Der Höllenbote
und Yuisan wurde zum Verräter. Er hinterging seine Erschaffer, und sie rächten sich schrecklich. Die vier Erzdämonen töteten ihn nicht, sie machten ihn nur zu dem, was er einmal war. Zu Stein. Und sie verbannten ihn in die Tiefe einer Berghöhle. Mit dem Hintergedanken, daß sie ihn einmal erwecken würden, falls sie ihn wieder benötigten. Yuisan wurde nicht nur der Höllenbote genannt, sondern auch der Seelenfresser, da er den Menschen die Seelen raubte und sie zu willenlosen Wesen machte. Deshalb hatten sie ihn auch in einen Berg verbannt, wo normalerweise niemand hinkam, weil das Gebiet als verflucht galt. Doch ihre Rechnung ging nicht auf. Es ist jemand gekommen. Vor Hunderten von Jahren kam ein Mönch in dieses Gebiet, erforschte es und fand auch die Höhle, in der wir uns befinden. Er traf auf Yuisan.«
»Konnte er sich noch wehren?« fragte ich zwischen.
»Ja, sie hatten ihm die Kräfte nicht genommen. Obwohl er zu Stein geworden war, gelang es ihm, die Seele des Einsiedlers zu rauben. Dieser Mönch, der den Weg zu ihm gefunden hatte, sah ihn, erinnerte sich der alten Geschichten und mußte seine Seele hergeben. Sie wurde ihm ausgesaugt. Weißt du, wer der Mönch ist, John Sinclair?«
»Ich kann es mir denken. Sua Ku.«
»Genau der Mann, der dich gerettet hat, ist mehrere hundert Jahre alt. Seine Seele wurde ausgesaugt, aber damit konnte Yuisan nichts anfangen. Er brauchte mehr Seelen, um freizukommen. Niemand allerdings verirrte sich in dieses Gebiet, so blieb er zusammen mit Sua Ku allein in dieser finsteren Höhle zurück. Wieder vergingen Jahrhunderte von Jahren. Keiner der beiden kam weg, aber sie hatten Zeit, und die Zeit wurde reif, als Menschen erschienen und die Berge sprengten. Plötzlich wurde die Höhle wieder frei. Sie selbst flog nicht in die Luft, aber die Gesteinsmassen um sie herum. Und es kamen Menschen, um nachzuschauen. Das hatte Yuisan gefehlt. Er bekam seine Seelen, war frei und machte die Menschen zu seinen Dienern. Sie verwandelten sich im Laufe der Monate in einer erschreckenden Art und Weise. Zudem existierte eine Frau, die von Yuisan so fasziniert war, daß sie ein Bild malte, und dieses Bild wurde zum Bindeglied nicht nur zwischen den Dimensionen, sondern auch zwischen dem Höllenboten und seinen Opfern. Er ließ sie erst in ihre Heimat fahren und holte sie dann zurück. Du hast sie gesehen, John Sinclair, und Sua Ku hat sie getötet, denn mit dem Erwachen des Höllenboten stand auch er wieder auf. Sofort erinnerte er sich wieder an sein früheres Leben und an die Feindschaft, die er den Dämonen geschworen hatte. Er ging zurück und holte seine Wurfsterne, um sich verteidigen zu können.«
»Aber was haben die Menschen in London damit zu tun? Ich meine, sind die Besucher der Ausstellung beeinflußt worden?«
Da hob Myxin die schmalen Schultern. »Leider weiß ich nichts Genaues. Ich nehme jedoch an, daß viele der chinesischen Besucher den Höllenboten erkannt haben. Zudem wußten sie, wie gefährlich er ist, denn wie du selbst weißt, haben die Chinesen auf der gesamten Welt ihre alte Kultur und Mythologie nie vergessen.«
»Das stimmt allerdings«, gab ich zu. »Nur wundert es mich, daß ihr beide, Kara und du, auch mitmischt. Oder hängt es mit dem Schwert zusammen, das Yuisan trägt?«
»Ja, es stimmt.« Diesmal sprach Kara. »Von meinem Schwert gab es nur ein Exemplar. Doch als die finsteren Mächte davon erfuhren, daß mein Vater Delios es hergestellt hatte, wollten sie eine Gegenwaffe. Sie versuchten, mein Schwert zu rauben, schafften es aber nicht, gaben trotzdem nicht auf und schmiedeten eine Waffe nach, die der meinen aufs Haar glich. Allerdings stecken in ihr keine weißmagischen, sondern schwarzmagische Kräfte.«
»Und welche Waffe ist stärker?«
»Das kann ich dir nicht sagen, weil ich es bis zum heutigen Tage noch nicht ausprobiert habe.«
Da war viel, was ich im Laufe der vergangenen Minuten erfahren hatte. Ich dachte auch darüber nach, aber ich wollte noch mehr wissen und fragte deshalb. »Er ist nicht allein. Der Höllenbote hat Unterstützung bekommen.«
»Wir wissen es«, erwiderte Kara. »Deshalb sind wir auch gekommen, weil wir den Fehler mitgemacht haben.«
Ich runzelte die Stirn. »Welchen Fehler?«
»Erinnere dich an das Kloster St. Patrick, John Sinclair. Wir haben gegen die Horror-Reiter gekämpft, aber wir haben uns in der Hektik und Aufregung verrechnet. Einer ist gekommen. Es war Eurynomes Diener. Er konnte fliehen, ohne daß wir
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