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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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gibt noch andere Faktoren, die viel wichtiger sind als Sie oder ich. Ich weiß, daß das so ist, denn wenn es nicht so wäre, dann wäre ich inzwischen bereits weggelaufen. Aber ich werde nicht weglaufen. Ich werde das tun, worum man mich gebeten hat, weil es richtig ist. Und weil es Leute gibt, die mich stoppen wollen, und die ich hasse. Sie haben jemanden umgebracht, den ich sehr geliebt habe. Sie haben versucht, sich gegenseitig umzubringen. « Holcroft hielt plötzlich inne; er hatte gar nicht so weit gehen wollen. Die Angst und der Zorn vermengten sich. Er hatte die Beherrschung verloren; er redete zuviel. »Es tut mir leid. Ich könnte in all das eine Menge Dinge hineinlesen, die gar nicht hineingehören. Es ist nicht meine Absicht, Ihnen Angst zu machen.«
    Kessler legte Noel die Hand auf den Arm. »Es geht nicht darum, ob Sie mir Angst machen. Sie sind überarbeitet und erschöpft, mein Freund. Offenbar sind Ihnen schreckliche Dinge widerfahren.«
    Holcroft nippte ein paarmal an seinem Whisky und versuchte, den Schmerz in seinem Unterleib und an seinem Hals zu betäuben. »Ich will nicht lügen. Es ist tatsächlich so. Aber ich wollte nicht so anfangen. Das war nicht besonders klug. «
    Kessler zog seine Hand zurück. »Lassen Sie mich etwas sagen. Ich kenne Sie jetzt kaum fünf Minuten, und ich glaube nicht, daß es darauf ankommt, klug zu sein. Sie sind ganz offensichtlich ein hochintelligenter Mensch. Und auch ein sehr ehrlicher – und Sie standen unter starkem Druck. Warum fangen Sie nicht einfach ganz vorne an, ohne sich darüber Gedanken zu machen, wie es auf mich wirkt?«
    »Okay.« Holcroft legte die Arme auf den Tisch, hielt das Whisky glas mit beiden Händen umfaßt. »Dann lassen Sie mich mit der Frage beginnen, ob Sie je die Namen von Tiebolt und ... Clausen gehört haben.«
    Kessler starrte Noel einen Augenblick lang an. »Ja«, sagte er.
»Das alles ist viele Jahre her – ich war damals noch ein Kind – , aber ich habe die Namen natürlich gehört. Clausen und von Tiebolt. Das waren Freunde meines Vaters. Ich war damals zehn oder zwölf Jahre alt. Sie kamen häufig in unser Haus, wenn ich mich richtig erinnere, gegen Kriegsende. An Clausen erinnere ich mich deutlich; das glaube ich wenigstens. Er war ein Hüne mit starker Ausstrahlung.«
    »Erzählen Sie mir von ihm.«
    »Da gibt es nicht viel, woran ich mich erinnern kann.«
    »Alles, was Sie wissen. Bitte.«
    »Ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll. Clausen hat jeden Raum, in dem er sich befand, einfach beherrscht. Er brauchte sich dazu gar keine Mühe zu geben. Wenn er sprach, hörten alle auf ihn, und doch kann ich mich nicht erinnern, daß er je die Stimme gehoben hätte. Er schien ein freundlicher Mensch zu sein, der sich Gedanken um andere machte, aber ein Mensch mit ungewöhnlich starkem Willen. Einmal dachte ich – und vergessen Sie nicht, das waren die Gedanken eines Kindes -, daß er ein Mensch war, der mit viel Leid gelebt hatte.«
    Die Stimme eines Mannes, den sein Gewissen folterte.
    »Mit was für Leid?«
    »Ich habe keine Ahnung; das war nur der Eindruck eines Kindes. Sie hätten seine Augen sehen müssen, um das zu verstehen. Gleichgültig, wen er ansah, jung oder alt, wichtig oder nicht, er stellte sich rückhaltlos auf diesen Menschen ein. Ich erinnere mich deutlich daran; das war in jenen Tagen nicht alltäglich. In gewisser Weise kann ich mir von Clausen ein deutlicheres Bild machen als von meinem eigenen Vater, und ganz sicher mehr als von seinem Freund von Tiebolt. Weshalb interessieren Sie sich für Clausen?«
    »Er war mein Vater.«
    Kessler machte erstaunt den Mund auf. »Sie?« flüsterte er. »Clausens Sohn?«
    Noel nickte. »Mein leiblicher Vater, nicht der Vater, den ich kannte. «
    »Dann war Ihre Mutter...« Kessler hielt inne.
    »Althene Clausen. Haben Sie je jemand von ihr sprechen hören?«

    »Nie wurde ihr Name genannt, und nie in Clausens Gegenwart. Niemals. Man sprach im Flüsterton von ihr. Die Frau, die den großen Mann verlassen hatte, die Amerikanerin, die Feindin, die aus dem Vaterland geflohen ist mit ihrem – Sie! Sie waren das Kind, das sie ihm weggenommen hat!«
    »Das sie mit genommen hat, vor ihm bewahrt hat, wie sie das ausdrückt.«
    »Lebt sie noch?«
    »Und wie.«
    »Das ist alles so unglaublich.« Kessler schüttelte den Kopf. »Nach all den Jahren, ein Mann, an den ich mich so lebhaft erinnere. Er war außergewöhnlich.«
    »Alle waren sie außergewöhnlich.«
    »Wer?«
    »Alle

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