Der Höllenbote
festhalten. Ich ließ mich wieder auf den Rücken fallen und rollte mich mit zwei Umdrehungen aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich. Jetzt konnte ich auch wieder besser sehen, da die Tränen meine Augen freigespült hatten. Was ich allerdings erkannte, war nicht dazu angetan, mich in einen Freudentaumel zu versetzen, denn die Skelettkopf-Menschen hatten den Durchgang hinter sich gelassen und befanden sich wie ich bereits am Fuße des Geröllfeldes.
Da half nur noch Flucht!
Es war mehr ein Taumeln, wie ich auf die Füße kam. Zudem tat mir die Schulter weh, aber es gibt Streßsituationen, da vergißt man den Schmerz. So erging es mir.
Einen Schritt nur kam ich. Dann warf sich mein spezieller Gegner vor meine Beine, brachte mich zu Fall, zudem rutschte ich noch aus und glitt die Strecke zurück, die ich mit Mühe und Not gewonnen hatte. Dann waren sie da.
Sie kamen wie eine Brandung. Aus meiner Froschperspektive wirkten sie noch größer und unheimlicher. Verzweifelt hielt ich meine Säge fest, schlug im Liegen um mich und hörte das Singen des Sägeblatts, wenn ich Steine damit berührte.
Im nächsten Augenblick traf ein hinterhältiger Tritt mein rechtes Handgelenk. So wuchtig, daß ich nicht mehr in der Lage war, die Säge festzuhalten.
Sie klirrte zwischen die Steine. Ich schnellte hoch. Eine verzweifelte Abwehr, ein letztes Aufbäumen, und meine Fäuste wühlten sich in die Leiber der Höllendiener. Zwei schaffte ich mir vom Hals, doch die doppelte Anzahl wuchtete gegen mich, und diesem Ansturm war ich nicht gewachsen.
Ein letzter Rundschlag fegte noch einen von den Beinen, dann aber brachen sie wie eine Woge über mir zusammen…
***
Nein! Nicht! wollte Suko noch schreien, doch das harte Tack-Tack der Maschinenpistole ließ ihn erst gar nicht dazukommen. Die MPi hämmerte ihre tödliche Ladung aus dem Lauf. Mündungsfeuer blitzten an verschiedenen Stellen, ein Zeichen, daß die Waffe in den Händen der Frau tanzte, oder Linda sich bewegte.
Die Kugeln pfiffen wie bösartige Hornissen. Glas splitterte. Vitrinen wurden buchstäblich von ihren Sockeln gefegt, sie krachten zu Boden, wo sie zerbrachen und als Scherbenhaufen liegenblieben. Die Geschosse verschonten auch die wertvollen Kunstgegenstände aus dem alten China nicht.
Vasen, Schalen und Teller flogen hoch, wurden von den Kugeln getroffen und zerstieben.
Ein höllisches Inferno herrschte innerhalb des Ausstellungsraums, und Suko hatte schon beim ersten Aufflackern des Mündungsfeuers das Richtige getan.
Er lag am Boden.
Wieder orgelte die Waffe. Linda Brackett hatte sich jetzt eingeschossen, und sie hielt voll drauf. Sie stand breitbeinig in der Tür, ihr Gesicht war verzerrt. Vom Restlicht eines Scheinwerfers wurde es getroffen und schimmerte wie eine bleiche Totenmaske.
Wie durch ein Wunder brannten die Scheinwerfer noch, und als Linda Brackett die Waffe schwenkte, zielte sie direkt auf den unheimlichen Horror-Reiter, der natürlich nicht auf dem Fleck stehengeblieben war, sondern direkt gegen die Schützin anritt und damit auch in den Hagel aus Blei geriet.
Was an Vitrinen von den Kugeln nicht zerstört worden war, das besorgte der Horror-Reiter.
Als sich das Pferd in der Luft befand, da duckte er sich auf dem Rücken zusammen, um nicht mit dem Schädel gegen die Decke zu stoßen, und er wurde von den Einschlägen der Geschosse regelrecht durchgeschüttelt. Aber sie taten ihm nichts.
Gegen normale Kugeln war dieses Wesen resistent, und auch die Wucht der Treffer konnte den Horror-Reiter nicht aus dem Sattel schleudern. Er blieb auf dem Pferderücken, als wäre er an ihm festgeleimt. Linda Brackett tobte.
Sie schrie und schoß.
Mit Entsetzen hatte sie festgestellt, daß ihre Waffe nutzlos war, und doch versuchte sie es, jagte die letzte Garbe aus dem inzwischen heiß gewordenen Lauf und mußte mit ansehen, wie die Geschosse in die unheimliche schwarze Gestalt und den Gaul schlugen, wobei sie vielleicht Wunden rissen, aber nichts taten.
Ungeheuer groß wuchs der Horror-Reiter vor der Frau auf, die plötzlich klar wußte, was die Gestalt und das Pferd mit ihr vorhatten. Sie sah den Qualm aus den Nüstern dringen, hörte das Fauchen und hechtete mit einem gewaltigen Sprung zur Seite, so daß die um sich schlagenden Hufe sie nicht treffen konnten, sondern gegen die Wand hämmerten, wo sie regelrechte Funkenspuren hinterließen.
Linda Brackett aber lag auf dem Boden. Die Maschinenpistole, eine nutzlose Waffe jetzt, hatte sie
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