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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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mehr knurren würde.
    Und während Frettchen weinend nach seiner Mama rief und wünschte, er wäre Buchhalter geworden wie sein Papa, und alle möglichen abwegigen Gedanken durch seinen Kopf schossen, an die er sich später nicht mehr erinnerte, richtete der asiatische Killer die Kanone direkt auf Frettchens Mund, genau wie vorher beim Dobermann, und drückte ab. Und es klickte. Der zweizöllige Smith & Wesson war nur ein fünf schüssiger Revolver.
    Der Mörder kreischte auf wie eine Möwe, packte die Aktentasche und begann, am Zaun hochzuklettern. Aber plötzlich hatte er von irgendwoher ein Messer in der Hand und schleuderte es auf das Frettchen, der sofort schützend eine Hand hochriß, um das Messer abzuwehren. Die Schnittwunde quer über die Handfläche mußte später mit zwölf Stichen genäht werden. Als der Killer schon fast über den Zaun war, nahm das wutschnaubende und wie der getötete Dobermann knurrende Frettchen sein Stilett und schleuderte es auf die kletternde Gestalt. Aber da Messerwerfen nur im Film funktioniert, traf die Waffe den Killer mit dem Griff zuerst an der Schulter und fiel dann dem Frettchen ganz harmlos vor die Füße. Während der blutende Drogenfahnder hilflos vor sich hin brüllte und nur allzu gern vier Brustwarzen für eine einzige Kugel gegeben hätte, stieg der humpelnde Mörder über den toten Hund und entkam durch den Bootshof in die Freiheit. Frettchen versuchte noch, an der falschen Seite des Zauns hochzuklettern, und warf mit seiner blutigen Hand Steine nach dem Mörder.
    In der Zeit, in der Frettchen schließlich zu den Beinah-Leichen zurückgehumpelt kam, hatte Wiesel schon ne Menge Dinge geklärt. Die beiden aufgeregten alten Gockel waren Goldhändler aus der Spring Street in der Innenstadt von Los Angeles. Sie hatten schon Gold gekauft und in ihrem Lager gehortet, lange bevor das wertvolle Metall im Wert stieg und an der Börse ungeheure Sprünge machte. Ganz-einfach-Bill hatte ihnen eine beachtliche Menge Krügerrand-Goldmünzen im Laufe der letzten zwei Jahre verkauft, ohne daß Fragen gestellt wurden. Und schließlich hatte er sie ganz scharf gemacht auf einen Großeinkauf von Goldbarren von einem orientalischen »Fischer«; auch hier keine Fragen.
    Die Goldhändler waren mehr als beunruhigt über die Liaison in der Hafengegend, aber Ganz-einfach-Bill war ein vertrauenswürdiger Kunde. Und einer der Goldhändler beschloß, seine Frau mitzubringen, weil er offenbar der Ansicht war, daß die gute alte Puppe ein bißchen zu ihrer Sicherheit beitragen würde, falls man sie doch irgendwie übers Ohr hauen wollte. Denn Ganz-einfach-Bill kannte und mochte sie und würde einer so netten alten Dame niemals weh tun. Und so weiter.
    Daher wollten die drei einfach nicht glauben, daß das Wiesel und das Frettchen recht hatten mit ihrer Behauptung, Ganz-einfach-Bill und das entkommene Schlitzauge hätten erstens vorgehabt, die alte Dame von oben bis unten aufzuschlitzen, von ihrer durchhängenden Gurgel bis runter zu ihrem fröstelnden alten Bauch, und daß sie zweitens die beiden betrügerischen Goldhändler sicher und fest verschnürt und dann aufgeschlitzt hätten wie Spanferkel, um sie anschließend in die Bucht zu werfen, zu all den abgetriebenen Föten, den ungeliebten Strolchen, brutal vergewaltigten Ausreißerinnen und den verzweifelten Selbstmördern aus allen Schichten, die dort ihr Ende gefunden hatten.
    Kaum hatte sich einer der Goldhändler dann wieder soweit gefangen, um zu kapieren, daß das Frettchen den Dieb mit seiner Tasche vollgestopft mit 50.000 Dollar hatte entkommen lassen, legte er sich sogar ausgesprochen flegelhaft mit dem leitenden Lieutenant an, der inzwischen mit fünfundzwanzig Polizisten angerückt war, die in der ganzen Gegend ausschwärmten auf der vergeblichen Suche nach irgendeinem Hinweis auf die Identität des entkommenen Mörders. (Ganz offensichtlich war Ganz-einfach-Bill ein ausgebuffter Profi, der nur bereit war, über seinen Anwalt zu reden, einem aus diesen Century-City-Anwalt-Großbüros mit über hundert Namen. Der Mercedes war unter seinem richtigen Namen William Bozwell eingetragen.)
    Während ein Sanitäter Frettchens Hand verband und ihn fertig machte für den Abtransport ins Krankenhaus, wo er genäht werden sollte, wurde der Tatort von riesenfüßigen, amoklaufenden Blauröcken überrannt, die jede mögliche Spur zertrampelten.
    Der frechere der beiden Goldhändler drehte sich zum Frettchen um und sagte: »Wenn Sie bloß die

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