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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Mann seufzte. »Sie wissen es wirklich nicht, wie? Klaus hat gesagt, Sie wüßten es nicht.«
    »Sie wissen, wer ich bin?« fragte Helden.
    »Natürlich. Sie haben die Briefe selbst zur Post gebracht.«
    »Ich habe für den Herrn Oberst eine Menge Briefe aufgegeben. Aber keine nach Neuchâtel.«
    »Diejenigen, die für mich bestimmt waren, habe ich erhalten. «
    »Er hat Ihnen von mir geschrieben?«
    »Häufig. Er hat Sie sehr geliebt.« Gerhardts Lächeln war voll Wärme. Doch als er weitersprach, verblaßte es. »Sie haben mich gefragt, wie die Männer der falschen Wolfsschanze nach so vielen Jahren noch ihr Ziel vor Augen haben könnten. Sie haben natürlich recht. Die meisten von ihnen sind tot. Daher sind es nicht sie, es sind die Kinder.«
    »Die Kinder ?«
    »Ja. Sie sind überall; in jeder Stadt, jeder Provinz, in jedem Land. In jedem Beruf, jeder politischen Gruppierung. Ihre Funktion ist es, dauernden Druck auszuüben, die Leute zu überzeugen, daß ihr Leben so viel besser sein könnte, wenn starke Männer sich gegen die Schwäche auflehnten. Lautstarker Zorn vertritt eine wirkliche Verbesserung, Groll und Erbitterung treten an die Stelle der Vernunft. Überall geschieht das, und nur wenige von uns wissen, was es ist: eine breit angelegte Vorbereitung. Die Kinder sind herangewachsen. «
    »Wo — und wie?«
    »Jetzt kommen wir zum Kern der Sache. Das, was ich jetzt sage, wird Ihnen auch andere Fragen beantworten.« Der alte
Mann beugte sich vor. »Man hat es die >Operation Sonnenkinder< genannt, und es geschah 1945. Tausende von Kindern im Alter zwischen sechs Monaten und sechzehn Jahren wurden aus Deutschland in die Welt hinausgeschickt. In alle Winkel der Welt...«
    Während Gerhardt erzählte, spürte Helden Übelkeit in sich aufsteigen, körperliche Übelkeit.
    »Ein Plan wurde entwickelt«, fuhr Gerhardt fort, »der gewährleisten sollte, daß den Sonnenkindern nach einer bestimmten Zeit Millionen von Dollar zur Verfügung standen. Die Zeit wurde aus den normalen ökonomischen Zyklen extrapoliert und errechnet; man legte sie auf dreißig Jahre fest.«
    Ein scharfer Atemzug Heldens unterbrach ihn, aber nur kurz.
    »Es war ein Plan, den sich drei Männer erdacht hatten...«
    Ein leiser Schrei entrang sich Heldens Kehle.
    »...Diese drei Männer hatten Zugang zu unschätzbaren Geldbeträgen, und einer von ihnen war vielleicht der geschickteste Finanzmann unserer Zeit. Er war es, er vor allem, der die wirtschaftlichen Kräfte zusammenschmiedete, die den Aufstieg Adolf Hitlers sicherstellten. Und als Hitlers Reich ihn enttäuschte, machte er sich daran, ein anderes zu schaffen.«
    »Heinrich Clausen...«, flüsterte Helden. »O Gott , nein! ... Noel! O Gott, Noel!«
    »Er war nie mehr als ein Mittel zum Zweck, ein Kanal, durch den man das Geld schleusen konnte. Er weiß nichts.«
    »Dann...« Heldens Augen weiteten sich, und der Schmerz in ihren Schläfen wurde schärfer.
    »Ja«, sagte Gerhardt und griff nach ihrer Hand. »Ein junger Knabe wurde ausgewählt, einer der Söhne. Ein außergewöhnliches Kind, fanatisch, brillant und schön. Man beobachtete ihn, entwickelte ihn, bildete ihn für seine Mission im Leben aus.«
    »Johann... O Gott im Himmel, das ist Johann.«
    »Ja. Johann von Tiebolt. Er ist es, der darauf vorbereitet ist, die Sonnenkinder überall auf der Welt zur Macht zu führen.«
    Es war, als dröhnte eine mächtige Trommel in ihren Schläfen,
lauter und immer lauter werdend, eindringlich. Das Bild, das ihre Augen aufnahmen, wurde unscharf, der Raum begann um sie zu kreisen, und Dunkelheit senkte sich über sie. Helden fiel in den Abgrund.
     
    Sie schlug die Augen auf, wußte nicht, wie lange sie bewußtlos gewesen war. Gerhardt hatte sie an die Ottomane gelehnt und hielt ihr ein Glas Cognac unter die Nase. Sie griff nach dem Glas und schluckte. Der Alkohol breitete sich schnell in ihr aus und führte sie zu dem schrecklichen Augenblick zurück.
    »Johann«, flüsterte sie, und der Name war wie ein Schmerzensschrei. »Deshalb hat der Oberst -«
    »Ja«, sagte der alte Mann und griff ihr damit vor. »Deshalb hat Klaus Sie zu ihm bringen lassen. Die aufrührerische Tochter von Tiebolts, geboren in Rio, ihrem Bruder und ihrer Schwester entfremdet. War die Entfremdung echt oder benutzte man Sie, damit Sie sich in die Reihen der enttäuschten deutschen Jugend einschlichen? Das mußten wir wissen.«
    »Benutzt und dann getötet«, fügte Helden hinzu und schauderte. »Die haben versucht, mich in

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