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Der Hort der Waechter

Der Hort der Waechter

Titel: Der Hort der Waechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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hörte er noch Gabriels Stimme wie aus immer größer werdender Ferne:
    »Schlafe, mein Vater - und träume süß .«
    * »Was hast du vor?«
    Verunsicherung klang aus Liliths Stimme. Wie Hidden Moon es sie geheißen hatte, lag sie ausgestreckt auf dem Fellager. Er selbst saß neben ihr, während er seine Finger immer wieder in kleine Tiegel tauchte, um dann undeutbare Zeichen auf ihre Haut zu malen. Dazu hatte sie ihrem Mimikrykleid befehlen müssen, sich zurückzuziehen, so daß sie nun nackt bis auf ein schwarzes Band um die Hüften dalag.
    Unter anderen Umständen hätte sie diese Tatsache ebenso genossen wie die sanften Berührungen des Arapaho. Er hatte in der Zeit, die sie nun schon zusammen verbrachten, bewiesen, daß er phantasievoll war, was Liebesdinge anbetraf, und der Akt als solcher mit seinem Höhepunkt war ihm nicht immer das Wichtigste. Manches Mal hatten sie beide tiefste Befriedigung erlangt, ohne wirklich miteinander geschlafen zu haben.
    Jetzt aber war Lilith nur unangenehm, was Hidden Moon mit ihr tat. Die düstere Ernsthaftigkeit seiner Miene und die gemurmelten fremdartigen Worte, die nicht einmal sie verstand, obgleich sie sich in jeder Sprache dieser Welt verständigen konnte, taten ein Übriges, um die Situation unheimlich werden zu lassen.
    »Nicht reden. Vertrau mir«, flüsterte der Vampir, und für den Moment schien er mit zwei Zungen zu sprechen. Denn das Murmeln verstummte nicht, während er zu ihr sprach.
    Im Grunde wußte Lilith ja, was Hidden Moon versuchte. Er wollte eine neuerliche Begegnung mit dem Fremden »heraufbeschwören« -oder zumindest erkunden, was sie vielleicht insgeheim von ihm wußte, ohne daß es ihr selbst bewußt gewesen wäre. Wie er dieses Ziel jedoch erreichen wollte, hatte er Lilith nicht näher erklärt.
    In deinen Träumen .
    Obwohl sie den Arapaho nun schon eine Weile kannte, war er für Lilith noch immer ein Mysterium. Sie wußte nur wenig über seine Macht und Möglichkeiten. Er hatte ihr nur erzählt, daß er der Lieblingssohn Makootemanes gewesen war. Der alte Arapaho war schon vor der Kelchtaufe, die ihn im Jahre 1688 zum Vampir gemacht hatte, mit Dingen vertraut gewesen, die ein Weißer und auch viele seines eigenen Volkes sich nie hätten vorstellen können. Die Vampir-werdung mußte ihm dann den eigenen Horizont noch erweitert haben.
    Magie war ein nur unzureichendes Wort für das, wozu Makoo-temane vor seinem endgültigen Tod fähig gewesen war. Lilith selbst hatte ja einen Bruchteil davon aus eigener Anschauung erfahren, und schon dieses Wenige war mehr als nur unglaublich gewesen .
    Einen Teil seines Wissens hatte Makootemane mit Wyando, wie Hidden Moon unter den Arapaho hieß, geteilt. Um ihn alles zu lehren, dazu hätte vielleicht nicht einmal das beinahe ewige Leben eines Vampirs gereicht.
    Dennoch reichten die Fähigkeiten und Kenntnisse Hidden Moons, um Erstaunliches zu vollbringen, das für menschliche Begriffe an Zauberei grenzte.
    Beruhigt von diesen Gedanken, schenkte Lilith dem Arapaho das Vertrauen, um das er sie gebeten hatte, und ließ ihn gewähren.
    Sie lauschte den fremden Worten und ließ die wohlige Schwere, die in ihre Glieder drängte, willig ein. Ihre Lider begannen zu flattern, und nach einer Weile schlug Lilith sie nicht mehr auf. Sie versank in der Ruhe, die über sie gekommen war, wurde unempfindlich für alles andere. Einzig Hidden Moons Berührungen nahm sie noch wahr, doch sie schienen sich nicht mehr auf die Oberfläche ihrer Haut zu beschränken, sondern tiefer zu dringen. Als öffneten die Symbole, die der Arapaho daraufgemalt hatte, ihren Leib, um ihn selbst einzulassen, auf daß er teilhatte an allem, was darin war. Nicht in ihrem Fleisch, sondern in dem, was Blicken unsichtbar blieb und allein mit Sinnen zu erfahren war.
    Lilith wußte nicht, daß ihre Gedanken Hidden Moons tatsächlichem Tun sehr nahe kamen .
    Der Arapaho hatte selbst längst die Augen geschlossen, sich blind und taub gemacht für alles, was sich nicht den Bewegungen seiner Finger und Hände erschloß. Alles andere war ohne Bedeutung für das, was er tat, hätte nur gestört, was auf Wegen verlief, die allein der reine Geist beschreiten konnte.
    Mit Farben und Pasten, die er aus Gräsern, Wurzeln und anderen Gaben der Natur gewonnen hatte, zeichnete er, stets mit mehreren Fingern zugleich unterschiedliche Bewegungen vollführend, Symbole und Worte entlang der natürlichen Linien und Formen ihres Körpers. Ein Duft stieg von Lilith auf, als

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