Der Höllenbote
sollte.
Auf dieser Budenstraße konnte ich nicht bleiben. Wenn ich irgend etwas unternehmen wollte, dann mußte ich ins Gelände, wie man so schön sagt. Nur zwischen den Felsen jenseits der langen Geröllhänge hatte ich eine Chance. Da konnte ich mich verstecken, und wenn die anderen kamen, mußte ich zusehen, daß ich sie mir einzeln und der Reihe nach vornahm.
So und nicht anders sah meine Lage aus. Bald hatte ich das Ende der Barackenstraße erreicht. Rechts vor mir lag der Hang. Zwischen den beiden letzten Häusern sah ich einen Weg und schlüpfte hindurch. Durch den Sand hatte ich einigermaßen gut laufen können, nun aber mußte ich mich über Geröll bewegen, und das war verdammt keine leichte Aufgabe.
Ich merkte es bereits nach wenigen Schritten. Die ersten Steine waren bis gegen die hintere Barackenwand der letzten Hütte geprallt und hatten diese zum Teil beschädigt. Auf allen Steinen lag der Sand als feine Schicht. Er machte das glatte Geröll noch rutschiger, als es tatsächlich war.
Halt bekam ich kaum. Ich ruderte ein paarmal mit den Armen, beugte mich auch nach vorn und vernahm hinter mir die grunzenden Schreie der mich verfolgenden Wesen. Das eigentliche Unheil jedoch kam von einer völlig anderen Seite. Von oben.
Ein Skelettkopf-Mensch mußte auf dem Dach der letzten Hütte gelauert haben, war bis dicht an den Rand getreten und hatte sich fallen lassen. Zielen konnte er, das wurde mir auf drastische Art und Weise klargemacht.
Nichts warnte mich, und den Sprung in meinen ungeschützten Rücken bekam ich voll mit. Der wuchtige Aufprall schleuderte mich nach vorn, ich schrie vor Schreck, und da war nichts mehr, wo ich mich hätte abstützen können.
Mit meinem Gewicht und mit dem des Wesens in meinem Nacken hieb ich auf die Steine. Mit dem Kinn prallte ich auf eine Kante, meine Zähne klackten zusammen, vor den Augen sah ich Sterne, und durch die Bewegung lösten sich einige Steine über mir und rutschten mir entgegen, wobei sie von meinem Gesicht aufgehalten wurden und mir noch Sand in die Augen stäubte, so daß ich für Sekunden blind war. Meine nächsten Reaktionen erfolgten instinktiv und waren vom reinen Überlebenswillen diktiert. Obwohl ich so gut wie nichts sehen konnte, schleuderte ich meinen Körper herum. Der rechte Arm machte die Bewegung mit, die Säge hatte ich ebenfalls losgelassen, und meine Hand klatschte über mir auf den glatten Schädel, ohne ihn allerdings greifen zu können, weil die Finger abrutschten.
Ich spürte Fäuste auf meinem Rücken und schleuderte noch einmal meinen Arm zurück. Diesmal hatte ich mehr Kraft in die Bewegung gelegt. Die rechte Hand wickelte sich um den Schädel, meine Finger krochen über die Stirn und hakten sich in einer Augenhöhle fest. An den Fingerspitzen spürte ich einen schleimigen Widerstand, verzog das Gesicht und hielt eisern fest.
Nur jetzt nicht aufgeben!
All meine Kaft setzte ich ein, und es gelang mir tatsächlich, den Skelettschädel-Menschen von meinem Rücken auf die Steine zu schleudern, wo er sich überrollte und erst einmal liegenblieb. Meine Augen hatten als Gegenreaktion Tränen gebildet. Sie wuschen sie von den Körnern frei, trotzdem lag weiterhin ein Schleier vor den Pupillen, so daß ich meine Umgebung nur verschwommen wahrnahm, als würde ich mich in einem Pool unter Wasser befinden. Allerdings konnte ich nicht so schlecht sehen, als daß ich meine Gegner nicht erkannt hätte. Sie drängten sich in die Lücke zwischen den beiden Unterkünften und schwangen drohend ihre Knüppel und Eisenstangen. Halbblind tastete ich nach der Säge, während weiterhin Tränen über meine Wangen liefen.
Da hörte ich neben mir das Grunzen, ich befand mich in kniender Stellung und warf mich herum.
Ein Ann fuhr auf mich zu, der an seinem Ende, wo sich die Hand befand, seltsam dick wirkte.
Obwohl ich es nicht genau sah, dachte ich an einen Stein, den die Klaue umfaßte.
Ich täuschte mich nicht.
Daß ich den Kopf noch zur Seite bekam, empfinde ich heute noch als ein kleines Wunder. So traf der Stein nicht meine Stirn, sondern rutschte am Ohr entlang und dröhnte hart auf meine rechte Schulter. Mühsam unterdrückte ich einen Schmerzensschrei, und als das Wesen zum zweitenmal zuschlagen wollte, hielt ich ihm meine Säge entgegen. Am Geräusch erkannte ich, daß der Stein und das Sägeblatt zusammengeprallt waren. Allerdings wäre mir dabei die einzige Waffe fast aus der Hand geschleudert worden. Nur mit Mühe konnte ich sie
Weitere Kostenlose Bücher