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Der Hollywood-Mord

Der Hollywood-Mord

Titel: Der Hollywood-Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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Leben wär die Hölle ohne den Teufel.«
    »Falls Sie irgendwas sehen oder hören, irgend etwas von Bonnie Lee Brewster, rufen Sie mich an, Auntie Rosa. In der Station oder zu Hause. Tag und Nacht. Zu jeder Zeit.«
    »Sie sind ein feiner Kerl, Sergeant Welborn«, sagte Auntie Rosa. Das Zittern ließ nach, als die Polizisten sich zum Gehen erhoben.
    »Schönen Dank, aber ich bin bloß 'n mittelprächtiger Detective. Ich brauch Ihre Hilfe.«
    »Wir werden Bonnie finden, Sergeant Welborn«, sagte Auntie Rosa. »Nein … sie wird uns finden!«
    Als sie zur Station zurückfuhren, sagte Al Mackey: »Möchteste jetzt vielleicht noch irgendwo anders hin, Marty? Vielleicht zur Krankenstation im Veteranenhospital? Aber selbst da würden wir keinen so spinnerten Gesprächspartner wie Auntie Rosa finden. Vielleicht sollten wir mal 'n Astrologen besuchen? Oder hätteste Lust auf die Gong Show?«
    »Ich würd gern noch einmal zum Bowlingbahnparkplatz fahren, Al. Ich möchte den noch mal abschreiten und mit den Angestellten sprechen.«
    »Die Angestellten? Die sind verhört und noch mal verhört worden. Die hatten früh geschlossen. Die haben nichts gesehen, Marty. Nigel St. Claire konnte Bowlingkugeln nicht von Elefanteneiern unterscheiden, gottverdammich!«
    »Okay, laß uns nur noch mal über den Parkplatz gehen. Laß uns nur mal da den … Geruch schnuppern.«
    Und das war nun der Detective, zu dem Marty geworden war, und es war genau die falsche Sorte Detective, davon war Al Mackey überzeugt. Er sagte: »Marty, Verbrechen werden aufgeklärt, indem man nachdenkt. Das hat unsereiner mit dem Erfinder von Scotland Yard gemeinsam. Scheißmystik, die gehört in dunkle Schlafzimmer oder oben in den Laurel Canyon, wo sich diese arbeitslosen Schauspieler in Salzwassertanks legen und glauben, sie sind im Mutterleib, und von daher ihre Ideen kriegen und angeblich ihre Kraft. Der einzige Cop, den ich kenne, der in der Luft rumschnüffelt und Verbrechen aufklärt, arbeitet beim Flughafenkommando und hat vier Beine und 'n buschigen dicken Schwanz und 'n schlechten Atem.«
    Aber Martin Welborn lachte auf seine humorvolle Art nur in sich hinein, und Al Mackey stellte mit einem Blick auf sein bartloses Jünglingskinn, sein kaum ergrautes Haar und seine schmalen, ruhigen Hände fest, daß Marty bestimmt zehn Jahre jünger aussah als er. Und vielleicht war er es, nicht Marty, der eines Tages im Laurel Canyon enden würde, im safrangelben Nachthemd, die Haare voller Vergißmeinnicht. Herrgott, er und Marty waren auf dem besten Wege, ihr Seelenheil bei Yin und Yang {3} zu suchen.
    Die Häuser zeichneten sich gegen einen Himmel ab, über den sich farbenprächtiges Gewitterlicht ausbreitete. Aber in Wirklichkeit kam dieses Licht nur durch die tödlichen silbernen Partikel des Smogs zustande. Martin Welborn ging mit großen Schritten über den Bowlingbahnparkplatz, machte sich umständlich Notizen, blieb immer wieder stehen, um Autos, Fußgänger und das Verkehrsvolumen zu beobachten, während Al Mackey immer wieder den fliegenden Skatertrupps auswich, die wie die Geister in Auntie Rosas Visionen durch Hollywoods Straßen schwebten. Manche Rollschuhläufer trugen Transistorkopfhörer und tanzten wie verrückt zu New-Wave-Musik oder Punkrock. Und tatsächlich, ein paar trugen Punkklamotten. Ein Junge mit einem Transistorhörknopf im Ohr trug Seidenshorts, und sein nackter Körper war mit schillernden Messerstichverletzungen übersät. Das Make-up mußte ihn Stunden gekostet haben. Er flog über den Parkplatz und wiegte sich im Discotakt mit einem Partner, den es nicht gab. Der junge Mann trug auf dem Oberkörper nichts außer Federn und einem ledernen Büstenhalter.
    Plötzlich erschien ein anderer Läufer, diesmal eine Frau, wie ein verschwommener Schatten im Gegenlicht auf der westlichen Seite des Parkplatzes, und sprang über ein Suzuki-Motorrad, das am Außenzaun festgekettet war. Natürlich hatten die Skateboardfahrer überall in der Stadt jede Menge Kunststücke im Springen drauf, aber Al Mackey hatte nicht geglaubt, daß es möglich war, auch mit den schweren Rollschuhen solche Supersprünge zu machen. Sie trug ein ärmelloses Trikot, dessen eines Bein zebragestreift war, dessen anderes in greller Pinkfarbe leuchtete. Das Oberteil aus durchsichtigem Plastikmaterial, in dem sie schwitzte wie ein Schwein, hatte zwei Knöpfe, die wie Gänseblümchen geformt waren, haargenau über ihren Brustwarzen. Damit gehörte sie schon zu den eher

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