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Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag

Titel: Der Holcroft-Vertrag - Ludlum, R: Holcroft-Vertrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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würde man Fragen stellen. Ein Mann war am Nachmittag im d’Accord getötet worden; der verwundete Patient war Gast im d’Accord gewesen. Zu viele Fragen. Außerdem befand sich das, was Hans beitragen konnte, in der schwarzen Ledertasche, die Johann trug. Der Tinamu würde alles erfahren, was sie wissen mußten. Hans Kessler, Sonnenkind, wurde nicht länger gebraucht; er war zu einer Last geworden.
    Das Telefon klingelte. Kessler nahm ab.
    »Erich?«
    Es war Holcroft.

    »Ja?«
    »Ich bin in Genf. Sie sind früher eingetroffen; ich dachte, ich versuche es einmal. «
    »Ja. Von Tiebolt hat mich heute morgen in Berlin angerufen. Er hat versucht, Sie in Paris zu erreichen. Er hat vorgeschlagen -«
    »Ist er angekommen?« unterbrach der Amerikaner.
    »Ja. Er ist jetzt unterwegs, um die letzten Vorbereitungen für morgen zu treffen. Wir haben Ihnen vieles zu sagen.«
    »Und ich haben Ihnen vieles zu sagen«, sagte Holcroft. »Wissen Sie, was passiert ist?«
    »Ja, es ist schrecklich.« Wo blieb die Panik? Wo war die Angst eines Mannes, der bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit belastet war? Die Stimme am Telefon war nicht die Stimme eines Ertrinkenden, der nach einem Strohhalm greift. »Er war ein Freund von Ihnen. Es heißt, er habe sich nach Ihnen erkundigt. «
    Am anderen Ende der Leitung trat eine kurze Pause ein. »Er hat sich nach meiner Mutter erkundigt.«
    »Das habe ich nicht verstanden. Wir wissen nur, daß er den Namen Holcroft gebraucht hat.«
    »Was bedeutet Abwehr ?«
    Kessler war verblüfft. Der Amerikaner hatte sich im Griff; das hatte er nicht erwartet. »Was kann ich Ihnen sagen? Das ist der Feind Genfs.«
    »Ist es das, was von Tiebolt in London herausgefunden hat?«
    »Ja. Wo sind Sie, Noel? Ich muß Sie sehen, aber Sie dürfen nicht hierherkommen.«
    »Das weiß ich. Hören Sie mir zu. Haben Sie Geld?«
    »Etwas.«
    »Tausend Schweizer Franken?«
    »Tausend...? Ja, ich denke schon.«
    »Gehen Sie hinunter an den Empfang und sprechen Sie allein mit dem Angestellten dort. Lassen Sie sich seinen Namen geben und geben Sie ihm das Geld. Sagen Sie ihm, es sei für mich, und ich würde ihn in ein paar Minuten anrufen. «
    »Aber wie -«

    »Lassen Sie mich ausreden. Sobald Sie ihm das Geld gegeben und seinen Namen haben, gehen Sie zu den Telefonautomaten bei den Aufzügen. Stellen Sie sich neben den Apparat links von der Tür. Wenn es klingelt, nehmen Sie ab. Das bin dann ich. «
    »Woher kennen Sie die Nummer?«
    »Ich habe jemanden dafür bezahlt, daß er hineingeht und mir die Nummer beschafft. «
    Das war kein Nervenbündel. Das war ein durch und durch klar denkender Mensch mit einem tödlichen Zielbewußtsein. Das war es, was Erich Kessler gefürchtet hatte. Wenn seine Gene nicht anders angeordnet wären — und wenn nicht eine halsstarrige Frau gewesen wäre -, dann könnte der Mann am Telefon einer der ihren sein. Ein Sonnenkind .
    »Was werden Sie zu dem Angestellten sagen?«
    »Das sage ich Ihnen später, dafür ist jetzt keine Zeit. Wie lange werden Sie brauchen?«
    »Ich weiß nicht. Nicht lange.«
    »Zehn Minuten?«
    »Ja, so ungefähr. Aber, Noel, vielleicht sollten wir warten, bis Johann zurückkommt. «
    »Wann wird das sein?«
    »Ich schätze höchstens eine Stunde oder zwei.«
    »Geht nicht. Ich rufe Sie in zehn Minuten in der Halle an. Nach meiner Uhr ist es jetzt acht Uhr fünfundvierzig. Stimmt das?«
    »Ja.« Kessler sparte sich den Blick auf die Uhr; sein Verstand arbeitete auf Hochtouren. Holcroft war gefährlich selbstbewußt. »Ich finde wirklich, wir sollten warten. «
    »Das kann ich nicht. Die haben ihn getötet. Herrgott! Und wie die ihn getötet haben. Und sie wollen sie auch, aber die werden sie nicht finden.«
    »Sie? Ihre Mutter?... Von Tiebolt hat es mir gesagt.«
    »Die werden sie nicht finden«, wiederholte Holcroft. » Mich werden sie finden. Ich bin es, den sie wirklich haben wollen. Und ich will die auch. Ich werde die in eine Falle locken, Erich. «
    »Reißen Sie sich zusammen! Sie wissen nicht, was Sie tun!«
    »Das weiß ich genau.«

    »Die Genfer Polizei ist im Hotel. Wenn Sie mit dem Empfangsangestellten sprechen, könnte er etwas sagen. Man wird Sie suchen.«
    »Die können mich in ein paar Stunden haben. Ich werde sie sogar suchen.«
    » Was? Noel, ich muß Sie sprechen!«
    »Zehn Minuten, Erich. Jetzt ist es acht Uhr sechsundvierzig. « Holcroft legte auf.
    Kessler wußte, daß er keine andere Wahl hatte, er mußte Holcrofts Anweisung befolgen.

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