Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag
Sekunden später kamen sie wieder an eine Stahltür, die von zwei Männern bewacht wurde, einem Mitarbeiter der US-Zollbehörde und einem von der Flughafenpolizei. Ersterer erkannte den grauhaarigen Beamten.
»Hallo, Captain. Scheußlicher Abend, wie?«
»Das hat erst angefangen, fürchte ich«, sagte der Beamte. »Vielleicht werden wir doch noch hineingezogen. « Er sah den Polizisten an. »Dieser Mann ist von der Bundesbehörde«, fuhr er fort und deutete mit einer Kopfbewegung auf seinen Begleiter. »Ich bringe ihn zu der Fünfeinundneunziger raus. Vielleicht ist Rauschgift im Spiel. «
Der Polizist schien verwirrt. Offenbar hatte er Anweisung, niemanden durch die Tür zu lassen. Jetzt schaltete sich der Mann vom Zoll ein.
»Hey, jetzt machen Sie kein Theater. Dieser Mann hier ist der oberste Zollbeamte vom ganzen Kennedy-Flughafen.«
Der Polizist zuckte die Achseln und öffnete die Tür.
Aus dem schwarzen Nachthimmel draußen fiel gleichmäßiger Regen, den die Wolken von der Jamaica-Bay hereintrugen. Der Mann, der mit dem Zollbeamten gekommen war, zog seinen Regenmantel an. Seine Bewegungen waren
schnell; in der Hand unter dem Mantel war eine Waffe verborgen. Jetzt steckte sie in seinem Gürtel, die Knöpfe seines Jacketts waren offen.
Die B-747 glitzerte im Licht der Scheinwerfer, der Regen strömte an ihrem Rumpf herunter. Es wimmelte hier von Polizei und Bodenpersonal, die sich durch die schwarzen und orangeroten Gummimäntel voneinander unterschieden.
»Ich halte Ihnen den Rücken frei gegenüber der Polizei«, sagte der Zollbeamte und wies auf die Stahltreppe, die von einem Lastwagen zu einer Türe im Rumpf der Maschine führte. »Gute Jagd.«
Der Mann im Regenmantel nickte, ohne richtig zuzuhören. Seine Augen suchten die Umgebung ab. Der B-747 galt sein ganzes Interesse; im Umkreis von dreißig Metern waren Pfosten aufgestellt, die mit Seilen verbunden waren, dazwischen standen Polizisten. Der Mann im Regenmantel befand sich innerhalb dieser Umfriedung; er konnte sich frei bewegen. Er bog nach rechts ab und ging zum hinteren Teil des Flugzeuges. Er nickte den Polizisten zu, zeigte gelegentlich solchen, die ihn mit fragenden Blicken musterten, seinen Ausweis, indem er sein Lederetui kurz aufklappte. Er spähte durch den Regen und musterte die Gesichter der Männer, die das Flugzeug betraten und verließen. Als er drei Viertel des Weges um die Maschine zurückgelegt hatte, hörte er den zornigen Ruf eines Angehörigen des Bodenpersonals.
»Paß doch auf, du Blödmann! Du mußt die Winde sichern!«
Das galt einem andern vom Bodenpersonal, der auf der Plattform eines Tanklastwagens stand. Dieser Mann trug keinen Regenumhang; sein weißer Overall war völlig durchnäßt. Der Fahrer des Tanklasters war auch im Overall und ebenfalls ohne Regenschutz.
Das war es, dachte der Mann im Regenmantel. Die Killer hatten Overalls unter ihren Anzügen getragen. Aber daß es regnen könnte, hatten sie nicht mit ins Kalkül gezogen. Abgesehen von diesem Fehler war ihre Flucht brillant geplant gewesen.
Der Mann ging auf den Tanklastwagen zu, die Hand an der Waffe, die er unter dem Regenmantel verborgen hielt. Durch den Regen starrte er die Gestalt auf dem Fahrersitz hinter dem
Fenster des Tanklasters an; der zweite Mann war rechts über ihm auf der Plattform und wandte sich jetzt ab. Das Gesicht hinter dem Fenster erwiderte ungläubig seinen Blick und duckte sich sofort zur rechten Seite. Aber der Mann im Regenmantel war zu schnell. Er riß die Türe auf, zog seinen Revolver und feuerte. Der Schalldämpfer verschluckte die Detonation fast ganz. Der Mann auf dem Fahrersitz fiel gegen das Armaturenbrett, Blut strömte aus seiner Stirn.
Als der Mann auf der Plattform den Lärm unter sich hörte, fuhr er herum und sah nach unten.
»Sie! In der Lounge! Mit der Zeitung!«
»Einsteigen«, befahl der Mann im Regenmantel, und seine Worte hallten klar und deutlich durch den strömenden Regen. Die Tür des Tanklasters verbarg seine Pistole.
Die Gestalt auf der Plattform zögerte. Der Mann mit der Waffe sah sich um. Die Polizisten ringsum waren damit beschäftigt, sich wegen des strömenden Regens leid zu tun und wurden außerdem von den Scheinwerfern geblendet. Keiner beobachtete die tödliche Szene, die sich dicht vor ihnen abspielte. Der Mann im Regenmantel griff nach oben, packte den überlebenden Killer an seinem Overall und riß ihn gegen die offene Tür des Tanklasters.
»Sie haben versagt. Heinrich Clausens Sohn
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