Der Hollywood-Mord
daß diese berühmte Persönlichkeit wie ein Schwerverbrecher steckbrieflich gesucht wurde, und der Cop, der ihn verhaftete, bestimmt ins Fernsehen käme. Nachdem noch in der Nacht eine Kaution ausgehandelt und hinterlegt worden war, arrangierte Nigel St. Claire höchstpersönlich eine Entlassungsparty für den entehrten Kollegen und startete dann seinen Kreuzzug, um ihn vor dem Knast zu retten.
Nigel St. Claire persönlich hatte dem Aufsichtsratsvorsitzenden einen Vorschlag gemacht, wie man schwarze Schafe fern vom Futternapf hielt. Es war ein wirksamer Plan, und der Vorsitzende war einverstanden, auch wenn er Nigel unter vier Augen gestand, daß er dem Bastard am liebsten Feuer unterm Hintern machen und ihn absaufen lassen würde. Und genau das wäre auch passiert, denn beide, der Vorsitzende und Nigel St. Claire, wußten nur zu gut, daß er nicht nur ein krummer Hund war, sondern außerdem dumm, untalentiert, illoyal, stinkfaul, und daß er besser daran täte, schleunigst seinen Vertrag zu kündigen, ehe sein seniler Großvater (der Vater des Vorsitzenden) den kleinen Gauner enterbte und er dann von der Fürsorge leben müßte wie ein Nigger.
Es war ein wirklich heikles Problem, wie jeder wußte, das noch verschlimmert wurde durch die bösartigen Artikel der Los Angeles Times, die praktisch Sonntag für Sonntag darüber herzog, daß Studios durch den Filmverleih Hunderte von Millionen scheffelten und trotzdem nie einen Cent Gewinn machten. (Kein Wunder, wenn die Studiobuchhalter rote Tinte gleich in Zehn-Gallonen-Fässern bestellten?) Und jetzt mußte sich dieses Früchtchen von einem Vorsitzenden-Sohn auch noch erwischen lassen wie irgend so ein hergelaufener, diebischer, eitler Fatzke.
Und war es nicht Nigel St. Claire gewesen, der Henry Kissinger des Busineß, der diesen phantastischen Plan für den Vorsitzenden ausgeklügelt hatte? Es gab nur eine einzige Lösung für dieses diebische kleine Arschloch: ihm einen so hohen Studioposten zu geben, daß seine klebrigen Pfoten nicht mehr mit Geld in Berührung kämen. Er würde an zu vielen anderen Piraten und Freibeutern vorbei müssen, um größere Mengen zu unterschlagen, und die meisten dieser alten Gecken waren einfach zu gerissen, um ihn an ihre Geldsäcke ranzulassen. Es war wirklich ein brillanter Plan.
Darum war tatsächlich Nigel St. Claire und kein anderer die graue Eminenz des Busineß. Mehrere andere Studiopräsidenten hofften nun, daß ihre Unterschlagungen unter den Teppich gekehrt werden könnten, nachdem sie gesehen hatten, was Nigel St. Claires Verhandlungsgeschick bewirkt hatte.
Nigel St. Claire forderte sogar öffentlich eine zweite Chance für seinen Vetter. Denn immerhin hatte dieser Vetter den Mut aufgebracht, das erste Hollywood-Dinner zu organisieren, auf dem die öffentliche Anklage und Verhaftung für diesen Gauner Richard Nixon gefordert worden war.
Aber jetzt war von Nigel St. Claire nicht mal der Name auf dem Asphalt geblieben. Als Al Mackey und Martin Welborn seine ehemalige Bürosuite betraten, stand seine Ex-Sekretärin gerade am Fenster und sah einem gelangweilten Studioschildermaler auf dem Parkplatz zu, der dort gerade einen neuen Namen aufpinselte.
Sie seufzte und tupfte sich einen glitzernden Tropfen von der Wange, als Al Mackey seine Polizeimarke vorzeigte und um ein Gespräch mit Herman St. Claire III bat, dem Übergangspräsidenten der Filmabteilung.
»Ich denke, wir haben diesen anderen Detectives wirklich alles erzählt, was wir wußten«, sagte sie, während sie zu ihrem Schreibtisch zurückging, um sich mit einem Kleenex die Nase zu putzen.
Sie war im besten mannbaren Alter mit ihrem melonenförmigen Hintern und den Augen einer Wildkatze. Al Mackey war entzückt. »Wir mußten den Fall jetzt übernehmen«, sagte Al Mackey. »Tut uns leid, aber wir müssen praktisch mit jedem Zeugen noch einmal reden.«
»Ach, das ist alles so entsetzlich traurig«, sagte die Sekretärin. »Ich habe seit Tagen kein Auge zugekriegt. Wir alle liebten den guten alten Mister St. Claire.« Dann fügte sie schnell hinzu: »Nicht, daß wir den neuen Mister St. Claire nicht genauso mögen wie den alten. Es ist nur so … unerträglich, mitanzusehen, wie sein Name einfach so weggewischt wird vom Parkplatz. Dann wird einem plötzlich klar, daß er genausogut überhaupt nicht gelebt haben könnte. Verstehen Sie, was ich meine?«
»Sicherlich ne tragische Geschichte«, sagte Al Mackey, dann erinnerte er sich, daß sie Tiffany Charles hieß
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