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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Kanonen unter den Autositzen hervor und krochen an der Mauer entlang, wo ihnen der Gestank von Brackwasser, toten Fischen und Möwenscheiße entgegenschlug, der alles andere als liebliche Geruch des Hafens von Los Angeles.
    Sie hielten kurz an und robbten dann noch tiefer in die Dunkelheit hinein, als plötzlich die Bremslichter des Cadillac erloschen und die beiden Männer ohne die Frau im Auto und ohne die Aktentaschen ausstiegen und zur Kaimauer runtergingen, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
    Jetzt schnappten Wiesel und Frettchen erst mal nach Luft. Hier ging's ganz bestimmt nicht mehr um Hascheinkäufe.
    »Wir sitzen knietief in der Pferdescheiße«, flüsterte das Wiesel.
    »Wir sitzen bis zum Arsch in der Schlangengrube«, flüsterte das Frettchen.
    Sie krochen noch näher heran, aber inzwischen spürten sie die kalte Seeluft überhaupt nicht mehr. Im Gegenteil, sie schwitzten beide wie nach einem Zehn-Meilen-Lauf. Sie verfluchten im stillen den dreiviertel vollen Mond und wünschten Wolkenbänke oder Nebel herbei. Dann schrie plötzlich eine Möwe. Und dann schrie ein Mann.
    Die Frau im Wagen hörte es oder glaubte, es gehört zu haben. Oder war's nur eine andere Möwe gewesen? Sie stieg aus und sagte: »Rodney?«
    Das Wiesel und das Frettchen trabten los und rannten von hinten auf die zitternde Frau zu, die neben dem Cadillac an der geöffneten Tür stand. Der nächste Schrei einer Möwe wurde dann von einem Mann übertönt, der schrie: »Nicht! Bitte! Neiiiiiin!«
    Und dann kreischte die Frau neben dem Cadillac los wie eine ganze Möwenschar, als schmale Schatten in der Dunkelheit auf sie zuflogen und die beiden Drogenfahnder um die Ecke sausten. Ihr lautes Herzklopfen übertönte alles außer den Schreien der Frau. Das Wiesel rannte buchstäblich in Ganz-einfach-Bill hinein, schlug ihm voll ins Gesicht, so daß sein 32er Browning klappernd über das Backsteinpflaster schlitterte, dorthin, wo ein anderes Mitglied des Ensembles, ein Asiate, einen der alten Männer auf dem Boden festhielt, ihm immer wieder auf den Mund schlug und dabei blitzschnell Hand- und Fußgelenke fesselte, um ihm anschließend die Kehle durchzuschneiden und ihn ins Wasser zu werfen.
    Der andere alte Mann, der bereits Auge in Auge mit der Mündung von Ganz-einfach-Bills Automatic gekniet hatte, war bereits gefesselt und verschnürt, als der Gangster zu Boden ging und das Wiesel unmittelbar hinter ihm auf das Pflaster schlug.
    Der Asiate sprang auf, suchte verzweifelt nach seinem Messer, als das Frettchen sie mit einem grellen Lichtstrahl blendete. Während ihm dämmerte, was, zum Teufel, hier eigentlich passierte, war der asiatische Komplize schon auf und davon und rannte weg vom Kai direkt hinüber zur alten Frau im Cadillac. Das Frettchen schoß dreimal auf die entschwindende Gestalt und verfehlte sie dreimal. Dann rannte er hinter ihm her, nach einem Sprung über das verbissen kämpfende Wiesel, das gerade dabei war, Ganz-einfach-Bills Birne mit seiner Pistole zu Brei zu schlagen.
    Der Asiate schlug so heftig auf die alte Frau ein, daß ihr Gebiß herausflog und noch vor ihr selbst klappernd auf der Straße landete. Dann riß er eine von den ledernen Aktentaschen aus dem Auto. Frettchen hatte seine Silhouette zwanzig Yards die Straße hinunter gerade wunderschön im Visier seines Revolvers, als er plötzlich auf dem zerbrochenen Gebiß ausrutschte und unfreiwillig einen Schuß in die schnell herabsinkenden Nebelbänke abfeuerte. Ausgerechnet jetzt war Nebel aufgekommen, als sie eigentlich Licht brauchten.
    Die alte Dame lag immer noch am Boden und schrie »Rodney!«, was ohne ihr Gebiß eher wie ein Jaulen klang, und das Frettchen humpelte immer noch mühsam hinter der fliehenden Gestalt mit der Aktentasche her. Die Verfolgungsjagd endete schließlich an dem Kettenzaun eines Bootshofes voller Motoren. Drinnen tobte ein Dobermann mit Schaum vorm Maul, offenbar wild entschlossen, den Asiaten zu zerfleischen, der gegen den Zaun schlug, die Aktentasche fallen ließ, aus der sofort bündelweise Geld quoll, und drauf und dran war, sich zu ergeben. Aber da stolperte das erschöpfte Frettchen (das nie wieder zehn Dosen Bier im Dienst trinken würde) über den Bordstein und überschlug sich. Und seine Kanone schlitterte davon.
    Der asiatische Killer schrie freudig auf, grabschte sich Frettchens Revolver, drehte sich um und feuerte einen Schuß durch den Zaun direkt ins geöffnete Maul des Dobermanns, der sofort wie ein Stein umfiel und nie

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