Der Höllenbote
entdeckte, da bastelte die Regierung an einem gewaltigen Plan. Man mußte die Schätze der Erde ausbeuten, denn der Weltmarkt verlangte nach mehr Rohstoffen, und es wurde fast jeder Preis gezahlt. Amerikanische, englische und deutsche Firmen arbeiteten an einem Plan, die gewaltigen Kupfer-und Nickelvorkommen zu erschließen. Gemeinsam mit Vertretern der chinesischen Regierung wurden Vorschläge auf den Tisch gelegt und Pläne geschmiedet. Die Chinesen zögerten noch. Eine Erklärung gaben sie direkt nicht ab, und erst auf Drängen der westlichen Firmen hin zeigten sie Bereitschaft, Probesprengungen durchzuführen.
Die Teams fuhren in die Berge. Anhand der Meßergebnisse wurde verglichen, wo die Sprengungen den größten Erfolg zeigen konnten. Dort setzte man den Hebel an.
Ein Berg verschwand völlig. Modernster Sprengstoff aus der chemischen Hexenküche jagte ihn in die Luft.
Die Westler freuten sich, als die Kuppe wegflog, die Einheimischen jedoch lauschten dem Grollen nach, schauten sich an und flüsterten.
»Yuisan, der Höllenbote grollt. Er wird es nicht hinnehmen, das man seine Welt zerstört. Er kann sich furchtbar rächen. Wehe uns…«
Als wären ihre Worte verstanden worden, so sahen nicht nur sie, sondern auch die Techniker und Ingenieure das Wesen, das plötzlich über der Bergkuppe in der Luft schwebte.
Eine Gestalt mit breiten Flügeln und einem goldenen Schwert in der Hand. Mit dem drohte es, bevor es davonflog und nicht mehr gesehen wurde.
»Yuisan kehrt zurück«, hieß es wieder. »Jetzt ist er frei. Sie hätten die Berge so lassen sollen. Seine Rache wird uns alle treffen, jetzt hilft uns niemand…«
Die Chinesen irrten sich. Nicht sie traf die Rache des Höllenboten, sondern völlig andere Menschen in einem weit entfernten Erdteil. Denn niemand ahnte, daß Yuisan nur ein Spielball in den Händen anderer mächtiger Dämonen war…
***
Wenn mein chinesischer Freund und Kollege Suko so komisch herumdruckste, dann hatte es etwas auf dem Herzen und traute sich nicht, es auszusprechen.
Über das Telefon hinweg schaute ich ihn an, griff ein Lineal und richtete es wie einen Speer auf ihn. »Sag schon, Dicker, was ist los?«
»Nichts.«
Ich lachte und schlug mit dem Lineal auf die Schreibtischplatte.
»Natürlich hast du was. Das sehe ich dir an, aber du willst es nur nicht sagen.«
»Weil es eigentlich blöd ist.«
»Sag es trotzdem.«
»Ich habe heute einen Prospekt bekommen. Eigentlich wollte ich es dir ja schon früher erzählen und dich fragen…«
»Wieso Prospekt?« unterbrach ich ihn.
Er hatte ihn in einer Schublade bereitliegen, zog diese auf und holte das Blatt hervor. Mehr war es wirklich nicht. Prospekte sehen anders aus.
»Wer hat dir das Blatt gegeben?« wollte ich wissen.
»Ach, einer meiner zahlreichen Vettern.«
Ich verzog das Gesicht. Himmel, warum hatte ich auch gefragt? Sukos Vettern lebten verstreut in der ganzen Welt. Da ist jeder mit jedem verwandt, hatte er gesagt. Ich aber glaubte, daß Suko mir hier einen unter die Weste jubeln wollte, ließ ihm jedoch den kleinen Spleen und sein Geheimnis und fragte nicht weiter nach, obwohl er immer behauptete, seine Sippe wäre noch klein im Vergleich zu den anderen. Aber das wollen wir mal dahingestellt sein lassen. Es ging jetzt um diesen Prospekt.
»Was ist es also?« fragte ich.
»Eine Einladung.«
»Gut. Und wohin?«
»Zu einer Ausstellung«, klärte mich der Chinese auf.
Ich verzog die Mundwinkel. »Tu mir das nicht an. Willst du mich in ein Museum stecken?«
»Ich wäre ja selbst gegangen, aber ich hatte Shao versprochen, am Abend mit ihr zu einer Bekannten zu gehen. Wenn ich ihr jetzt mit der Ausstellung komme, dann…«
»Klar.« Ich nickte noch dazu. »Nur - warum gehst du nicht morgen abend?«
»Sie ist nur noch heute geöffnet.«
»Na denn.« Ich zündete mir die letzte Zigarette vor Feierabend an und beugte mich vor. »Was ist denn so Besonderes an dieser Ausstellung, wenn ich mal fragen darf.«
»Eigentlich ist es nur ein Bild.«
»Die ganze Ausstellung?«
»Nein, natürlich nicht. Es wird ein Bild gezeigt und ansonsten nur andere Dinge aus alter Zeit, die…«
Suko wußte nicht so recht weiter, und ich winkte ab. Dabei sagte ich:
»All right, ich besuche in deinem Namen die Ausstellung. Alles klar?«
»Ja, danke.«
»Dann sag mir mal, warum ich da hingehen soll? Welch einen Grund gibt es denn?«
»John, es geht um das Bild. Das ist erst vor wenigen Wochen gemalt worden, aber es zeigt ein
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