Der Höllenbote
helfen können, aber durch das Schwert war die Verbindung zum Reich des Spuks offengeblieben, in das ich eindringen und Glenda befreien konnte. [3]
So und nicht anders sah ich das Schwert und wußte genau, daß meine Chancen sanken.
Auch ich besaß eine Waffe wie der Höllenbote. Nur trug ich mein Schwert, das ich Destero abgenommen hatte, nicht bei mir. Ich mußte mich mit dem verteidigen, was mir blieb.
Das war natürlich das Kreuz, dann die Beretta und auch der silberne Dolch.
Aber kam ich damit gegen den Höllenboten an? Das Kreuz entstammte einer christlichen Mythologie und Religion, der Dolch ebenfalls, die Silberkugeln töteten Dämonen niederen Standes, gegen Yuisan würde ich damit nichts ausrichten können.
Aber ich besaß noch eine Waffe. Es war die Lanze, mit der ein Mann getötet worden war.
Eine Lanze, deren Herkunft für mich ebenfalls ein Rätsel war und die ich mit den Horror-Reitern in Verbindung brachte.
Spekulationen, die mir in wenigen Sekunden durch den Kopf gingen und mich ablenkten, was ich mir allerdings auf keinen Fall leisten konnte. Ich schaute auf den leeren Bilderrahmen, ja, er war aus dem Bild gestiegen, und er lebte.
Wieso und warum, das interessierte mich zwar, aber es war müßig, darüber nachzudenken, denn Yuisan wollte sicherlich den Kampf. Er war mir überlegen.
Ich brauchte mir nur die Flügel anzuschauen, um dies festzustellen. Damit würde er sich in die Lüfte erheben können, wie unser Freund, der Eiserne Engel.
Ich war davon überzeugt, daß nur er einen Kampf gegen den Höllenboten überleben würde, doch der Eiserne Engel war weit. Er hielt sich irgendwo zwischen den Dimensionen auf, in Zeitlöchern, zwischen dem Heute, dem Gestern und dem Morgen.
Ich schüttelte mich und wich langsam zurück. Dabei hielt ich die Lanze so, daß ihre Spitze auf meinen Gegner wies. Wenn es zum Kampf kam, dann wollte ich aus diesem kleinen Raum, denn hier hatte ich nur wenig Bewegungsfreiheit. In der Vorhalle des ehemaligen Kinos konnte ich seinen Attacken besser ausweichen.
Der Höllenbote merkte, was ich vorhatte, und er folgte mir. Lautlos und schweigend…
Bisher hatte er noch kein Wort gesprochen, ich wußte überhaupt nicht, ob und wie er sich artikulieren konnte, und er erschien mir noch gefährlicher als Tokata, der Samurai des Satans, es in seinem Leben gewesen war.
Und dann griff er an.
Er hatte mich nicht erst bis zum Ausgang kommen lassen, sondern bewegte sich gedankenschnell wie ein Schatten. Ich sah das Funkeln der Klinge, blieb dabei stehen und hielt dem Höllenboten die Beutelanze entgegen.
Schwert und Lanze krachten gegeneinander. Ich vernahm einen singenden Ton, die Wucht trieb mich einige Schritte zurück, wobei ich in den Knien einknickte, und dann sah ich die helle Funkenspur, die in die Luft stieß und dort ihren Anfang hatte, wo die beiden Waffen gegeneinandergeklirrt waren. Dieses Geräusch bewies mir, daß der Schaft der geheimnisvollen Lanze nicht aus Holz bestand. Es war nur eine kurze Überlegung. Eine weitere durfte ich mir nicht erlauben, denn der Höllenbote startete seinen nächsten Angriff.
Diesmal kam das Schwert von der Seite. Ich sprang weg. Es wischte vor meinem Gesicht entlang und berührte den Boden, wobei es mit der Spitze hineinhackte und in den Stein eine Furche riß, als bestünde der Untergrund nur aus Teig.
Das Schwert war einfach grauenhaft.
Der nächste Schlag hätte mich fast skalpiert. Ich hörte das Pfeifen dicht über meinem Kopf und stieß die Lanze vor. Es war eine Reflexbewegung. Ich begleitete die Aktion mit einem verzweifelten Schrei, fand auch die Lücke und das Ziel.
Wieder vernahm ich einen metallisch klingenden Laut, als die Spitze der Waffe den Körper des Höllenboten rammte. Für einen Moment war ich abgelenkt, denn mit diesem Aufprallklang hatte ich nicht gerechnet, aber ich erreichte damit nichts.
Der Höllenbote stand weiterhin wie ein Denkmal. Unerschütterlich. Ich mußte weg aus seiner Nähe, denn er verstand es vorzüglich, sein Schwert zu führen.
Da legte er mich rein.
Nicht mit der goldenen Klinge, nein, er hatte einen ganz anderen Trick auf Lager. Plötzlich klappten seine gewaltigen Flügel zusammen. Es ging so schnell, daß ich überhaupt nicht dazu kam, zu reagieren. Ich sah noch die Flügel wie gewaltige Schatten rechts und links von mir, dann klappten sie zusammen, bevor ich mich noch mit einem Sprung zurück retten konnte.
Ein Zeltdach schien man über mich gestülpt zu haben, so düster
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