Der Höllenbote
den Höllenboten zu besiegen, dann wird auch Shao sterben.«
Suko holte tief Luft. »Das ist mir inzwischen klargeworden«, flüsterte er. »Aber was hat John Sinclair damit zu tun! Weshalb mußte ich ihm so geheimnisvoll diesen seltsamen Zettel in die Hand drücken und ihn ins Museum schicken?«
»Das kannst du ebenfalls als Berechnung ansehen«, gab Linda Brackett zurück. »Uns ist bekannt, daß du nicht allein gegen die Mächte der Finsternis kämpfst. Du hast einen sehr, sehr starken Partner, eben diesen John Sinclair. Er sollte in das Museum gehen und sich mein Bild anschauen, denn es ist kein normales Bild, sondern mit dem unheilvollen Geist des Höllenboten gefüllt. Und nicht nur das. Es ist der Höllenbote selbst, der meine Hand geführt hat. Das Bild ist nicht tot«, flüsterte sie, »es wird leben, glaube mir das.«
Suko rann es kalt den Rücken hinunter. Er hatte sein erstes Entsetzen überwunden und begann, klar und logisch zu überlegen. »Wieviel Zeit habe ich?«
Linda Brackett und der alte Chinese schauten sich an und lächelten. »Du hast nicht viel Zeit.«
»Ich will die genaue Stundenanzahl wissen.«
Da schüttelte die Frau den Kopf. »Nein, die bekommst du nicht gesagt. Aber ich werde an deiner Seite bleiben und dich hin und wieder an Shao erinnern. Du weißt jetzt, was mit ihr los ist. Sie bleibt hier liegen. Lai Ti Jans Söhne geben auf sie acht und sorgen für sie. Damit erfüllen sie ihre Pflicht. Tue du die deine.«
Als hätte Linda Brackett damit das Stichwort gegeben, so bewegte sich der Vorhang, und zwei jüngere, kräftige Männer betraten den abgeteilten Raum.
Sie verbeugten sich vor ihrem Vater und zollten ihm damit Respekt. Beide besaßen dunkles Haar, trugen moderne Kleidung und schwere Revolver in den breiten Gürteln der Jeans.
Linda Brackett lächelte. »Wie du siehst, Suko, gehorchen die beiden ihrem Vater. Sie werden dafür sorgen, daß deiner Shao kein Leid geschieht, wenn du vernünftig bist und es schaffst, den Höllenboten zu besiegen.«
»Ich hätte es auch so getan«, versuchte Suko einen letzten Anlauf zu nehmen.
»Das war die Frage«, erwiderte Linda kühl. »Sicher, du bist ebenfalls ein Geisterjäger. Ob du dich allerdings mit der gleichen Verbissenheit in den Fall gestürzt hättest, wie du es jetzt mußt, das konnten wir nicht glauben.«
Suko mußte zugeben, daß diese Frau ungeheuer raffiniert war. Sie hatte ein Spiel in Gang gesetzt, aus dem es für Suko kein Aussteigen mehr gab.
Er nickte. »Was soll ich tun?«
Da lächelte die Brackett und sagte: »Wir werden zu dem Museum fahren, wo ich meine Ausstellung habe. Vielleicht ist schon alles vorbei. Kann auch sein, daß dein Freund John Sinclair, unser zweites Eisen im Feuer, die Sache bereinigt hat. Ich hoffe, du vertraust ihm. Sollte dies tatsächlich der Fall sein, ist deine Aufgabe erledigt, noch bevor sie begonnen hat. Einigen wir uns darauf?«
»Es bleibt mir nichts anderes übrig.«
»Dann fahren wir drei jetzt mit meinem Wagen zum Museum. Und denke immer an Shao.«
Suko nickte.
»Ja, das mache ich. Allerdings denke ich auch an Sie, Linda Brackett.«
»Um mich brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.«
Der Inspektor schaute die Frau für zwei Sekunden an. »Da, Mrs. Brackett, bin ich mir nicht einmal so sicher. Der Zauberlehrling hat gegen den Meister noch nie gewonnen.«
***
Eigentlich hätte ich mit der Möglichkeit rechnen müssen. Dennoch traf mich der Schock.
Der Höllenbote sah genauso aus wie auf dem Bild. Eine gelblich schimmernde Gestalt, halb Skelett, halb Mensch, eingehüllt in den schwarzen Mantel, der an seinem Rücken in zwei großen Flügeln endete, die er langsam ausbreitete und deren Spannweite ich als ungeheuer bezeichnete.
Er machte mir Angst!
Es war nicht allein der Anblick, sondern auch das Schwert mit der goldenen Klinge. Er hielt es jetzt nicht mehr so, daß die Spitze nach unten zeigte, sondern waagerecht, so daß sie auf einen Gegner, in diesem Fall auf mich, wies. Falls es tatsächlich Karas Schwert war, dann wurden meine Chancen noch geringer. Ich hatte Kara mit dieser Waffe mehr als einmal in Aktion erlebt und wußte, wie gefährlich sie war, denn das Schwert konnte man als Kampfwaffe sowie als magischen Katalysator verwenden, der eine Verbindung zwischen den Dimensionen schlug und Reisen in andere Reiche ermöglichte. Ich hatte es deutlich erlebt, als Asmodina Glenda Perkins entführte und mich dabei höllisch reinlegte. Da hatten auch Kara und Myxin nicht
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