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Der Hof (German Edition)

Der Hof (German Edition)

Titel: Der Hof (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Michels Vater, aber sie hat ihre Selbstbeherrschung schon zurückerlangt. Das Baby kaut zufrieden auf einem Stück Brot herum, und sie hievt es in eine etwas bequemere Position.
    «Wie geht es mit der Arbeit voran?»
    «Gut. Also, es geht.» Ich zucke mit den Schultern und versuche von hier unten die Stelle auszumachen, die ich bearbeitet habe. Sie ist kaum zu erkennen. «Ich habe zumindest angefangen.»
    Mathilde streckt die Hand nach dem Bündel Kleider aus. «Möchtest du, dass ich die für dich wasche?»
    «Danke.» Ich protestiere nicht. Unter dem kalten Wasser in der Scheune wird der Gestank nach Sanglochon nicht verschwinden, und mich dort zu waschen, finde ich auch nicht besonders reizvoll. Kurz bin ich versucht sie zu bitten, ob ich eine Dusche oder ein Bad nehmen darf, aber ich kann mir nur zu gut vorstellen, was Arnaud dazu sagen wird. Und wenn ich schon kein heißes Bad und kein kaltes Bier haben kann, gäbe es da immerhin noch eine Sache, um die ich sie bitten könnte.
    «Du hast vorhin von einer Tankstelle gesprochen, wo ich Zigaretten kaufen kann. Wie weit ist das von hier?»
    «Ein paar Kilometer. Zu weit für dich, um zu Fuß zu gehen.»
    «Das ist mir egal. Ich lasse mir Zeit.»
    Es ist ja nicht so, als hätte ich sonst viel zu tun. Der Endorphinrausch verebbt langsam, und meine Nerven beginnen bereits zu zittern. Es wird schlimmer, wenn ich weiß, dass ich dieses Beben nicht mit einer Zigarette beruhigen kann.
    Mathilde schaut zum Haus hinüber, als müsse sie mit sich ringen. Sie schiebt eine Haarsträhne hinter das Ohr.
    «Gib mir eine halbe Stunde.»

KAPITEL  8
    Gelber Staub steigt um den Pritschenwagen auf, als er über den mit Schlaglöchern übersäten Feldweg rumpelt. Mathilde fährt. Sie hat die Fenster runtergekurbelt und versucht so, einen Teil der Hitze zu vertreiben, die sich in der Fahrerkabine im Laufe des Tages aufgebaut hat. Der Kunststoff der Sitze ist eingerissen, und die weiße Polsterfüllung quillt überall hervor. Mein Sitz wurde repariert, wenn man das überhaupt so nennen kann, indem schwarzes Isolierband über die Risse geklebt wurde. Trotz der offenen Fenster stinkt es im Innern des Wagens nach Diesel, Hund und schalem Pfeifentabak.
    Nachdem ich mich gewaschen und umgezogen hatte, ging ich zum Haus zurück. Mathilde und Gretchen stritten sich in der offenen Haustür. Ich blieb an der Ecke des Hofs stehen, weil ich nicht dazwischengeraten wollte.
    «Aber das muss nicht gemacht werden!», beharrte Gretchen.
    «Doch, muss es.»
    «Georges hat ihn erst gestern gesäubert! Das sind nur Schweine, denen ist egal, was sie fressen.»
    «Bitte tu einfach, was man dir sagt.»
    «Papa hat nicht gesagt, dass ich das machen soll. Wieso muss ich immer machen, was du mir sagst? Du willst mich doch nur aus dem Weg haben, um mit ihm in die Stadt zu fahren, deinem …»
    «Tu es einfach!»
    Es war das erste Mal, dass ich hörte, wie Mathilde die Stimme erhob. Gretchen stolzierte davon und zögerte nur kurz, als sie mich am anderen Ende des Hofs entdeckte.
    «Ich hoffe, ihr habt viel Spaß!», giftete sie. Ihre Flipflops klatschten auf die Pflastersteine, als sie an mir vorbeimarschierte.
    Ich sah ihr nach, wie sie den Feldweg zum Wald entlangstapfte. Dann schaute ich Mathilde an. Müde starrte sie auf das Kopfsteinpflaster. Dann aber, als sie mich bemerkte, straffte sie sich. Wortlos ging sie zum Pritschenwagen und überließ es mir, ihr hinkend zu folgen.
     
    Sie spricht kein Wort, während sie dem Feldweg zur Straße folgt. Als wir das verschlossene Tor erreichen, hält sie an und lässt den Motor laufen, während sie aussteigt.
    «Ich mach das», biete ich an.
    «Ist schon in Ordnung.»
    Das Vorhängeschloss ist offenbar eingerostet, aber schließlich schafft sie es aufzuschließen. Sie schiebt das Tor auf und hebt es das letzte Stück an, damit es nicht über den Boden schabt. Dann kehrt sie zum Wagen zurück, fährt auf die Straße und steigt wieder aus, um das Tor zu schließen. Im Seitenspiegel sehe ich, wie sie das Vorhängeschloss wieder zudrückt und das Anwesen hinter uns sichert.
    «Warum hältst du das Tor immer verschlossen?», frage ich, als sie einsteigt. Ich weiß noch, wie ich damals auf der Suche nach Wasser das Tor offen vorfand.
    «Meinem Vater ist es so lieber.»
    Sie scheint zu denken, dass es keine weitere Erklärung braucht. Vielleicht stimmt das auch, aber als sie wieder anfährt, frage ich mich, wer das Tor wohl damals offen gelassen hat.
    Draußen vor den

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