Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
wäre sie selbst Teil der Natur. Sie roch nach Erde, nach Wald und Harz, nach Sonne und Mond - und nach Weite, unendlicher Ferne ...
    Als er das Gefühl hatte, seine Hände würden hineinreichen in diese Weite, sammelte Hidden Moon Kraft an einem einzigen Punkt tief in seinem Innersten. Er ließ diesen Punkt anschwellen unter konzentrierter Kraft, bis ein glühender Schmerz davon ausging. Dann, kurz bevor er das Gefühl hatte, der Punkt müßte explodieren, ließ er die Kraft frei. Nur einen Weg hielt er ihr geöffnet, alle anderen schottete er kraft seines Willens ab. Er spürte, wie die Energie sengend in seinen Armen entlangfuhr, bis in die Spitzen seiner Finger.
    Und dort wechselte sie über in Lilith!
    Ein Teil seines Bewußtseins floß mit dieser Kraft hinüber in sie. Er ritt auf ihren Wogen durch Liliths Sein; suchend, ohne zu sehen; lauschend, ohne zu hören - und alles, ohne fündig zu werden.
    Hidden Moon war nicht enttäuscht. Er hatte nicht erwartet, schon an der Oberfläche von Liliths Sein zu finden, was er suchte. Es mußte tiefer liegen, so tief, daß die Halbvampirin selbst nicht darum wußte. Der Arapaho ließ die Energie andere Wege gehen, weiter hinab, stets darauf bedacht, diese Wege nicht zu verlassen, damit nichts von der Kraft, die ein Teil seiner Selbst war, unwiederbringlich verlorenging.
    Sein Tasten traf auf neue Ziele. Wenn er einen Vergleich hätte ziehen müsse, so hätte er diese Dinge vielleicht Kokons genannt, die etwas Fremdes bargen. Hidden Moon ließ seine Kraft darum fließen, eine Möglichkeit suchend, ihnen ihr Geheimnis zu entlocken, ohne sie zu zerstören. Das durfte er nicht. Der Schaden, den er damit angerichtet hätte, wäre irreparabel gewesen - und hätte Liliths Geist wenigstens verletzt, vielleicht sogar schlimmere Folgen gehabt .
    Der Arapaho fand keine solche Möglichkeit.
    Nicht, weil es keine gegeben hätte. Sondern weil ihm keine Gelegenheit blieb.
    Etwas - kam!
    Es bahnte sich Wege in Lilith, schuf Öffnungen in ihrem Sein und drang ohne Rücksicht oder auch nur Behutsamkeit ein!
    Hidden Moon hatte den Eindruck, als würden Dämme niedergerissen und Sturzfluten sich in Lilith ergießen. Doch zugleich zog und zerrte das Fremde auch an ihm, mit einer Gewalt, der er nichts entgegenzusetzen hatte.
    Ihm blieb nicht die Zeit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
    Die fremde Kraft würde mit einem Teil seines Ich entschwinden. Er würde nicht mehr er selbst sein, wenn es geschah. Und Lilith war längst fortgesogen worden von dem gewaltigen Strom, weil sie in ihrem momentanen Zustand nicht in der Lage war, auch nur irgendwie zu reagieren. Die tiefe Trance, in die der Arapaho sie versetzt hatte, machte sie zur willenlosen Spielpuppe der unbekannten Macht, die ihren Geist erst geflutet hatte und sich nun wieder zurückzog. Erschrocken, als hätte sie erkannt, daß sie Unheil angerichtet hatte.
    Aber es war längst zu spät.
    Hidden Moon blieb nur eines zu tun, wollte er sich selbst und damit auch Lilith retten.
    Er verschmolz mit dem Teil seiner Kraft, der durch Lilith geflossen war und mittlerweile unwiderstehlich hinweggezerrt wurde.
    Der Arapaho tauchte ganz und gar in Lilith ein, die Wege nutzend, die er geschaffen hatte.
    Er tat es im allerletzten Moment, bevor der Körper der Halbvampirin verschwand, buchstäblich von einem Augenblick zum anderen.
    Zurück blieb ein leeres Lager aus Fellen in einer leeren Blockhütte in den Zedernwäldern South Dakotas am oberen Missourilauf.
    Nichts zeugte davon, welche Mächte hier aufeinandergeprallt waren. Und ebenso wenig gab es ein Anzeichen dafür, daß die Entscheidung um das Schicksal der Menschheit und ihrer Welt in diesem Moment begonnen hatte.
    *
    Salvat fand Kontakt - und schrie auf!
    Unter Aufbietung aller Kunst und Kraft brachte er es fertig, die eigene Trance gerade noch aufrechtzuerhalten. Die Folgen eines sofortigen Abbruchs wären unabsehbar, gewiß aber verheerend gewesen - auch für ihn selbst ...
    Zunächst hatte Salvat sich mit der Sichtung all dessen befaßt, was in den Visionen der Para-Träumer wild auf ihn eingestürmt war. Er hatte die verworrenen Eindrücke quasi auseinandergeklaubt und neu zusammengesetzt, so daß sie Sinn ergaben. Einen zutiefst erschütternden Sinn ...
    Details über das Bevorstehende blieben ihm zwar verwehrt, doch was er erfuhr, war viel entsetzlicher, als er befürchtet hatte. Und es stand unmittelbarer bevor, als er geglaubt hatte. Der Zwischenfall von vor ein paar Tagen, der Bruder

Weitere Kostenlose Bücher