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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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niedergeschlagen!
    Warum?
    Bedurfte der junge Messias denn seiner Hilfe nicht? Oder wußte der Knabe schlicht nicht, wen er in Landru vor sich hatte? Daß er keinen besseren Mentor finden konnte als ihn?
    Irgend etwas lief nicht so, wie Landru es als vorbestimmt betrachtet hatte .
    Welches Geheimnis hütete Gabriel, worin bestand sein Ziel konkret, und auf welchem Weg wollte er dorthin gelangen? Nun, er hatte Landru schon gezeigt, daß er über Leichen ging - aber würde er auch über die seine gehen .?
    Landru blieb stehen und erkundete die Ödnis ringsum aus geschmälten Augen, ohne jedoch etwas zu entdecken, das ihm Gefahr oder auch nur Bedrohung signalisiert hätte.
    Und doch wurde er angegriffen!
    Die Attacke erfolgte wie aus dem Nichts, traf ihn unvorbereitet und warf ihn in den Staub.
    Noch im Sturz drehte sich Landru ein wenig, so daß er zu dem hinsehen konnte, der ihn angegangen hatte.
    Das Entsetzen lähmte selbst ihn für eine Sekunde. Denn es war kein Mensch oder Vampir, dem er sich da gegenübersah! Nicht zur Gänze jedenfalls .
    Lediglich von den Füßen bis zum Hals war die Gestalt menschlich. Auf den Schultern jedoch saß der gehörnte Schädel eines Tieres - eines Widders!
    Die Augen darin blickten starr und kalt, und doch vermeinte Landru auf ihrem Grund etwas wie Bewegung auszumachen - ein Flackern, das ihm vertraut war; er hatte es in den Augen vieler Vampire gesehen, wenn Blut zum Beißen nahe war. Es war der Ausdruck von kaum noch gebändigter Gier, und er hatte eine recht genaue Vorstellung von dem, wonach es dem Widderköpfigen ver-langte .
    Das nackte Wesen, dessen Leib zu Teilen von borstigem Fell bewachsen war, sprang. Mit keiner Regung hatte es die neuerliche Attacke erahnen lassen, und so traf auch sie Landru überraschend.
    Das Gewicht des auf ihn stürzenden Körpers trieb ihm pfeifend den Atem aus den Lungen. Seine Rippen knirschten vernehmlich unter dem Aufprall.
    Schlimmer aber war der Treffer, den er im Gesicht hinnehmen mußte. Das Widderwesen drosch ihm das Gehörn mitten hinein. Haut riß, Knochen knackten. Schwarzes Blut lief Landru in die Augen und machte ihn für zwei, drei Lidschläge blind.
    Eine Zeit, die der andere nutzte.
    Der Vampir spürte die Berührung von etwas Rissigem, Hartem an seinen Lippen. Dann drängte etwas Samtrauhes darüber.
    Endlich sah Landru wieder - und er schaute dem Widderköpfigen direkt in die Augen, die ihm seltsam vertraut schienen .
    Das Monstrum - küßte ihn! Freilich ohne Leidenschaft, nur brutal und fordernd. Und es mochte auch kein tatsächlicher Kuß sein, sondern vielmehr .
    Landru rang nach Atem. Der Widderköpfige raubte ihm die Luft. Seine Lungen sackten zusammen wie leere Ballonhüllen, und mit dem Atem entwich dem Vampir noch mehr. Seine Kraft. Schwäche floß an ihre Stelle, und Leere kehrte ein.
    Der Hüter erstickte die aufwallende Panik mit einem einzigen Gedanken. Er besann sich seiner geheimen Kräfte, die ihn stets über andere erhoben hatten. Und er ließ ihnen freien Lauf!
    Wie von unsichtbaren Fäusten fortgezerrt, wich der Widderköpfi-ge von ihm. Landru wollte eilends auf die Beine kommen, doch es wurde ein Taumeln daraus, das er mit gestreckten Armen ausgleichen mußte. Seine Körperkräfte hatten in der kurzen Zeit mehr gelitten, als er angenommen hatte .
    Gehetzt sah der Vampir sich um. Er hatte keinen Zweifel mehr: Er befand sich in wörtlichem Sinn auf Feindesboden! Diese »Welt« war die des Widderköpfigen, seine Arena für den Kampf gegen Landru, und nur er diktierte hier die Bestimmungen. Wenn der Hüter eine Chance haben wollte, mußte er den Kampf anderswo fortsetzen, auf neutralem Terrain, in seiner Wirklichkeit.
    Doch wie sollte ihm die Flucht von hier gelingen? Er wußte doch nicht einmal, wie er hergelangt war .
    Oder doch? War er nicht schon auf dem richtigen Weg gewesen, als er versucht hatte - zu erwachen?
    Landru wiederholte den Versuch. Nur mobilisierte er diesmal andere Kräfte zu diesem Zweck. Sie kamen aus der finstersten Tiefe seines Ichs, lösten sich von dort wie aus zähem Schlamm. Doch einmal freigesetzt, stürzten sie sich förmlich auf seinen Geist, um ihn wie Drogen zu stimulieren.
    Landru brüllte auf. Donner gleich rollte sein Schrei durch diese Welt. Risse entstanden darin wie in einem Spiegel. Sie wurden zu lichtlosen Klüften, die Trümmer drifteten im Zeitlupentempo auseinander, und zwischen ihnen sah der Vampir das stückhafte Abbild des Widderköpfigen, der sich ihm von neuem

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