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Der Höllenbote (German Edition)

Der Höllenbote (German Edition)

Titel: Der Höllenbote (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Zeichendeuter für die ägyptischen Pharaonen?« Der Blick des Moderators huschte auf der Suche nach näheren Informationen über die Zettel, die vor ihm auf dem Tisch lagen. »Nicht Zeichendeuter, sondern ...«
    »Auguren«, korrigierte Dhevic; das Wort sagte Jane nichts. »Und wenn Sie das glauben, dann hätte ich da noch eine großartige Brücke für Sie im Angebot!« Der Versuch, zu scherzen, fiel beinahe seinem Akzent zum Opfer. »Das ist Humbug. Ich habe die Artikel, auf die Sie anspielen, ebenfalls gelesen, und ich kann Ihnen versichern, dass es reiner Unfug ist. Meine Vorfahren sind samt und sonders Europäer, wie Sie vielleicht an meinem Akzent schon erkennen. Ich habe nie der Polizei geholfen, ich bin kein Hellseher, kein Telekinet, und ich kann auch nicht mit Toten reden oder dergleichen. Gut, ich gebe zu, ich kann Löffel verbiegen ... mit meinen Händen.«
    Der Moderator machte einen verblüfften Eindruck, erholte sich aber schnell davon. »Verstehe. Also sind Sie eigentlich nur ...«
    »Ein arbeitsloser Collegeprofessor mit fundiertem historischem Wissen und einem besonderen Interesse an der mythologischen Geschichte des Okkulten, des Ritualismus und der Dämonologie. Meine einzigen Qualifikationen sind meine Bücher.«
    Das klang für Jane glaubwürdig, so glaubwürdig, dass es sie langweilte. Die beiden sprachen weiter über die Danelleton-Morde, die alten und die aktuellen, und die Spekulationen, dass eine Sekte dahintersteckte. Jane schaltete den Fernseher aus.
    »Ich habe die Nase voll von dem Zeug.«
    Aber einen Augenblick später wünschte sie, sie hätte das Gerät angelassen. Die Dunkelheit des Zimmers und die absolute Stille erinnerten sie daran, wie allein sie war. Ich hasse ihn, dachte sie. Und ich hasse mich, weil ich ihn ernst genommen habe. Ich würde jetzt gern ein Brett auf seinem Kopf zerschlagen. Ich hoffe, er hat wenigstens den Mumm, mich jetzt anzurufen, damit ich auflegen kann!
    Sie legte sich aufs Bett, doch dann sprang sie fast schreiend auf, als das Telefon klingelte.
    »Hi, tut mir leid, dass es so spät geworden ist«, sagte Steve, als sie abgenommen hatte. »Es war ein langer Tag.«
    Jane legte nicht auf. Sie zögerte und sagte: »Oh.«
    »Du bist wütend, das kann ich hören. Es tut mir wirklich leid. Wahrscheinlich hast du die ganze Nacht wach gelegen und auf mich gewartet.«
    »Nein«, sagte sie herablassend. »Ich bin um zehn eingeschlafen.«
    »Du fehlst mir. Darf ich trotzdem noch kommen?«
    Wieder zögerte sie. »Steve, weißt du, wie spät es ist?«
    »Ja, das weiß ich. Wir haben den ganzen Tag und den ganzen Abend nach Parkins gesucht. Ich bin der Chef der Polizei, wie du weißt; ich kann mich nicht einfach aus dem Staub machen.«
    »Nein, aber du hättest wenigstens anrufen können.«
    »Ich weiß. Tut mir leid.«
    »Außerdem, wenn du noch auf dem Revier bist, wird es bestimmt halb zwei, bis du hier bist. Wir müssen morgen beide früh raus.«
    »Ja ... ich weiß. Geh zurück ins Bett. Es tut mir leid, dass ich dich geweckt habe. Aber du fehlst mir so.« Ein kurzes Zögern. »Darf ich dich morgen anrufen?«
    Plötzlich fühlte sie sich verängstigt. »Warte, nein!«
    »Nein ... was?« Er klang niedergeschmettert. »Ich darf dich morgen nicht anrufen?«
    »Doch. Ich meine ... komm her. Ich warte auf dich.«
    »Prima! Es wird auch nicht lange dauern. Eigentlich wird es keine Sekunde dauern. Ich bin nicht auf dem Revier.«
    »Wo bist du denn?«
    »Vor deiner Haustür. Ich rufe vom Handy aus an.«
    Jane legte auf und rannte zur Haustür. So viel zum Brett-über-den-Kopf-schlagen. Als sie die Tür öffnete, sagte sie kein Wort, zog ihn nur herein und fiel mit Küssen über ihn her. Er hielt einen Moment inne, um sie in ihrem dünnen Kimono zu bewundern, aber er hatte nicht viel Zeit dafür, denn schon zog sie den Fetzen aus und zerrte an seinem Hemd. Jane stand in Flammen und sie konnte erkennen, dass es ihm genauso ging. Es gab keine Worte, nur verzweifelte Hände, die über den Körper des anderen glitten, und heißer Atem, den sie mit ihren Küssen austauschten.
    Sie schleifte den Kimono um ihren Knöchel geschlungen hinter sich her, als sie ins Wohnzimmer stolperten. Jane legte sich nackt auf den Rücken, die Hände ausgestreckt; ungeschickt entledigte er sich seiner restlichen Kleidung, und die nächste halbe Stunde waren sie vollkommen voneinander eingenommen. Sie liebten sich von einem Ende des Wohnzimmers zum anderen, ohne ihre Umgebung überhaupt wahrzunehmen.

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