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Der Höllenbote

Der Höllenbote

Titel: Der Höllenbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zahlreichen Rissen und Spalten des Gesteins ihren Halt, das auch dann nicht brach, als der Mönch seinen zähen Körper weiter in die Höhe zog.
    Wenn der Wind drehte und seine Sicht wieder klarer wurde, dann schaute sich Sua Ku um. Das Tal war längst nicht mehr zu erkennen. Auch seine Höhle nicht, deren Eingang er durch Steine vor den wilden Tieren geschützt hatte, aber er sah über sich die schroffen, manchmal drohend wirkenden Kanten der Berge, wo Wolken, aus Wasserdampf oder Sand bestehend, ihren rasenden Tanz aufführten. Die Natur wollte beweisen, wie mächtig sie war. Wieder einmal mußte sich der Mönch eingestehen, daß er nicht mehr als ein Staubkorn in der Wüste des Lebens war und es ihm wohl nicht gelingen würde, die Natur mit all ihren Kräften zu begreifen. Er war auch nicht sicher, ob Menschen das jemals schafften.
    Er brauchte nur an die Weisen zu denken, die in den Städten saßen oder am Hofe des Kaisers. Sie hielten sich für so schlau, hatten auch schon viel erreicht, doch das Leben selbst war unbegreiflich. Das schaffte niemand.
    Wieder fuhr eine Windbö heran. Sie war schnell und gefährlich. In ihrem Innern quirlte es, und sie hatte den Sand zu langen, um sich selbst kreisenden Fontänen gedreht, die wie ein Monstrum mit gierigen Händen über Sua Ku herfielen, so daß er sich noch härter an den Fels klammern mußte.
    Er biß seine Zähne zusammen. Der Sturm packte sein Gewand, er schleuderte es hin und her, riß und zerrte an ihm, als hätte er etwas dagegen, daß der Mensch weiterging.
    Der Mönch blieb Sieger. Er überstand die Windhose und preßte sich noch enger an die braungelben Steine, als er weiter in die Höhe kletterte. Zeit spielte für ihn keine Rolle. Er wußte nicht, wie lange er gebraucht hatte, um den schmalen Pfad zu erreichen, der sich zwischen den Felsen wand und zumeist von den hier lebenden Tieren benutzt wurde. Wahrscheinlich hatte noch nie ein Mensch diesen Pfad betreten. Sua Ku war der erste.
    Geduckt ging er. Die Enden der Kordel, die ansonsten sein Gewand in der Mitte zusammenhielten, schlugen wie die Tentakel eines Kraken, als sie vom Wind erfaßt wurden. Der Mönch duckte sich. Er wollte dem Orkan so wenig Widerstand bieten wie möglich. Den linken Arm hielt er ausgestreckt. Er führte die Hand an der neben ihm hochsteigenden Felswand entlang, die dann zurückwich, so daß der Pfad doppelt so breit wurde.
    Sua Ku blieb stehen. Vor ihm endete der Weg. Allerdings versperrte kein Berg oder eine Wand seinen weiteren Weg, der Pfad führte in die Öffnung einer Höhle.
    Sie war sehr hoch, der Mönch konnte aufrecht hineingehen, ohne mit dem Kopf anzustoßen. Für eine Weile blieb er stehen, und ein feines Lächeln erschien auf seinen Lippen. Es gab sie also doch, die Höhlen, von denen die Inschriften in den Felswänden der Täler berichteten. Längst ausgestorbene Rassen oder die Urahnen der Menschen mußten sie schon entdeckt haben und hatten diese ihre Entdeckung auf ihre primitive Art und Weise der Nachwelt überlassen.
    Sua Ku hatte die Schriften nie richtig deuten können. Er rechnete allerdings damit, daß seine Vorfahren ihre Nachwelt vor irgend etwas gewarnt hatten, deshalb zögerte er, die Höhle einfach so zu betreten. Ein gewaltiger Donnerschlag ließ ihn zusammenzucken, und der fahle Blitz glühte wie ein Fanal vor seinen Augen auf, wobei er die unmittelbare Umgebung in eine gespenstische Helligkeit tauchte, so daß die Gipfel der Berge für die Länge eines hastigen Atemzugs Schatten warfen.
    Dann wurde es wieder dunkel.
    Blitz und Donner hatten dem Mönch jedoch gezeigt, daß es gefährlich war, sich im Freien aufzuhalten. Das Gewitter hatte sich zu weit genähert, er mußte Schutz in der Höhle finden.
    Zudem hörte er auch das Rauschen, das näher und näher kam, bevor es sich wie eine gewaltige Sturzflut über den einsamen Mann ergoß und ihn zu ertränken schien.
    Es war der Regen, den das Gewitter mitbrachte. Er entlud sich aus den schweren, tiefliegenden Wolken. Eine wahre Sintflut schien das Land mitsamt seinen Bergen, Tälern, Ebenen und Wüsten wegspülen zu wollen. Im Nu war der Mönch klatschnaß. Der Wind kam von vorn, trieb Wassermassen auf ihn zu, so daß es dem Mann kaum gelang, Luft zu holen. Selten hatte er so einen Regen erlebt. Er taumelte voran, den Kopf eingezogen, den Körper gegen Wind und Wasser gestemmt. Dann nahm ihn die dunkle Höhle auf. Er blieb stehen, drehte sich um, schaute zurück und holte ein paarmal tief Atem, denn

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