Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Höllenbote

Der Höllenbote

Titel: Der Höllenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Er sagte nichts. Seine Gedanken kreisten allein um Shao. Sie wollte er retten, und für sie würde er alles tun. Über die Gefahren, die auf ihn warteten, machte er sich keine Gedanken. Er war ja nicht hilflos wie seine Freundin. Die Waffen hatte man ihm gelassen, denn die anderen besaßen ein viel besseres Druckmittel.
    Es war noch immer hell draußen. Der Verkehr hatte sich beruhigt. Die meisten Berufstätigen saßen jetzt in ihren Wohnungen und nahmen das Abendessen zu sich. Sie mußten auf die andere Seite der Themse, und als unter ihnen die Fahrbahn der Westminster Bridge lag, sprach der alte Chinese ihn zum erstenmal an.
    »Glaub mir, Suko, auch mir tut es leid, aber ich sah keine andere Möglichkeit.«
    Der Inspektor lächelte spöttisch. »Ich habe euch eine bessere aufgezeigt. Wir hätten unbelastet gegen den Höllenboten angehen können. Jetzt stehen wir unter Druck.«
    »Vielleicht hast du recht.«
    »Hör mit dem sentimentalen Quatsch auf!« zischte Linda Brackett vom Fahrersitz her. »Es reicht.«
    »Warum läßt du nie eine andere Meinung gelten?«
    »Weil es besser ist, was wir machen.« Gleichzeitig drang ein Fluch über ihre Lippen, weil sie in Höhe von Westminster Abbey stoppen mußten, denn der Verkehr wurde von einer Demo aufgehalten. Sie befanden sich schon auf der Victoria Street und würden bald auch das Yard Buildung passieren, wo niemand von den Kollegen wußte, in welch einem Fall zwei ihrer besten Beamten steckten.
    Sie hatten noch Glück im Pech, denn die Demo näherte sich bereits ihrem Ende. Es waren nur die Reste gewesen, die sie gezwungen hatten, anzuhalten.
    Linda Brackett fuhr wieder an. Dabei drehten die Reifen durch und verloren noch mehr an Profil, aber sie wollte unbedingt an einem Lastwagen vorbei, bevor sich der Fahrer vor ihren weinroten Peugeot setzte und sie ihn später kaum überholen konnten. Haarscharf kamen sie mit einem blauen Auge davon. Der Mann im Lastwagen hupte wütend hinter ihnen her.
    Das Yard Building tauchte auf. Suko schielte mit sehnsüchtigem Blick an der Fassade hoch und preßte danach hart die Lippen zusammen. Er wäre jetzt gern in seinem Büro gewesen und hätte sich sogar freiwillig über Akten gesetzt, nur damit alles normal blieb. Bis Carlisle Place nahe der Westminster Cathedral war es nicht weit. Sie benötigten nur Minuten und stellten den Wagen schräg auf den Gehsteig vor ein Lebensmittelgeschäft, dessen Rollo schon heruntergelassen war. Dann stiegen sie aus.
    Linda Brackett hatte ihre Maschinenpistole mitgenommen. Ein Mantel verdeckte die Waffe. Suko fragte sich, wie die Frau wohl an die MPi herangekommen war. Dann erinnerte er sich daran, daß man im Londoner Chinesenviertel für sein Geld so ziemlich alles bekommen konnte. Auch Maschinenpistolen.
    Lai Ti Jan schloß die Tür ab. Im Gegensatz zu der Frau war er ziemlich ruhig. Linda Brackett kaute nervös an ihrer Unterlippe herum und wirkte irgendwie fahrig.
    »Komm schon!«
    Suko trat neben sie. Er warf einen spöttischen Blick auf den Mantel, der auf seiner Oberseite verdächtig gerade lag, unterstützt durch den Lauf der Waffe. »Die brauchen Sie nicht mehr«, sagte er. »Oder glauben Sie, daß Sie mit der MPi etwas gegen den Höllenboten ausrichten können?«
    Linda Brackett warf Suko einen knappen Blick zu. »Nein, gegen ihn nicht, aber gegen Sie. Soviel ich weiß, sind Sie nicht kugelfest.«
    »Das stimmt. Nur geben Sie Ihren letzten Trumpf aus der Hand, wenn Sie mich erschießen.«
    »Der letzte Trumpf ist Shao«, erwiderte die Frau kalt und bewegte ihren Kopf, ein Zeichen, daß Suko weitergehen sollte.
    Er tat es und beschloß, irgendwann, falls der Fall gut ausgehen sollte, mit Linda Brackett abzurechnen.
    Sie hatten es nicht weit bis zum Museum. Suko stellte fest, daß es sich in einem umgebauten Kino befand. Man hatte die Fassade noch so gelassen, nur die Werbung fehlte.
    Durch die Glastür, die seltsamerweise nicht verschlossen war, betraten sie die Vorhalle.
    Auch Suko fiel das kleine Tischchen auf und die Geldkassette darauf. Hinzu kam die nicht verschlossene Tür, so daß sein Mißtrauen langsam anstieg.
    »Haben Sie was?« erkundigte sich die Brackett.
    »Ja, ich wundere mich darüber, daß hier niemand mehr sitzt. Das ist ein wenig seltsam.«
    »Die offizielle Eintrittszeit ist vorbei«, entgegnete die Frau. Suko hob die Schultern. »Zumindest müßte abgeschlossen sein.«
    Linda verengte die Augen. Dann ließ sie den Mantel ein wenig zur Seite rutschen, so daß die

Weitere Kostenlose Bücher