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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Motorräder, die sich zwischen den Autos durchwanden.
    Der Mann in der schwarzen Lederjacke hielt an, wandte sich ab und tat so, als spräche er mit jemandem auf dem Trottoir. Aber er machte es zu auffällig, und niemand reagierte auf seine Worte.
    Noel stieg ins Taxi und gab dem Fahrer Namen und Adresse des Lokals an. Sie setzten sich in Bewegung.
    Der Mann in der schwarzen Lederjacke folgte ihnen. Noel beobachtete ihn durchs Rückfenster. Wie der Mann in dem grünen Fiat in Paris, war der Berliner ein Experte. Er hielt sich einige Wagenlängen hinter dem Taxi und bog gelegentlich zur Seite, um sich zu überzeugen, daß sein Suchobjekt noch da war.
    Es war sinnlos, ihn weiter zu beobachten. Holcroft lehnte sich in seinen Sitz zurück und versuchte, sich seinen nächsten Schritt zurechtzulegen.
    Eine Konfrontation ist häufig das allerletzte, was die Leute wollen, die dich beschatten. Aber wenn sie es wollen, dann ist es besser, wenn du das weißt.
    Wollte er es wissen? War er auf eine Konfrontation vorbereitet? Es war nicht leicht, sich darauf eine Antwort zu geben. Er war nicht der Mensch, der leichtfertig seinen Mut auf die Probe stellen wollte. Aber im Vordergrund seines Bewußtseins stand das Bild von Richard Holcroft, der auf einem Trottoir in New York von einem Wagen zerquetscht wurde.

    Furcht sorgte für Vorsicht; Zorn sorgte für Stärke. Es gab nur eine einzige Antwort für ihn. Er wollte den Mann in der schwarzen Lederjacke haben. Und er würde ihn bekommen.

24.
    Er bezahlte, stieg aus dem Taxi und vergewisserte sich, daß der Mann auf dem Motorrad, der weiter hinten angehalten hatte, ihn sehen konnte.
    Noel schlenderte quer über die Straße zu dem Lokal und ging hinein. Ein paar Stufen führten in den Speisesaal ein halbes Stockwerk tiefer. Der große Raum war halbvoll, Rauchschwaden hingen unter der hohen Decke, und würziger Bierdunst schlug ihm entgegen. Aus dem Lautsprecher hallte Volksmusik. Zwischen schweren, massiven Tischen führten mehrere Gänge durch den Saal. Er sah die Nischen, von denen Kessler gesprochen hatte, an der Rückwand und an den Seiten; mit Tischen, die von Bänken mit hohen Rükkenlehnen flankiert waren. Vor den Nischen hingen rotkarierte Vorhänge an Messingstangen. Man konnte so die Nischen von ihrer Umgebung abschirmen, aber wenn die Vorhänge offenstanden, konnte man von den Nischen aus die hereinkommenden Gäste oben an der Treppe beobachten.
    Holcroft ging die Treppe hinunter zu einem kleinen Pult und sprach den massigen Mann dahinter an. »Entschuldigen Sie, sprechen Sie englisch?«
    Der Mann blickte von seinem Buch mit den Tischreservierungen auf. »Gibt es denn in Berlin einen Gastwirt, der nicht englisch spricht, Sir?«
    Noel lächelte. »Gut. Ich suche den Geschäftsführer.«
    »Den haben Sie schon gefunden. Was kann ich für Sie tun? Wollen Sie einen Tisch?«
    »Ich glaube, man hat schon einen reserviert. Auf den Namen Kessler.«
    »Ah ja.« Der Mann nickte. »Er hat vor einer Viertelstunde angerufen. Aber der Tisch ist für neun Uhr bestellt. Jetzt ist es erst -«

    »Ich weiß«, unterbrach ihn Holcroft. »Ich bin zu früh dran. Wissen Sie, ich will Sie nur um einen Gefallen bitten.«
    Er zeigte ihm den Aktenkoffer. »Ich habe für Professor Kessler einige Urkunden mitgebracht, die ihm meine Universität in Amerika leihweise überläßt. Ich muß mich vorher noch mit ein paar Leuten treffen und dachte, ich könnte das vielleicht hierlassen.«
    »Natürlich«, sagte der Geschäftsführer und streckte die Hand nach dem Koffer aus.
    »Die Papiere da drin sind sehr wertvoll. Nicht in finanzieller, aber in wissenschaftlicher Hinsicht.«
    »Ich werde sie in meinem Büro einschließen.«
    »Vielen Dank.«
    »Bitte schön. Ihren Namen bitte, Sir?«
    »Holcroft. «
    »Danke, Mr. Holcroft. Ihr Tisch wird um neun Uhr bereit sein. Der Geschäftsführer nickte, drehte sich um und trug den Aktenkoffer zu einer geschlossenen Tür unter der Treppe.
    Noel stand einen Augenblick da und überlegte, was als nächstes zu tun war. Seit er das Lokal betreten hatte, war niemand mehr gekommen. Das bedeutete, daß der Mann in der Lederjacke draußen war und auf ihn wartete. Jetzt war die Zeit gekommen, den Köder in die Falle zu legen, Zeit, diesen Mann zu schnappen.
    Er ging wieder nach oben, und dann kam ihm plötzlich ein Gedanke, der Übelkeit in ihm erzeugte. Er hatte gerade das Allerdümmste getan, was er sich überhaupt vorstellen konnte! Er hatte den Mann in der schwarzen

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