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Der Hof (German Edition)

Der Hof (German Edition)

Titel: Der Hof (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ein und fährt wortlos von der Tankstelle.
    «Nette Nachbarn», sage ich.
    Mathilde starrt durch die mit toten Insekten verdreckte Windschutzscheibe. «Sie sind Fremde nicht gewohnt.»
    Ich glaube nicht, dass sie mit mir als Fremdem so große Probleme hatten. Ich will fragen, warum Arnauds Name eine so heftige Reaktion hervorgerufen hat und wer dieser Jean-Claude ist. Aber Mathildes Verhalten macht mir deutlich, dass sie nicht reden will.
    Während wir schweigend zur Farm zurückfahren, überlege ich, ob ich wohl gerade Michels Vater kennengelernt habe.
     
    Es ist eine Erleichterung, wieder innerhalb der Grenzen des Bauernhofs zu sein. Ein zerbrechliches Gefühl der Sicherheit kehrt zu mir zurück, als Mathilde das Tor hinter uns zuschiebt und das Vorhängeschloss wieder vorlegt. Sie hat nicht nur den Tank des Pritschenwagens gefüllt, sondern auch Benzinkanister, aber sie will sich nicht von mir helfen lassen, sie zu verstauen. «Ich bringe dir später das Abendessen», ist alles, was sie sagt.
    Der Abend ist mir vergällt, als ich zur Scheune zurückgehe. Ich weiß, ich kann mich nicht ewig auf dem Hof verstecken. Aber ich wünschte jetzt, ich hätte Mathilde nie gebeten, mich zur Tankstelle mitzunehmen. Ich habe unnötig die Aufmerksamkeit der Dorfbewohner auf mich gezogen, und das alles nur für ein Bier und ein paar Zigarettenpäckchen. Und ich weiß nicht mal, warum ich das gemacht habe. Ich bin nicht überrascht, dass zwischen Arnaud und seinen Nachbarn keine große Liebe herrscht. Himmel, es ist schwer vorstellbar, dass er überhaupt mit jemandem auskommt. Trotzdem wirkte die Atmosphäre in der Bar auf mich, als ginge es nicht nur um die üblichen Feindschaften in einer kleinen Gemeinschaft.
    Er muss jemanden ordentlich verärgert haben.
    Ich nehme die Zigaretten mit auf den Dachboden. So langsam bin ich geübt darin, die Stufen zu bewältigen, und als ich auf der Galerie zwischen Scheune und Dachboden innehalte, tue ich das nicht, weil ich außer Atem bin.
    Die Falltür steht offen.
    Ich habe sie verschlossen, ehe ich ging. Ich zögere und lausche, aber von oben dringt kein Geräusch zu mir. Ich steige die restlichen Stufen so leise wie möglich hoch, obwohl mich jeder, der sich da oben aufhält, längst gehört haben muss. Ich schiebe mich durch die offene Luke nach oben und sehe mich um.
    Gretchen sitzt auf dem Bett. Sie hat mir den Rücken zugewendet, und neben ihr steht mein Rucksack. Sie hat den halben Inhalt auf der Matratze verstreut. Ich kann das in Plastik gewickelte Päckchen nicht entdecken, aber das habe ich ja auch ganz weit unten vergraben. Gretchen hat offensichtlich gefunden, wonach sie gesucht hat, ehe sie so tief vordringen konnte. Sie wippt rhythmisch mit dem Kopf, und die Ohrhörer verschwinden fast in ihren dichten Haaren. Ich kann das blecherne Flüstern der Musik hören und steige die letzten Stufen hinauf. Dann trete ich hinter sie und gebe mir dabei keine Mühe mehr, leise zu sein.
    Sie reißt überrascht die Augen auf, als ich mich zu ihr beuge und den MP 3 -Player ausschalte. «Oh! Ich hab Sie gar nicht gehört.»
    «Was machst du hier?» Ich gebe mir Mühe, nicht wütend zu klingen, aber es gelingt nicht ganz. Gretchen wirkt sofort schuldbewusst.
    «Nichts. Ich habe nur ein bisschen Musik gehört.»
    Ich greife nach meinen Sachen und stopfe sie zurück in den Rucksack. Dabei taste ich auch nach dem Päckchen, das immer noch ganz weit unten liegt. Ein Teil der Anspannung fällt von mir ab, aber meine Hände zittern immer noch.
    «Du hättest mich fragen können.»
    «Das habe ich! Sie meinten, ich könnte jederzeit hier raufkommen.»
    Ich erinnere mich vage daran. Aber damals hatte ich noch geglaubt, ich würde am nächsten Tag abreisen, und danach habe ich es vergessen. Gretchen offensichtlich nicht. «Ich meinte damit, du kannst Musik hören, wenn ich hier bin», sage ich milder.
    «Das hier ist unsere Scheune. Ich brauche Ihre Erlaubnis nicht.»
    «Das bedeutet aber nicht, dass du meine Sachen durchwühlen kannst.»
    «Sie glauben echt, ich wäre an Ihren alten Socken und T-Shirts interessiert?» Jetzt wird sie wütend. «Ich mag Ihre blöde Musik eh gar nicht. Und wenn Papa wüsste, dass ich hier oben bin, würden Sie echt Probleme kriegen!»
    Ihre Logik hat eine kleine Schwäche, aber ich bringe nicht die Energie auf, um zu widersprechen. «Es tut mir leid, dich so angefahren zu haben. Ich habe einfach nicht damit gerechnet, jemanden hier oben anzutreffen.»
    Gretchen scheint

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