiter einer Elektronikfirma eine Kleinigkeit. Sie hatten sich immer darüber geärgert, dass sie die Klingel überhörten, wenn sie hinten am Pool lagen. Claudette wurde nicht schnell braun, das war die einzige Enttäuschung, die sie in Florida erlebte. Sie hatte flammend rotes Haar und eine makellose weiße Haut voller Sommersprossen. Aber die Natur hatte sie mit einem schlanken und sehr weiblichen Körper gesegnet, deshalb trug sie unheimlich gerne Bikinis – sie brauchte nur immer gewaltige Mengen an Sonnenöl. Sie seufzte, als die Klingel ertönte, stellte ihren Margarita ab, erhob sich aus dem Liegestuhl und ging durch das Haus zur Vordertür. Ihre Haut glänzte von dem vielen Öl, ihre Haare hatte sie mit einem Tuch zusammengebunden. Als sie aus der Hitze in die klimatisierte Luft des Hauses kam, zogen sich ihre Nippel zusammen.
»Ja?«, fragte sie, während sie die Tür öffnete.
Es war der Briefträger. Nicht der übliche, sondern einer, den sie noch nie gesehen hatte.
»Ich habe ein Telegramm für Sie, Mrs. Peterson«, sagte der Mann. »Ich brauche Ihre Unterschrift. Hier neben dem Kreuz.«
»Oh, natürlich.« Ein Telegramm? Claudette konnte sich nicht erinnern, jemals in ihrem Leben ein Telegramm bekommen zu haben – sie wusste nicht einmal, wie so etwas aussah. »Ich hoffe, es ist nichts Ernstes«, meinte sie besorgt. Telegramme enthielten normalerweise schlechte Nachrichten, oder? Ein Todesfall, ein Verkehrsunfall eines Verwandten oder ähnliche Katastrophen. Ihr Mann war auf der Arbeit – ein ungefährlicher Bürojob –, und ihre Eltern schon seit Jahren tot. Sie hatte ein paar Verwandte, die sich über das ganze Land verteilten, aber keinem von ihnen stand sie besonders nahe.
Der Briefträger reichte ihr sein Klemmbrett. »Unterschreiben Sie bitte neben dem Kreuz.«
Sie nahm ihm das Klemmbrett ab und runzelte die Stirn. Der Postbote glotzte ihren Körper an, er befummelte sie regelrecht mit seinen kleinen Knopfaugen. Großartig, dachte sie zynisch. Sie wusste natürlich, dass sie sich einen Bademantel hätte anziehen können, bevor sie zur Tür gegangen war, oder zumindest ein Handtuch um die Hüften ...
Wahrscheinlich habe ich es nicht besser verdient. Bei seinem Glotzen fühlte sie sich ausgesprochen unbehaglich, aber wenn es mir nicht gefällt, darf ich in der Gegenwart anderer eben nicht solche Sachen tragen. Ihren pfirsichfarbenen Bikini konnte man kaum noch als Tanga bezeichnen, eher als G-String. Der Stoff des Oberteils war nicht der Rede wert und der glänzende Polyesterstreifen unten spannte sich so straff über ihr Dreieck, dass kaum etwas der Fantasie überlassen blieb.
Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken, als sie das Klemmbrett zurückgab. Der Briefträger starrte direkt zwischen ihre Beine. Er grinste.
»Lassen Sie das bitte«, sagte sie.
»Dann zieh dich nicht wie ein Flittchen an, wenn du nicht von Kerlen angestarrt werden willst.« Viel grober hätte er nicht antworten können. »Mein Gott, Lady, deine Pussy sieht aus wie gemalt!«
Der Typ widerte sie an. Er sabberte ja fast! »Sie sind nicht der übliche Postbote. Wie heißen Sie? Ich werde mich über Sie beschweren.«
»Mein Name ist Martin Parkins, und weißt du was, du Schlampe? Ich arbeite nicht mal mehr für die Post. Also beschwer dich ruhig.«
»Martin Parkins«, wiederholte sie. Sie wollte sich den Namen merken und auch gleich die Polizei verständigen. Gab er sich als Postangestellter aus? Das klang nach einem Verstoß gegen ein Bundesgesetz oder so etwas. Aber wenn das der Fall war ...
Was war das dann für ein Schreiben in ihrer Hand?
»Lies wenigstens dein Telegramm, bevor du dich beschwerst! «, sagte ihr Besucher.
Claudette schaute auf das Papier. Es war kein Telegramm, nur ein Blatt Kopierpapier, auf das jemand gekritzelt hatte: WILLKOMMEN IN DER HÖLLE.
Und dann schrie Claudette, aber nur eine Sekunde lang. Martin hatte sie rückwärts ins Haus gestoßen, und fast sofort legte sich von hinten eine Hand über ihren Mund. Da war noch jemand ins Haus eingedrungen! Aber diese Hand ...
Was in Gottes Namen ...?, dachte sie.
Etwas stimmte nicht mit der
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