Der Hollywood-Mord
Martin Welborn ihn am Arm packte und sagte: »Al, ich muß ne Lady nach Hause fahren. Sie wohnt in West-Los Angeles, ich bin wahrscheinlich schnell wieder da. Würdest du …«
»Ja, ja, ja. Geh ran, Marty. Viel Spaß dabei. Treff dich später. Laß dir Zeit. Ich bin hier irgendwo. Ich bin …«
Während Al Mackey auf die Sonnenblume in dem Zwiebelanzug Jagd machte, erfreute Martin Welborn Deedra Briggs mit einer Fahrt im Detective-Wagen.
»Ich hör dieses Polizeifunkgequatsche gern«, sagte sie, als sie in Richtung Westward Wood fuhren.
»Normalerweise schalten wir ab.«
»Bitte nicht. Ich hör's wirklich gern«, sagte sie, und dann rutschte sie dicht an ihn heran und sagte: »Also, Sergeant Ellbogenflicken, ich möcht dir sagen, daß ich 'n sehr netten Abend verlebt hab. Und ich hatt echte Angst vor diesem Abend.«
»Warum bist du dann gekommen?«
»Mein Manager bestand drauf. Herman der Dritte brauchte 'n paar extra Hofnarren, weiblicher Typ.« Dann streichelte sie die angegrauten Koteletten des Detectives und sagte: »Ich glaub, so was mach ich nie wieder.«
»Wollen wir uns mal zum Essen treffen … irgendwann?« fragte Martin Welborn.
»Wann?«
»Wann du möchtest. Ich bin völlig frei und …«
»Wann?« fragte sie herausfordernd. Der Champagner hatte ihre Stimme verklärt und ihren Atem auf seinem Gesicht süß gemacht.
»Sonntag?« fragte er. »Sonntag abend?«
»Acht Uhr«, sagte sie. »Ich mach Pasta und einen Salat.«
»Aber ich wollte nicht, daß du …«
»Fahr bitte da rüber und parke vor der Tür«, sagte sie.
Es war ein Apartmenthochhaus, nicht weit vom Dorf entfernt. Sie küßte ihn zweimal auf die rechte Wange, und als er sich zu ihr drehte, küßte sie ihn auf den Mund.
»Sonntag. Acht Uhr. Nummer acht-drei-neun. Ich drück dann auf den automatischen Türöffner.« Ein Aufblitzen des Schenkels, ein Rascheln des Satinunterrocks, als sie über den Sitz rutschte, und dann war sie weg.
Martin Welborn versuchte auf seiner Rückfahrt nach Holmby Hills an Paula Welborn zu denken. Er schaltete den Radiofunk ab, aber das half auch nichts. Zum erstenmal seit Monaten konnte er einfach nicht an Paula denken. Er dachte auch nicht an Elliott Robles oder gar an Danny Meadows. Er schwebte ganz einfach über allem und dachte an Deedra Briggs.
Inzwischen lauschte Al Mackey völlig hingerissen Billie aus Topeka. »Ich hab mal 'n Film mit ihm gemacht«, sagte sie. »Solch ein Scheiß, kann ich Ihnen sagen.«
»Völlig klar!« sagte Al Mackey, und dabei fiel er beinahe von der Chaiselongue, die gefährlich nah an dem erleuchteten Swimmingpool von olympischen Ausmaßen stand.
»Der ist ständig high, Al. Er ist ein unheimlicher Quaalude-Freak. Sie glauben wahrscheinlich, der ist in Bestform, wenn Sie ihn im Film sehen, nicht? Also, der nimmt auch braunen Mexikaner. Und sogar Persischen aus dem Rosenkranz! Er schnüffelt das Zeug.«
Al Mackey hatte sich eine halbe Flasche Bourbon auf dem Weg nach draußen geschnappt und trank in großen Schlucken. Billie trank nicht, aber dafür hatte sie zwei Ladungen Kokain in ihre wunde, tropfende Nase gelöffelt, während sie plauderten.
»Ich hatte keine Ahnung, daß er 'n Doper ist.« Al Mackey rülpste, ohne die leiseste Ahnung, wer drogensüchtig war oder worüber sie überhaupt redeten. Er war viel zu sehr damit beschäftigt, zu versuchen, sich vorzustellen, wie man überhaupt aus diesem Zwiebelanzug rauskommen konnte, nachdem man reingekommen war.
»Manchmal kann der 'n ganz aufgeweckter Bursche sein. Das war ein deutscher Film. Jede Menge Steuerflüchtlingsgelder da drin. Wir sagten immer, er wär öfter über Deutschland geflogen als der Rote Baron {12} . Und 'n Kostverächter? Wir sagten immer, der würd alles vernaschen, bevor es ihn vernascht.«
»Wirklich?« Das gefiel Al Mackey. Das Gespräch kam langsam weg von Filmen und Drogen und auf den Sex, wohin es gehörte.
»Sie sind verheiratet, Al?«
»Nicht mehr.«
»Ich glaub nicht, daß ich jemals heiraten werde«, sagte sie. »Ich leb jetzt mit 'nem Mann zusammen. Wenn man erst verheiratet ist, fängt jeder an, sich über alles Mögliche aufzuregen. War Ihre Frau eifersüchtig?«
»Die erste war's.« Er rülpste. »Hat mich mal mit 'nem Faltcontainer erwischt und deswegen beinahe ermordet.«
»Und was ist ein Faltcontainer?«
»N Präservativ. So nannten wir die Dinger, als wir noch bei der Sitte arbeiteten. In jedem Polizeireport, in dem von Faltcontainer die Rede ist, is 'n Pariser
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