Der Höllenbote
fortgeschleudert. Die Angst wurde zu Panik, und sie brüllte in ihrer wilden Verzweiflung nach dem einzigen Menschen, der ihr noch helfen konnte.
Es war Suko.
Der Inspektor hörte, wie sein Name geschrien wurde. Er gellte durch den Raum, in dem es inzwischen aussah, als hätte ihn ein Orkan verwüstet. Die letzten Sekunden waren zu einer wahren Hölle geworden, entfacht von der Frau, die nun um ihr Leben zitterte. Zum Glück war der Chinese von keiner Kugel getroffen worden. Der Bleihagel hatte ihn verschont. Da die Schüsse verstummt waren, konnte es der Inspektor riskieren, wieder aus seiner Deckung zu kriechen.
Kriechen war nicht der richtige Ausdruck, Suko schnellte hoch, und er übersah mit wenigen Blicken die gefährliche Lage, in der sich Linda Brackett befand.
Sie lag auf dem Rücken. Vor ihr stand der Horror-Reiter. Er hockte noch im Sattel, das Tier hatte sich aufgerichtet und fand seinen Stand auf den Hinterbeinen.
Das Wesen hatte die Lanze nicht bei sich, aber es würde ein leichtes sein, die Frau auch ohne diese Waffe zu töten. Sein Vorhaben lag auf der Hand.
Wenn die Hufe des Tieres nach unten rasten, würden sie den Kopf der Frau zerschmettern.
Das wußte Linda, das wußte Suko. Und der Chinese griff deshalb zu einem Radikalmittel.
Seinen Stab trug er bei sich. Wenn er das Wort Topar rief, dann stand die Zeit für fünf Sekunden still. Blitzschnell griff der Chinese in die Tasche, holte seinen von Buddha ererbten Stab hervor und rief das bewußte Wort.
Es hallte durch den Raum, so laut, daß es auch bis nach nebenan zu hören sein mußte.
Im gleichen Augenblick froren sämtliche Bewegungen ein. Für genau fünf Sekunden blieb die Zeit stehen. Die Spanne mußte Suko ausnutzen, um die Frau zu retten. Er allein konnte sich bewegen, andere Lebewesen wurden zu regelrechten Standbildern.
Wie auch der Horror-Reiter und sein Tier!
Beide erinnerten den Inspektor an ein Denkmal, auf das er mit Riesenschritten zujagte, denn fünf Sekunden waren schnell vorbei. Zu schnell oft.
Um die bewegungsunfähige Frau aus der Gefahrenzone zu bringen, mußte Suko selbst unter die Hufe. Er hoffte inständig, daß die Zeit ausreichen würde, Huftritte gegen den Kopf überlebte auch er nicht. Er flog förmlich auf Linda Brackett zu. Seine Beine schienen den Boden kaum zu berühren. Er selbst hatte so viel Schwung in seine Aktion gelegt, daß er das Gleichgewicht verlor, als er die Frau erreichte und nach vorn kippte, wobei es ihm trotzdem gelang, Linda Brackett zur Seite zu zerren.
Schwer und steif wie ein Brett war sie.
Im nächsten Augenblick waren die fünf Sekunden vorbei. Und Suko hatte unwahrscheinliches Glück.
Als er die Worte gerufen hatte, befand sich das Tier zum Glück nicht in Bewegung. Wäre das der Fall gewesen, hätten Suko die Hufe trotzdem noch getroffen.
So aber mußte sich der Horror-Reiter erst auf die neue Situation einstellen, und das gab Suko Gelegenheit, selbst aus dem Gefahrenbereich zu springen.
Dann fielen die Vorderbeine nach unten. Und sie schlugen verdammt wuchtig zu, denn auch hinter den Tritten des Gauls steckte die Kraft der Hölle.
Suko wich zur Seite, und er mußte abermals springen, als er mitbekam, wie der Horror-Reiter seinen Gaul herumriß, ihn in eine neue Distanz zu seinem Gegner brachte und die beiden vorderen Hufe abermals auf Suko herunterrammten.
Sie fehlten.
Das machte den Reiter unruhig. Unter seinem Visier drang ein schauriges Knurren hervor, und Suko sah zu, daß er aus dem Bereich der Hufe kam. Zudem mußte er dafür sorgen, daß sich Linda Brackett in Sicherheit brachte, wollte sie letzten Endes nicht doch noch ihr Leben verlieren.
»Verschwinden Sie!« schrie der Chinese. »Weg mit Ihnen, Linda!« Suko schlug wieder einen Haken. »Verstecken Sie sich nebenan.« Fast kippte seine Stimme über.
Er bekam nicht mit, ob Linda Brackett seinen eindringlichen Worten folgte, denn er mußte sich um die schaurige Gestalt aus der Jenseitswelt kümmern.
Der Horror-Reiter steckte voller Haß. Und dieser Haß hatte sich nun potentiert, weil es Suko gelungen war, ihm vorläufig sein Opfer zu entreißen. So konzentrierte sich die dämonische Gestalt zunächst auf die Vernichtung dieses Gegners. Er wollte ihn mit allen Mitteln zerstören. Koste es, was es wolle.
Der Chinese hatte den Raum fast durchquert. Noch zwei Sprünge, dann mußte er gegen die Wand prallen. Seine Schuhe wühlten in Scherben-und Tonresten. Der Halt war dementsprechend. Es glich schon einem
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